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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine
Autoren: Hannes Nygaard
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dass jemand solche Bücher bestellt?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Es gibt ein
Riesenangebot an Fachbüchern. Die kann man nicht alle kennen, selbst wenn man lange in der Branche tätigt ist. Diese beiden Titel sagen mir überhaupt
nichts.« Sie zuckte wie zur Entschuldigung mit den Schultern. »Nie gehört.«
Dann gab sie erneut etwas in ihren Computer ein. Anschließend zeigte sie mit
ihrer gepflegten Hand auf den Bildschirm. »Die werden auch nur ganz selten
nachgefragt.«
    Vollmers bedankte sich. Dann wandte er sich an den
Kriminaltechniker, der immer noch neben dem Opfer kniete.
    »Haben Sie schon etwas für uns?«, fragte er.
    Der Beamte sah hoch. »Nicht viel. Zwei Schuss. Einer
hat ihn ins Gesicht getroffen, der zweite ging ins Herz. Es sieht aus, als wäre
das ein fast aufgesetzter Schuss gewesen.« Der Kriminaltechniker deutete mit seinem
Finger einen Kreis um das Loch auf der linken Körperseite an. »Man kann
deutlich die Schmauchspuren erkennen. Das sieht wie verbrannt aus. Daraus
schließe ich, dass die Waffe dicht an die Kleidung gehalten wurde.«
    Aus der Wunde war nur wenig Blut ausgetreten. Der
Einschuss im Gesicht machte keinen appetitlichen Eindruck.
    »Wenn man Vermutungen anstellt, könnte man glauben,
dass der Täter sein Opfer verfolgte, kaltblütig auf das Gesicht zielte,
abdrückte, und, um ganz sicherzugehen, sich bückte und einen finalen Schuss
mitten ins Herz abgab.«
    »Ich kann das natürlich nicht bestätigen«, antwortete
der Beamte der Spurensicherung. »Aber an Ihrer Vermutung ist viel dran.« Dann
wandte er sich wieder seiner Arbeit zu.
    »Haben Sie schon etwas bei der Untersuchung seiner
Kleidung feststellen können? Was hatte er bei sich? Das Handy haben wir vorhin
gehört.«
    Der Beamte sah auf. »Er war ein starker Raucher. Das
erkennt man an den Nikotinspuren an der rechten Hand. Ich habe bei ihm ein
Feuerzeug und eine angebrochene Schachtel Gitanes Maïs gefunden. Außerdem eine
Packung Tempotaschentücher, ein Portemonnaie und ein Schlüsselbund.« Der Beamte
hielt das Bund hoch. »Sieht aus wie ein Haustürschlüssel, das hier …«, er
zeigte auf einen kleineren Schlüssel, »könnte zum Briefkasten gehören. Dies ist
ein weiterer Haustürschlüssel, das hier …«, er hielt den nächsten Schlüssel
hoch, »könnte ein Schrankschlüssel sein. Vielleicht für einen Schreibtisch.«
    »Kein Autoschlüssel?«, fragte Vollmers.
    »Nein. Nichts dabei. Dafür haben wir das Portemonnaie
untersucht. Ein wenig Kleingeld. Nur Euro, keine Fremdwährung. Führerschein,
Personalausweis, mehrere Kreditkarten, Mitgliedskarte einer Krankenversicherung
und ein Presseausweis. Alles im Scheckkartenformat.«
    »Presseausweis?«
    Der Kriminaltechniker sah Vollmers an. »Ja. Sagte
ich.«
    »Die Sache wird interessant«, murmelte der
Hauptkommissar halblaut vor sich. »Ein Journalist, die merkwürdigen Bücher …
Und dann die Hinrichtung durch einen Profi.« Vollmers sah sich suchend um.
»Frank«, winkte er einen in der Nähe stehenden Mitarbeiter heran.
    »Was ist?« Oberkommissar Frank Horstmann arbeitete
schon lange mit Vollmers zusammen.
    »Habt ihr Zeugen gefunden?«
    Horstmann nickte. »Ja. Mehrere Passanten wollen einen
Mann mit südländischem Aussehen gesehen haben, der Havenstein gefolgt ist. Er
da«, dabei zeigte Horstmann auf den Toten, »ist offenbar aus einer schmalen
Gasse namens Pastorengang gekommen. Ein junges Paar hat gesehen, dass der
Verfolger ebenfalls diesen Weg genommen hat. Wir haben die Aussage der
Bedienung eines benachbarten Cafés, von Kunden und Personal der Buchhandlung …
An Augenzeugen mangelt es nicht. Bei der Täterbeschreibung gibt es wie so oft
sehr unterschiedliche Darstellungen, aber auch viele Übereinstimmungen. Ich
glaube, wir können uns ein gutes Bild vom Mörder machen.«
    »Mir gibt zu denken, dass der Täter überhaupt keine
Anstalten unternommen hat, sich zu tarnen. Er hat in Kauf genommen, von vielen
Leuten identifiziert zu werden. So wie er vorgegangen ist, scheint es sich
nicht um jemanden zu handeln, der im Affekt zur Waffe gegriffen hat.«
    Horstmann brummte etwas Unverständliches. Dann sagte
er: »Die beiden Schüsse … Das war eiskalt und wohlüberlegt. Wenn du mich
fragst, haben wir es mit einem professionellen Killer zu tun.«
    Vollmers informierte den Oberkommissar über das, was
er von dem Kriminaltechniker und Frau Holl erfahren hatte.
    »Es ist sicher zu früh, Schlussfolgerungen zu ziehen«,
meinte Horstmann. »Aber das
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