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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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hatte die Gelegenheit beim Schopf gepackt und einen Karren, vollgestopft mit Vorräten, mit ins Dorf gebracht – als hätte er geahnt, dass Johann und Elisabeth während seiner Abwesenheit zurückgekommen waren.
    Und nun wurde gegessen, getrunken und gelacht, im strahlenden Sonnenlicht eines späten Sommertages.
    Hand in Hand saßen Johann und Elisabeth zwischen ihren Freunden und den Dorfbewohnern. Wie die anderen konnte Elisabeth noch kaum glauben, dass sie hier einfach so sitzen konnte, im Licht des Tages, das so lange ein erbarmungsloser Feind gewesen war.
    Das Heilmittel des Abtes, dessen Zutaten sie und Johann unterwegs besorgt hatten, hatte gewirkt. Nach und nach waren bei den Dorfbewohnern die Anzeichen der Krankheit schwächer geworden, auch wenn sie nicht ganz verschwunden waren. Immer noch waren die Adern sichtbar, aber die Augen waren nicht mehr milchig, und nachdem das Zahnfleisch wieder gewachsen war, sahen die Zähne nicht mehr so groß und bedrohlich aus.
    Aber das Wichtigste war, dass sie bei Tageslicht leben konnten. Die Dorfbewohner saßen in der Sonne, die vor allem die Kinder noch nie so gesehen hatten, und genossen die Wärme, das Licht nach der ewigen Nacht. Neben Johann saßen der Preuße und Sophie, er hatte den Arm über ihre Schultern gelegt. Die vier kamen kaum zum Essen; immer und immer wieder erzählten sie sich, was in Turin und in den Wäldern geschehen war. Und wie sie es sich in Göss versprochen hatten, stießen die Männer in regelmäßigen Abständen mit einem frischen Krug Bier an.
    Von Freising und Karl saßen in der Nähe. Der Jesuit hatte ebenfalls einen Krug Bier vor sich, während Karl genüsslich ein Stück Braten nach dem anderen verspeiste. Er hatte sich geschworen, für Hans mitzuessen, und wie es aussah, würde er seinen Schwur mehr als nur erfüllen.
    Von Freising nahm einen großen Schluck, der seine Kehle hinabschäumte. Er blickte zu Johann und Elisabeth, deren Bauch ihre Schwangerschaft nun unmissverständlich verriet, zum Preußen und Sophie, deren Gesichter vor Glück strahlten. Er sah die Dorfbewohner und ihre Kinder, die lachend zwischen den Tischen hin- und herliefen.
    Und über allem standen die grünen Wälder und die Berge, auf deren Spitzen sich die Schnee- und Eisfelder glitzernd gegen den tiefblauen Himmel abhoben.
    Von Freising fühlte es, alle fühlten es – der Schatten, der so lange auf diesem Tal gelegen hatte, war verschwunden.
    Das Leben war zurückgekehrt.
    LXXXVI
    Verwundert musterte Johann die Felsenkapelle, die sich vor ihnen auftat. Auch Elisabeth, von Freising und der Preuße blickten staunend auf die Kapelle und das große Kreuz über dem Eingang, der im Schatten lag.
    Sophie nickte. „Hier hat alles angefangen. So hat es Heinrich erzählt.“
    Sie ging auf den Eingang zu, die anderen folgten ihr. Karl war im Dorf geblieben und half Ludwig, sich im Gasthaus einzurichten. Der Wirt hatte entschieden, noch zu bleiben und sich um das leibliche Wohl der Bewohner zu kümmern. Karl selbst wollte schon bald aufbrechen, zusammen mit Johann, Elisabeth und von Freising.
    Sie betraten das Innere der Felsenkapelle. Es war schattig und angenehm kühl. Sophie sah sich um, alles war unverändert: die Bänke, der steinerne Altar, die Nische.
    Der Altar.
    Sie dachte an die Nacht, als Heinrich sie hierhergeführt hatte. Als sie gefühlt hatte, was hier vor Jahrzehnten geschehen war, als der erste von ihnen geboren wurde.
    Wie damals legte sie die Hand auf den Altar. Ihr Atem ging schneller, sie wartete.
    Aber nichts geschah.
    Steinern und ungerührt lag die Oberfläche des Altars unter ihrer Hand.
    Es hat aufgehört.
    Der Gedanke stieg plötzlich und mit absoluter Gewissheit in ihr hoch. Lächelnd nahm sie die Hand vom Altar.
    „Was ist mit dir?“ Fragend blickte der Preuße sie an.
    Sie gab ihm einen Kuss. „Es ist nichts. Nur ein schöner Gedanke.“
    Von Freising räusperte sich. „Wir sind an einem heiligen Ort.“
    Der Preuße grinste. „Die Pfaffen. Können einfach nicht aus ihrer Haut.“
    „Du bet mir lieber die drei Vaterunser, die du dem Herren noch schuldest“, entgegnete von Freising ungerührt.
    Der Preuße rollte mit den Augen und wandte sich an Sophie. „Musst du alles weitererzählen?“
    „Benimm dich, dann hab ich nichts zum Weitererzählen.“ Wieder gab sie ihm einen Kuss und blickte von Freising schelmisch an. Der schüttelte seufzend den Kopf.
    Johann lächelte. Die beiden wirkten wie füreinander geschaffen, schon lange
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