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Monuments Men

Monuments Men

Titel: Monuments Men
Autoren: Robert M. Edsel
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die Bergleute Harry, wurde die Lösung flüchtig. Noch ein weiterer Monat, dann wäre die dünnere Flüssigkeit explodiert. Niemand bezweifelte, dass dieser »Unfall« von jener Person angestrebt worden war, die die Kammer zugemauert hatte.
    Aber trotz aller Gefahren gingen die Bergungsarbeiten weiter. Als sich die Kämpfe dem Ende zuneigten, hatte es Diskussionen darüber gegeben, was man mit den Kunstobjekten tun solle, die in Deutschland und Österreich entdeckt wurden. Schließlich wurde entschieden, dass alle Kulturgüter, auch jene, die rechtmäßig Deutschland gehörten, an ihr Ursprungsland zurückgegeben werden sollten. Nachdem diese Entscheidung getroffen war, wollten die westlichen Alliierten die Kunstwerke so schnell wie möglich zurückführen. Die Armee hatte dafür jedoch nicht genügend Personal. Zudem hatte es eine Rückführung von Kunstgütern in diesem Ausmaß noch nie gegeben, und daher herrschte auf der Welt berechtigter Zweifel. Die westlichen Alliierten hatten das Schicksal ihrer Nationen und eine ganze Generation junger Männer aufs Spiel gesetzt; würden sie daher ihre Siegesbeute wirklich so schnell wieder zurückgeben?
    Im Spätsommer beantwortete General Eisenhower diese Frage auf überzeugende Weise. Da ihm bewusst war, wie wichtig die westlichen Verbündeten waren, ordnete er die sofortige Rückgabe der bedeutendsten Kunstwerke an ihr jeweiliges Land an, bevor der systematische Rückführungsprozess begann. Als Erstes wurde der Genter Altar zurückgegeben. Kurz darauf folgten andere Meisterwerke, darunter die berühmten Buntglasfenster der Straßburger Kathedrale, die von den Franzosen als Nationalheiligtum betrachtet wurden. Die Nachricht verbreitete sich in der Kommandokette und erreichte schließlich auch den Schützen Harry Ettlinger 210 Meter tief im Bergwerk. Die Fenster waren nicht schwer zu finden, aber solche wertvollen Kunstwerke aus einer im Betrieb befindlichen Saline herauszubefördern, war eine anstrengende, nervenaufreibende Arbeit. Dann kam das Verpacken: Insgesamt wurden es 73 Kisten. Mitte Oktober wurden die Fenster katalogisiert, verpackt und transportfertig gemacht. Doch anstatt zu einer MFAA-Sammelstelle wurden die Fenster mit einem Konvoi direkt vom Bergwerk nach Straßburg gebracht. Am 4. November 1945 wurde ihre Rückkehr mit einer aufwendigen Zeremonie gefeiert, bei der James Rorimer in die französische Ehrenlegion aufgenommen wurde. Er war damit der erste Monuments Man, der eine solch hohe Auszeichnung erhielt.
    Unterdessen war Harry Ettlinger eine neue wichtige Aufgabe übertragen worden. Durch die Plünderungszüge der Nazis waren nicht nur vielen Nationen ihre kostbaren Schätze gestohlen worden. Die Nationalsozialisten hatten darüber hinaus Familien beraubt: Sie hatten ihnen ihre Lebensgrundlagen genommen, ihre Chancen, ihr Erbe, ihre Erinnerungsstücke und all die Dinge, durch die sie sich identifizierten und als Menschen definierten. Dies wurde Harry Ettlinger durch einen Brief seines Großvaters bewusst, den er im Oktober 1945 erhielt. Kurz bevor er 1939 aus Deutschland floh, hatte sich Großvater Oppenheimer gezwungen gesehen, seine geliebte Sammlung von Exlibris und Kunstdrucken im Lagerhaus einer Fabrik in der Nähe von Baden-Baden zu verstecken. Er merkte sich den Namen der Fabrik, die Nummer des Lagerhauses und die Schlösserkombination und er verließ seine Heimatstadt mit der Hoffnung dass seine persönlichen Schätze den Krieg überstehen und eines Tages wieder den Weg zurück in seine Hände finden würden. Jetzt, sechs Jahre später, war sein Enkel als Monuments Man, der sich um die Bergung von Kunstschätzen kümmerte, in Deutschland stationiert. Oppenheimer hoffte, dass ihm Harry dazu verhelfen konnte, seine Sammlung zurückzuerhalten – falls es sie noch gab.
    Eine Gelegenheit bot sich erst im November, als der Chauffeur des Verwalters der französisch besetzten Zone im Hotel Kronprinz abstieg. Dieser Mann, er hieß Jacques, war Automechaniker und wollte sich das Mercedes-Werk im benachbarten Stuttgart anschauen. Harry fragte ihn, ob er ihm eine Fahrt in die französische Zone nach Baden-Baden ermöglichen könne. Der Chauffeur erklärte sich gerne dazu bereit.
    So machten sich an einem sonnigen Tag im November 1945 Jacques, der Schütze Harry Ettlinger und das »adoptierte« Mitglied seiner Einheit, der Holocaust-Überlebende Ike, mit einem Jeep auf, um eine Sammlung von Drucken und Exlibris zu suchen die die persönlichen
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