Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Titel: Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
behilflich war. Er hatte ihr garantiert, dass ihr Vater nie wieder die Hand gegen sie, ihre Schwestern oder ihre Mutter erheben würde. Und falls doch, dann würde er für alle Zeiten vom Erdboden verschwinden.
    Fest überzeugt, dass Cal es absolut ernst meinte, hatte Veena gefragt, was sie für ihn tun könne. Dann hatte Cal angefangen zu erklären, dass die gesammelten Operationsergebnisse sich als Enttäuschung erwiesen hatten. Die Daten waren zu gut, und Nurses International sei klar geworden, dass man selbst für ein paar schlechte Resultate sorgen müsse. Dann hatte er ihr erklärt, wie sie sich das mit dem Succinylcholin vorgestellt hatten. Veena war zunächst geschockt, zumal sie nicht die geringste Vorstellung hatte, wofür diese »schlechten Ergebnisse« überhaupt gebraucht wurden. Aber Cal redete immer weiter und sagte, dass es ja nur ein einziges Mal nötig sei und dass sie sich dadurch von ihrem Vater frei machen und auswandern konnte, ohne schlechtes Gewissen und ohne ihre Schwestern und ihre Mutter einem Risiko auszusetzen. Dabei war ihr immer klarer geworden, dass sie so ein Angebot nie wieder bekommen würde. Schließlich hatte sie spontan beschlossen, mitzumachen. Und nicht nur das, sie wollte es sofort erledigen, noch am selben Abend, damit sie nicht allzu viel darüber nachgrübeln konnte, was sie da eigentlich tat.
    Aufs Neue fest entschlossen, die Angelegenheit endlich hinter sich zu bringen, und mit einer klaren Vorstellung, welche Schritte im Einzelnen durchzuführen waren, holte Veena tief Luft. Dann stieß sie sich von der Treppenhauswand ab, schlug die Augen auf und sah noch einmal nach, ob der hinter der Wand liegende Flur wirklich leer war. Die Anspannung ließ das Pochen in ihren Schläfen heftiger werden, und sie machte sich entschlossen auf den Weg in Maria Hernandez’ Zimmer. Doch schon nach wenigen Schritten kam eine der Spätschichtschwestern aus dem Zimmer genau gegenüber von Mrs Hernandez, sodass Veena auf der Stelle erstarrte. Zum Glück hatte die andere Schwester sie gar nicht gesehen. Sie hielt den Blick konzentriert auf ihr Medikamententablett gerichtet und ging den Flur hinunter, immer weiter weg vom Stationstresen. Schließlich verschwand sie genauso plötzlich, wie sie aufgetaucht war, in einem Krankenzimmer.
    Mit einem stummen Seufzer der Erleichterung blickte Veena in Richtung Tresen. Alles ruhig. Also eilte sie weiter und stand nach wenigen Sekunden vor Maria Hernandez’ Tür. Sie stieß sie auf, trat ein und lehnte die Tür wieder genau so an, wie sie gewesen war. Der Fernseher lief, aber ohne Ton. Das Licht war so weit heruntergedimmt, dass die Zimmerecken im Schatten lagen. Mrs Hernandez selbst war gut zu erkennen. Sie hatte das Kopfteil um etwa fünfundvierzig Grad geneigt und schlief tief und fest. Das neonartige Licht aus dem Fernseher warf einen schwachen Schimmer auf ihre Gesichtszüge. Ihre Augenhöhlen lagen tief im Schatten, was ihr ein unheimliches Aussehen verlieh, so als wäre sie bereits tot.
    Zum Glück schlief sie. Veena wollte die ganze beklemmende Prozedur so schnell wie möglich hinter sich bringen. Sie hastete zu dem Bett und holte dabei die Spritze aus der Tasche. Vorsichtig achtete sie darauf, nicht an das Metallgitter des Bettes zu stoßen, während sie nach dem Infusionsschlauch griff, und nicht am Schlauch zu ziehen, um die Patientin nicht aufzuwecken. Mit der einen Hand hielt sie den Infusionsport fest und zog mit den Zähnen den Deckel von der Spritze. Dann senkte sie mit angehaltenem Atem die Nadel in den Port. Als die Nadelspitze im Inneren des Infusionsschlauchs sichtbar wurde, machte sie sich innerlich bereit, den Kolben zu drücken. Doch dann wäre sie vor Schreck beinahe senkrecht in die Luft gesprungen. Ohne erkennbaren Grund drehte Mrs Hernandez den Kopf in Veenas Richtung und blickte zu ihr hinauf. Ein leichtes Lächeln lag auf ihren Lippen.
    »Danke, meine Liebe«, sagte sie.
    Veena gefror das Blut in den Adern. Sie wusste, dass sie jetzt sofort handeln musste, ansonsten würde sie es nie mehr schaffen. Mit voller Wucht drückte sie den Kolben der Spritze nach unten, sodass sich die ganze Ladung Succinylcholin in den Blutstrom der Patientin ergoss. Was letztlich den Ausschlag gegeben hatte, war eine plötzliche, absolut irrationale Wut darüber, dass diese Frau nicht nur die Taktlosigkeit besaß, aufzuwachen, sondern sich auch noch bei ihr zu bedanken. Offensichtlich dachte sie, dass Veena ihr eine lindernde Medizin verabreichen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher