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Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Titel: Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen
Autoren: Robin Cook
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nickte. Er war zwar zu Tode verängstigt, konnte jetzt aber hoffen, dass er nicht sterben musste. Dieser Albtraum hier war nur eine Warnung.
    Sachin verpasste ihm noch einmal einen überraschenden Schlag, sodass er auf den Rücken fiel. Wieder klingelten ihm die Ohren, und wieder fing seine Nase an zu bluten.
    Wortlos zog Sachin seinen Lederhandschuh aus, starrte einen Augenblick lang wütend auf Basant hinunter, gab seinen Begleitern ein Zeichen und kehrte zu dem schwarzen Mercedes zurück.
    Als Basant erkannte, dass sie ihn jetzt in Ruhe lassen wollten, setzte er sich unendlich erleichtert auf und versuchte, auf die Beine zu kommen. Einen Augenblick später musste er sich mit einem Sprung zurück in den losen Müll in Sicherheit bringen, weil die große Limousine auf ihn zugeschossen kam und ihn nur um wenige Zentimeter verfehlte. Basant starrte dem schweren Wagen der Gangster hinterher, während die roten Rücklichter sich im rauchigen Nebel verloren. Erst jetzt wurden ihm die Dunkelheit und der Gestank, die ihn umgaben, wirklich bewusst, ebenso wie die Tatsache, dass seine Nase und sein Arm bluteten, dass er eine kleine Schar Müllkippenkinder angelockt hatte, die ihn stumm anstarrten, und dass die Ratten langsam immer näher kamen. Erneut ergriff ihn eine plötzliche Angst- und Ekelattacke, und er rappelte sich auf, wühlte sich aus dem matschigen Müll heraus und gelangte wieder auf die festere Fahrspur. Da ihm infolge des Fußtritts die ganze Seite wehtat, verzog er unentwegt das Gesicht. Es war eine mondlose Nacht, und er konnte kaum etwas sehen, aber dennoch hastete er wie ein Blinder mit ausgestreckten Armen vorwärts. Es würde sehr lange dauern, bis er zu einer befahrenen Straße kam. Das war nicht schön und sicherlich auch beängstigend, aber zumindest war er am Leben.

 
    ZUR GLEICHEN ZEIT IN EINEM STADTVIERTEL VON NEU-DELHI
     
    In einer lebhaften Geschäftsstraße, eingeklemmt zwischen für die Gegend typischen dreigeschossigen Stahlbetongebäuden, deren Fassaden fast vollständig hinter Schrifttafeln auf Hindi und Englisch verschwanden, stand das auffallend moderne fünfstöckige Queen Victoria Hospital. Es bestand, im schroffen Gegensatz zu den Nachbarhäusern, aus bernsteinfarbenem Spiegelglas und grünem Marmor. Benannt nach der beliebten englischen Königin aus dem 19. Jahrhundert, damit Medizintouristen sich gleichermaßen angesprochen fühlen konnten wie die rapide wachsende indische Mittelschicht, war die Klinik ein Menetekel der Moderne, hineingestoßen mitten ins Zentrum der Zeitlosigkeit Indiens. Ebenfalls im Gegensatz zur unmittelbaren Umgebung mit ihrer Überfülle an belebten kleinen Geschäften, die um diese Zeit fast alle noch geöffnet hatten und hartes blau-weißes Neonlicht auf die Straße fallen ließen, sah die Klinik so aus, als hätte sie sich bereits schlafen gelegt. Das getönte Glas ließ kaum etwas von der weichen Innenbeleuchtung nach draußen dringen.
    Wären nicht die beiden groß gewachsenen, traditionell gekleideten Sikh-Türsteher zu beiden Seiten des Eingangsportals gewesen, man hätte glauben können, die Klinik sei geschlossen. Im Inneren neigte sich der Tag eindeutig seinem Ende entgegen. Als tertiäres Krankenhaus ohne eigene Notaufnahme nahm das Queen Victoria keine Notfälle an, sondern hatte sich ausschließlich auf die Durchführung sogenannter elektiver Operationen verlegt. Diese Operationen waren nicht lebensnotwendig und konnten im Voraus terminiert werden. Das schmutzige Abendbrotgeschirr war längst schon abgeholt, gespült und im Schrank verstaut worden, und die meisten Besucher waren nach Hause gegangen. Krankenschwestern gaben die abendlichen Medikamentenrationen aus, entsorgten Schläuche und Verbandsmaterial von den Operationen des Tages oder saßen im Schein heller Lampen hinter dem Stationstresen und machten letzte Einträge in die computerisierten Krankenakten.
    Nach einem hektischen Tag mit siebenunddreißig schweren Operationen kehrten nun überall, auch bei den hundertsiebzehn Patienten, langsam Ruhe und Entspannung ein. Überall, nur nicht bei Veena Chandra. Während ihr Vater aus der stinkenden, ekelhaften Mülldeponie trottete, mühte Veena sich im dämmerigen Anästhesieraum eines leeren Operationssaals ab. Das einzige bisschen Licht drang aus dem abgedunkelten Hauptflur durch die Glasscheiben herein. Veena versuchte gerade mit zitternden Fingern, die Nadel einer Zehn-Kubikzentimeter-Spritze in den Gummideckel einer Ampulle mit
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