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Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Titel: Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes
Autoren: Robin Cook
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Ärzten heutzutage zur Verfügung stand, von einer bakteriellen Ansteckung ausging, hatte er nie angemessen gewürdigt.
    Ihm war zwar klar, dass Bakterien in der Vergangenheit schreckliche Seuchen wie zum Beispiel die Schwarze Pest verursacht hatten, aber das war schon lange her. Er fand Bakterien jedenfalls weitaus weniger besorgniserregend als Viren wie zum Beispiel das Vogelgrippe-Virus H5N1, das Ebola-Virus oder das AIDS-Virus, die ununterbrochen in den Medien waren und als riesige Gefahr dargestellt wurden. Darüber hinaus war David sich vage darüber bewusst, dass es auch sogenannte gute Bakterien gab, die zum Beispiel zur Herstellung von Käse und Joghurt benötigt wurden. Daher machte er sich auch, als er sich an einem Montagmorgen des Jahres 2007 in das Angels Orthopedic Hospital begab, um sein gerissenes vorderes Kreuzband durch Fremdgewebe ersetzen zu lassen, keine Gedanken um irgendwelche Bakterien. Was ihm wirklich Sorgen bereitete, waren die Narkose und die Angst, nach der Operation nicht wieder aufzuwachen. Außerdem beschäftigte er sich mit der beängstigenden Möglichkeit, dass die ganze qualvolle Prozedur, die nach Aussage eines seiner Kumpels ziemlich schmerzhaft war, keinen Erfolg brachte und er seinen geliebten Tennissport nicht wieder aufnehmen konnte.
    Als Programmierer einer stark expandierenden Software-Firma in Manhattan verbrachte David, wie er sich ausdrückte, eine Menge Stunden auf dem Hintern und an seinen Bildschirm festgekettet. Da er aber, seit er denken konnte, immer ein sportlicher Typ gewesen war, brauchte er den Wettkampf als Ausgleich, Tennis war genau sein Ding. Bis zu der Verletzung, die er sich ungefähr einen Monat vor der Operation zugezogen hatte, hatte er mindestens viermal pro Woche gespielt. Er hatte sogar, wenn auch vergeblich, versucht, seine beiden vorpubertären Söhne für das Spiel zu interessieren.
    Was seine Verletzung anging, hatte er keine Ahnung, wie das passiert war. Er hatte sich immer fit gehalten. Er konnte sich nur noch daran erinnern, wie er nach einem seines Erachtens guten Schmetterball ans Netz gestürmt war. Doch leider war der Angriff weniger gut gewesen als erhofft, und sein Gegenspieler hatte einen platzierten Passierball links an David vorbeigeschlagen. Mitten im Lauf hatte David den vorderen Fuß in den Boden gestemmt und sich nach links gedreht, um den Ball zu erwischen. Aber er war nicht einmal in die Nähe der Filzkugel gelangt. Stattdessen hatte er plötzlich auf dem Platz gelegen und sich mit beiden Händen das schmerzende Knie gehalten, das sofort dramatisch angeschwollen war.
    Angesichts der stürmischen Entwicklungen, denen David nach seiner Operation ausgesetzt war, kann man sicherlich der Meinung sein, dass er eine respektvollere Haltung gegenüber Bakterien hätte an den Tag legen müssen. Schon wenige Stunden nach dem Eingriff begann eine relativ kleine Anzahl von Staphylokokken, die in Davids Knie und die verzweigten Bronchiolen seiner Lungen eingedrungen waren, ihr molekulares Hexenwerk.
    Staphylokokken sind eine weit verbreitete Bakterienart. Rund zwei Milliarden Menschen, ein knappes Drittel der Weltbevölkerung also, tragen sie als Schmarotzer in den Nasenlöchern oder an anderen überwiegend feuchten Körperzonen auf der Haut mit sich herum. David war einer von ihnen. Doch jener spezielle Subtyp des Bakteriums, der in Davids Körper gelangt war, stammte nicht aus seinem eigenen Bestand. Vielmehr handelte es sich um eine besondere Ausprägung des Staphylococcus aureus, die sich die Tatsache zunutze gemacht hatte, dass Staphylokokken mit großer Leichtigkeit genetische Informationen austauschen können. Dadurch gelingt es ihnen, ihre Virulenz, also ihre Ansteckungskraft, weiter zu erhöhen und sich Vorteile im ständigen Kampf ums Überleben zu verschaffen. Diese Unterart war nicht nur resistent gegen sämtliche penicillinartigen Antibiotika, sie war außerdem in der Lage, eine ganze Masse ziemlich bösartiger Moleküle zu produzieren, darunter solche, die den Bakterien dabei behilflich waren, sich an den Zellwänden von Davids kleinsten Kapillaren festzusetzen, während andere die Abwehrzellen vernichteten, die Davids Körper zur Bekämpfung der beginnenden Infektion ausgesandt hatte. Angesichts seiner schwindenden zellulären Abwehrkräfte erreichte das Wachstum der Bakterien schnell exponentiale Dimensionen und hatte schon nach wenigen Stunden das Stadium der Sekretbildung erreicht. Zu dem Zeitpunkt aktivierte das
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