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Mondspiel: Novelle (German Edition)

Mondspiel: Novelle (German Edition)

Titel: Mondspiel: Novelle (German Edition)
Autoren: Christine Feehan
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Unschuld geöffnet. Die Boulevardpresse war brutal gewesen, voller Anschuldigungen, die sich um Drogen, Eifersucht und Okkultismus drehten. Die Spekulationen, Dillon hätte seine Frau mit einem anderen Mann im Bett erwischt und es sei zu einer Orgie von Sex, Drogen,Teufelsanbetung und Mord gekommen, waren viel zu prickelnd gewesen, um nicht ausführlich von den Skandalblättern ausgeschlachtet zu werden – lange, bevor die tatsächlichen Ereignisse ans Licht kommen konnten. Jessica hatte Tara jämmerlich schluchzend in ihrem Zimmer vorgefunden. Wer auch immer es für angebracht gehalten hatte, die Zwillinge über die Vergangenheit ihres Vaters in Kenntnis zu setzen, hatte mehrfach angerufen, Trevor und Tara abscheuliche Dinge ins Ohr geflüstert und darauf beharrt, ihr Vater hätte mehrere Menschen ermordet, darunter auch ihre Mutter.
    »Euer Vater ist in das brennende Haus gelaufen, um euch Kinder zu retten. Er dachte, ihr wärt beide drinnen. Jeder, der heil herausgekommen war, hat versucht ihn aufzuhalten, aber er hat sich gewehrt, ist ihnen entwischt und hat
sich euretwegen in ein flammendes Inferno gestürzt. Das ist kein Hass, Tara. Das ist Liebe. Ich erinnere mich noch an jenen Tag, bis in alle Einzelheiten.« Sie presste die Finger auf ihre pochenden Schläfen. »Ich kann es niemals vergessen, ganz gleich, wie sehr ich mich anstrenge.«
    Und angestrengt hatte sie sich wirklich.Verzweifelt hatte sie versucht, die Klänge des Singsangs zu übertönen, den Anblick der schwarzen Kerzen auszublenden und den Geruch der Räucherstäbchen zu verdrängen. Sie erinnerte sich an das Geschrei, die erhobenen Stimmen, das Geräusch der Schüsse. Und an die Flammen, die schrecklichen, gierigen Flammen. An die Rauchschwaden, die so dicht gewesen waren, dass man nichts hatte sehen können. Auch die Gerüche vergingen nicht. Selbst jetzt hatte sie beim Aufwachen manchmal noch den Gestank von brennendem Fleisch in der Nase.
    Trevor legte einen Arm um sie. »Weine nicht, Jessica. Nun sind wir schon mal hier und frieren alle, also lasst uns einfach weiterlaufen. Lasst uns Weihnachten mit Dad feiern, einen Neubeginn machen und versuchen, diesmal mit ihm klarzukommen.«
    Jessica lächelte ihn durch den Regen und die Tränen an. Trevor. Er war seinem Vater so ähnlich und wusste es nicht einmal. »Wir werden ein wunderbares Weihnachtsfest verbringen,Tara.Warte ab, du wirst es sehen.«
    Sie stiegen die restlichen Stufen hinauf, bis der Boden sich ebnete und Jessica den vertrauten Pfad fand, der sich durch die dichten Wälder zum Anwesen wand. Die kleine Insel im Meer zwischen Washington und Kanada war relativ abgelegen. Hier verkehrte nicht einmal eine Fähre vom Festland. So hatte Dillon es sich gewünscht, denn er wollte, dass seine Familie auf seiner eigenen Insel ungestört
war. Früher hatte es Wachpersonal und Hunde gegeben. Jetzt gab es hier nur noch Schatten und quälende Erinnerungen, die ihr in der Seele wehtaten.
    In den alten Zeiten hatte es auf der Insel vor Menschen gewimmelt, und es hatte reges Treiben geherrscht; jetzt war es still und nur ein Hausmeister lebte in einem der kleineren Häuser irgendwo auf der Insel. Jessicas Mutter hatte ihr erzählt, Dillon dulde auf Dauer nur einen einzigen älteren Mann hier. Selbst bei Regen und Wind war nicht zu übersehen, dass das Bootshaus schlecht instand gehalten wurde und die Straße, die in einem Bogen zum Haus hinaufführte, überwuchert war und kaum benutzt wurde. Am Landungssteg, wo immer etliche Boote gelegen hatten, war zwar jetzt keines in Sicht, doch im Bootshaus musste Dillon immer noch ein Boot liegen haben.
    Der Pfad führte durch den dichten Wald. Der Wind peitschte die Äste so kräftig, dass der Baldachin, den die Bäume über ihren Köpfen bildeten, bedrohlich schwankte. Der Regen konnte die Wipfel nur mit Mühe durchdringen, doch einzelne Tropfen trafen laut platschend auf den Weg. Kleingetier verschwand raschelnd im Gebüsch, wenn sie vorüberkamen.
    »Ich glaube nicht, dass wir noch in Kansas sind«, scherzte Trevor mit einem unsicheren Lächeln.
    Jessica drückte ihn an sich. »Löwen und Tiger und Bären, meine Güte«, zitierte sie aus Der Zauberer von Oz und freute sich über das breite Grinsen auf seinem Gesicht.
    »Ich kann einfach nicht glauben, dass er hier lebt«, schniefte Tara.
    »Tagsüber ist es wunderschön«, beharrte Jessica. »Warte ab, es ist ein herrlicher Ort. Die Insel ist klein, aber hier gibt es alles.«
    Sie folgten einer
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