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Mondspiel: Novelle (German Edition)

Mondspiel: Novelle (German Edition)

Titel: Mondspiel: Novelle (German Edition)
Autoren: Christine Feehan
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Rändern des Gartens waren Statuen grimmiger Raubkatzen verstreut, die aus dem dichten Gestrüpp herauslugten.
    Tara rückte näher an Jessica und ein kleiner besorgter Laut entschlüpfte ihr, als sie die Schieferplatten des Gehwegs erreichten. Sie alle zitterten gewaltig, und ihre Zähne klapperten; Jessica redete sich ein, es läge am Regen und an der Kälte. Sie waren bis auf wenige Meter an die Veranda mit ihren hohen, dicken Säulen herangekommen, als sie es hörten. Ein tiefes, grimmiges Knurren. Es kam aus dem Wind und dem Regen und sein Ursprungsort ließ sich unmöglich bestimmen, doch die Lautstärke schwoll an.
    Tara bohrte ihre Finger in Jessicas Arm. »Was tun wir jetzt?«, wimmerte sie.
    Jessica spürte, dass das Kind unkontrolliert zitterte. »Wir gehen weiter. Trevor, halt deine Taschenlampe bereit – du könntest sie brauchen, um sie dem Ding über den Schädel zu ziehen, falls es uns angreift.« Sie ging weiter auf das Haus zu und nahm die Zwillinge mit. Ihre Bewegungen waren langsam, aber stetig, denn sie wollte das aggressive Verhalten eines Wachhundes nicht dadurch auslösen, dass sie rannte.
    Das Knurren schwoll zu einem warnenden Bellen an. Unerwartet wurden der Rasen und die Veranda von Licht
überflutet, und der große Schäferhund, der sie mit gesenktem Kopf und entblößten Lefzen erwartete, kam zum Vorschein. Er stand direkt neben der Veranda im dichten Gestrüpp und hielt den Blick fest auf sie gerichtet, als sie die Stufen erreichten. In dem Moment, in dem der Hund sich in Bewegung setzte, wurde die Haustür aufgerissen.
    Tara brach in Tränen aus. Jessica hätte nicht sagen können, ob es Tränen der Erleichterung oder der Furcht waren. Schützend schlang sie ihre Arme um das Mädchen.
    »Was zum Teufel soll das?«, begrüßte sie ein schlanker Mann mit zotteligem blonden Haar, der in der Tür stand. »Ruhe,Toby«, befahl er dem Hund.
    »Vertreib sie schleunigst von meinem Anwesen«, brüllte eine andere Stimme aus dem Inneren des Hauses.
    Jessica starrte den Mann in der Tür an. »Paul?« In ihrer Stimme schwang immense Erleichterung mit. Sie ließ die Schultern hängen und plötzlich brannten auch in ihren Augen Tränen. »Dem Himmel sei Dank, dass du hier bist! Die Kinder brauchen dringend eine heiße Dusche, um sich aufzuwärmen.Wir sind halb erfroren.«
    Paul Ritter, ein früheres Bandmitglied und ein langjähriger Freund von Dillon Wentworth, gaffte sie und die Zwillinge fassungslos an. »Meine Güte, Jess, du bist es. Und du bist ganz erwachsen. Das sind wohl Dillons Kinder? « Er trat hastig zurück, um sie einzulassen. »Dillon, wir haben noch mehr durchgefrorene Besucher, die dringend eine heiße Dusche und heiße Schokolade brauchen!« Paul zog Jessica, nass, wie sie war, in seine Arme. »Ich kann nicht glauben, dass ihr drei hier seid. Es ist so schön, euch zu sehen. Dillon hat mir kein Wort davon gesagt, dass ihr kommt. Sonst hätte ich euch am
Bootssteg abgeholt.« Er schloss die Tür gegen den Wind und den Regen. Die plötzliche Stille brachte ihn zum Schweigen.
    Jessica blickte zu der schemenhaften Gestalt auf der Treppe. Im ersten Moment verschlug es ihr den Atem. Diese Wirkung hatte Dillon immer auf sie. Er lehnte an der Wand und wirkte elegant und lässig, die klassische Dillon-Pose. Das Licht ergoss sich auf sein Gesicht, das Gesicht eines Engels. Dichtes blau-schwarzes Haar fiel gewellt auf seine Schultern, so schillernd wie die Flügel eines Raben. Auf seinen markanten Gesichtszügen war die Andeutung von Bartstoppeln zu sehen. Sein Mund war ungeheuer sinnlich, und seine Zähne waren verblüffend weiß, doch das, was auf alle, einschließlich Jessica, immer wieder eine hypnotische Wirkung ausübte, waren seine Augen, umwerfende, leuchtend blaue Augen, die vor Intensität glühten.
    Jessica spürte, wie sich Tara neben ihr rührte und ehrfürchtig zu ihrem Vater aufblickte. Trevor gab ein leises Geräusch von sich, das fast gequält klang. Die blauen Augen starrten auf die drei herunter. Sie sah, wie sich Freude und ein Ausdruck wohlwollenden Erstaunens auf Dillons Gesicht breitmachten. Als er vortrat und mit beiden Händen das Geländer packte, lag ein bezauberndes Strahlen auf seinem Gesicht. Er trug ein kurzärmeliges Hemd und seine nackten Hände und Arme waren so deutlich zu erkennen, als sei ein Scheinwerfer, der jedes Detail hervorhob, darauf gerichtet worden. Seine Arme, seine Handgelenke und seine Hände waren von einem Geflecht aus vernarbter Haut
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