Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mondscheingeflüster

Titel: Mondscheingeflüster
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
ihrem Zimmer zu sehnen.
    »Warum!« Ted stellte den Motor ab. »Hast du keine Lust, mit mir allein zu sein?«
    »Doch. Ich bin nur ... ich bin nur ein bisschen müde ...«
    Er wirkte etwas verärgert. »Mein Gott, es ist erst kurz nach elf Uhr! Wirst du um diese Zeit schon müde? Dann bist du in New York fehl am Platz. Hier geht es jetzt erst richtig los!«
    Kathrin schwieg gekränkt. Er hätte sie nicht gleich so anzufahren brauchen. Wieder spürte sie seine Lippen auf ihren.
    »Mach es doch nicht so kompliziert, Kathrin«, flüsterte er. »Du magst mich doch, oder? Und ich mag dich. Warum sollten wir dann jetzt jeder allein nach Hause gehen?«
    Seine Küsse wurden intensiver, seine Hände schienen überall an ihrem Körper zu sein. Kathrin presste sich in ihren Sitz, als wolle sie rückwärts ausweichen. Was hatte er vor? Sie fand die ganze Sache nicht mehr aufregend, sondern nur noch beängstigend.
    »Nicht, Ted«, sagte sie nervös, als es ihr endlich gelang, zwischen seinen Küssen Atem zu holen und sprechen zu können. »Ich würde jetzt wirklich gern ins Hotel gehen.«
    Sie wusste nicht, dass sie damit Teds Eitelkeit einen schweren Schlag versetzte, denn die meisten Mädchen, die er kannte, hätten sich darum gerissen, eine solche Situation zu erleben.
    »Was ist denn los mit dir, verdammt noch mal?«, fragte er wütend. »Du tust so, als wäre ich irgendein grässlicher Typ, vor dem man am besten wegläuft! Hat dir das deine Mami eingeschärft: Lass dich nicht von fremden Männern in fremden Autos küssen!«
    »Nein, hat sie nicht.«
    »Du benimmst dich aber so! Wie ein dummes kleines Mädchen, das von nichts eine Ahnung hat!«
    Kathrin schluckte. »Ich habe auch von nichts eine Ahnung«, murmelte sie.
    Ted, der sich inzwischen auf seinen Sitz zurückgezogen hatte, lachte etwas verächtlich. »Kann ich mir kaum vorstellen.«
    »Doch. Du ... du bist der erste Junge, der mich geküsst hat ...«
    In der Dunkelheit konnte sie sein Gesicht kaum erkennen, aber sie spürte, dass er sie entgeistert anstarrte.
    »Das gibt's doch nicht!«, sagte er schließlich.
    Kathrin war inzwischen alles egal. »Ja, das gibt's!«, erwiderte sie heftig. »Weil ich nämlich gar nicht achtzehn bin! Ich bin fünfzehn!«
    »Fünfzehn? Und da lassen sie dich in der Aufmachung herumlaufen?«
    »Ich hab niemanden gefragt!«
    »Und warum, zum Teufel, behauptest du, du bist achtzehn?«
    »Weil du sonst nicht mit mir ausgegangen wärst.«
    »Allerdings nicht. Fünfzehn! Mein Gott, du bist ja noch ein richtiges Baby«
    »Ich bin kein Baby! Und die drei Jahre, die machen doch keinen Unterschied.«
    Ted lachte wieder, diesmal klang es ziemlich zynisch.
    »Nein, natürlich nicht! Die spielen nicht die geringste Rolle. Sie könnten mich nur ins Gefängnis bringen. Was glaubst du, wie viele arglose Männer auf diese Nummer schon reingefallen sind? Ich hatte nur nie gedacht, dass ich auch so blöd sein könnte!«
    Kathrin fühlte sich hundeelend. Ihr war übel vom Alkohol, und es deprimierte sie zutiefst, dass der Abend, der so schön begonnen hatte, ein so unerfreuliches Ende finden musste. Ted, der schöne, elegante Ted, würde sie ins Hotel bringen und sich dann nie wieder blicken lassen. Sie spürte deutlich, dass er ernsthaft wütend war.
    »Wolltest du nur deshalb mit mir weggehen?«, fragte sie leise. »Um hinterher ...«
    »Quatsch.« Ein Streichholz flammte auf, Ted zündete sich eine Zigarette an. »Das ist schon okay. Aber ich hasse es auf den Tod, wenn ich angelogen werde. Verstehst du? Du hattest überhaupt keinen Grund, irgendwelche Dinge zu erfinden!«
    »Ich dachte, du sprichst wahrscheinlich kein Wort mit mir, wenn du weißt, dass ich noch so jung bin! Ich dachte ...«
    »Du hättest ein bisschen gründlicher nachdenken sollen, Kathrin. Es war doch klar, dass ich es herausfinden würde. Und dass ich sauer sein würde, damit musstest du auch rechnen.«
    »Bist du es denn? Ich meine, bist du wirklich so böse auf mich?«
    »Ja. Aber wir brauchen darüber nicht zu reden. Nicht mehr. Ich bring dich jetzt in dein Hotel, und dann fahre ich noch mal ins Village und amüsiere mich. Ich will noch was haben von dem Abend.«
    Kathrin brach in Tränen aus. Damit konnte Ted nun überhaupt nichts anfangen.
    »Du benimmst dich wirklich wie ein Baby!«, fuhr er sie an. »Hör bloß auf zu heulen, das ist wirklich das Letzte, was ich jetzt noch brauchen kann!«
    Kathrin schluchzte heftig auf, sie war gekränkt und verletzt. Mit zittrigen Fingern
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher