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Mondlaub

Titel: Mondlaub
Autoren: Tanja Kinkel
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verschmolz. »Schließlich hast du alle Zeit der Welt.«

Nachwort
    Abu Abdallah Muhammad, auch genannt Boabdil, der letzte Emir von Granada, starb über dreißig Jahre später in Fez, wo ihn der Sultan gastfreundlich aufgenommen hatte. Er unterstützte den Herrscher bei der Niederschlagung einer Rebellion und wurde in der entscheidenden Schlacht getötet, was die Chronisten zu dem Kommentar veranlasste, das sei wahrhaft ein Beispiel für die Launen des Schicksals: »Er starb bei der Verteidigung eines fremden Reiches, nachdem es ihm an Mut gefehlt hatte, bei der Verteidigung seines eigenen zu sterben.«
    Don Rodrigo Ponce de Leon, Marquis von Cadiz, starb dagegen nicht in der Schlacht, sondern im Bett, an einer Krankheit, die er sich bei der Belagerung von Granada zugezogen hatte, im August 1492.
    Fray Hernando de Talavera wurde der erste Erzbischof von Granada. Er achtete darauf, dass die Vereinbarungen des Vertrags eingehalten wurden, ließ seinen Klerus Arabisch lernen und verfasste selbst Katechismen und Gebetbücher in dieser Sprache. So errang er zwar den Respekt der Bevölkerung, aber keine Massenbekehrungen, was man ihm bald zum Vorwurf machte. Er wurde durch Francisco de Cisneros ersetzt, der nicht nur den Koran, sondern auch etwa viertausend arabische Bücher öffentlich verbrennen ließ und gewaltsame Taufen durchsetzte.
    Als Isabella von Kastilien 1504 starb, verlor Talavera seinen letzten Einfluss. Mit Einverständnis Fernandos wurden Freunde und Mitarbeiter Talaveras sowie seine Schwester und sein Neffe von der Inquisition verhaftet. Die Anschuldigung lautete, Talavera beabsichtige die Wiedereinführung des Judentums in den spanischen Ländern. Nach einem zweijährigen Prozess konnte sich Talavera rehabilitieren, doch er starb noch im selben Jahr.
    Die Moslems in Granada rebellierten noch mehrmals gegen die wiederholten Vertragsbrüche durch ihre neuen Herrscher, doch, wie Cisneros meinte, waren Eide Ungläubigen gegenüber nicht gültig. 1501 erklärten Fernando und Isabella, Gott habe sie erwählt, um das Königreich Granada von den Ungläubigen zu reinigen, und das taten sie auch, mit aller Konsequenz. Umso erstaunlicher ist es, dass die letzten Nachkommen der Araber erst etwa hundert Jahre später das Land verließen, zu einem Zeitpunkt, als Spanien seinen Gipfel als Großmacht bereits erklommen hatte und dabei war, ihn wieder zu verlassen. (Die Juden wurden bereits 1492, nach der Eroberung von Granada, aus Kastilien und Aragon vertrieben.)
    Isabel de Solis gebar Abul Hassan Ali zwei Kinder, von denen mindestens eines ein Sohn war, doch was aus ihnen wurde, bleibt Thema für Spekulationen. Das Schicksal meiner Heldin ist daher frei erfunden, nicht dagegen Jusuf ben Ismail (Josef ha Levi Ibn Nagralla), der auf die beschriebene Weise am 30. Dezember 1066 in Granada umgebracht wurde. Seine posthumen Aktivitäten gehen natürlich allein auf mein Konto - aber wer weiß?

Bibliographie
    Al-Azmeh, Aziz: Arabic Thougths and Islamic Societys. Croom Helm, London 1986.

    Ashtor, Eliyahu: The Jews of Moslem Spain. Bd. I - III, Jewish Publication Society of America, Philadelphia 1979.

    Bargebuhr, Frederick P: The Alhambra. Walter de Gruyter & Co. Verlag, Berlin 1968.

    Burckhardt, Titus: Die maurische Kultur in Spanien. Callwey Verlag, München 1970.

    Erlanger, Philippe: Isabella die Katholische. Casimir Catz Verlag, Gernsbach 1990.

    Harvey, L. P: Islamic Spain. University of Chicago Press, Chicago 1990.

    Liedl, Gottfried: Al-Hamra: Zur Geschichte der spanisch-arabischen Renaissance in Granada. Turia und Kant Verlag, Wien 1990.

    Mayer, Reinhold (Hrsg.): Der Talmud. Goldmann Verlag, München 1980.

    Perez, Joseph: Ferdinand und Isabella. Callwey Verlag, München 1989.

    de Silva, Colin: Arena of Assassins. Harper Collins, London 1991.

    Schimmel, Annemarie (Hrsg.): Der Koran. Reclam Verlag, Stuttgart, 1960.

    Wördemann, Franz: Die Beute gehört Allah. Die Geschichte der Araber in Spanien. Piper Verlag, München 1985.

    Walcott, Derek: Die Reconquista. Wilhelm Heyne Verlag, München 1978.
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