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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer
Autoren: Melanie Rawn
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schnaufend die Kellerstufen herauf und stieß einen entsetzten Schrei aus: Meath klopfte ihm auf die Schulter.
    »Alles unter Kontrolle. Aber ich fürchte, wir haben Eure Gaststube verwüstet.« Er blickte hinunter, als sich geschickte Hände an seinem Arm zu schaffen machten. »Ist nicht weiter schlimm«, sagte er zu Willa.
    »Nicht schlimm?«, schnaubte sie und zog den Verband fest, für den sie ein paar Streifen von ihrer Schürze abgerissen hatte. »Es ist also nicht weiter schlimm, dass es in meinem Haus beinahe Tote gegeben hätte! So, und jetzt findet heraus, wer diese Raufbolde sind und was hier vorgeht. Ich hole derweil einen guten, starken Wein. Der wird das Blut ersetzen, das Ihr verloren habt.«
    Meath wollte widersprechen. Er hielt die Wunde nur für einen Kratzer – doch dann erinnerte er sich an den ausgezeichneten Wein, mit dem ihn Prinz Lleyn im letzten Herbst in diesem Gasthaus verwöhnt hatte. Begeistert erklärte er seine Zustimmung. Willa schnaubte erneut.
    Einrichtung und Geschirr hatten mehr Schaden davongetragen als die Beteiligten selbst. Rialt würde allerdings ein paar Tage lang Schmerzen in der Schulter haben. Die Kaufleute waren jedoch mehr in ihrer Würde verletzt als an ihren Hinterteilen. Meath stellte einen umgeworfenen Stuhl auf, probierte aus, ob er noch hielt, und zeigte auf die Kommandantin aus Griben, die auf dem Boden saß, die Hände hinter dem Rücken zusammengebunden. »Nehmt Platz«, lud er sie ein.
    Mürrisch und unbeholfen gehorchte sie. Ihre rote Tunika war an der einen Schulter etwas dunkler, doch Meath war sich sicher, dass die Wunde nur oberflächlich war. Drei ihrer Gefährten würden gewaltige Kopfschmerzen bekommen, und der vierte würde eine Weile nicht ganz gerade laufen können. Nachdem Meath sich davon überzeugt hatte, dass ihr Zustand einigermaßen zufriedenstellend war, stellte er sich mit verschränkten Armen vor ihre Anführerin. Ihre wütende Forderung, er solle sie sofort losbinden, beeindruckte ihn nicht.
    »Kommandantin«, sagte er, »es ist mir völlig gleichgültig, ob Ihr vor Prinz Veldens Schlafzimmer Wache steht, wenn er seine Frau mit seiner Anwesenheit beglückt. Ihr wisst, welche Gesetze hier gelten.«
    »Das war eine private Angelegenheit zwischen mir und meinen Männern«, fauchte sie. »Ihr habt kein Recht …«
    »Ich habe das Recht eines jeden Menschen hier, dafür zu sorgen, dass die Gesetze befolgt werden. Ich will ein paar Sachen wissen, und zwar gleich: Euren Namen, die Namen Eurer Männer und den Grund für diesen Verstoß gegen Prinz Lleyns Frieden. Und dann werdet Ihr Euch bei denen entschuldigen, die Ihr heute beleidigt habt, und Wiedergutmachung für den angerichteten Schaden leisten.«
    »Entschuldigung!« Sie sog hörbar den Atem ein und funkelte Meath an.
    Der blickte hinab, als Pol ihn am Ärmel zupfte. »Was ist?«
    »Ich habe Giamo losgeschickt, die Patrouille zu holen. Sie werden bald hier sein.«
    »Gute Idee. Danke.« Der Junge war etwas blass, schien sich jedoch im Griff zu haben. »Geht es Euch gut?«
    »Ja. Aber ich glaube nicht, dass es einfach um eine Meinungsverschiedenheit ging«, fügte er nachdenklich hinzu. »Eigentlich bin ich sicher, dass der mit dem Bart das Ganze absichtlich angezettelt hat.«
    Meath fürchtete sich beinahe, den Grund dafür herauszufinden. Ebenso wenig wollte er sich erklären lassen, wie Pol das Feuer beschworen hatte. Meath und Eolie hatten ihm nie gezeigt, wie das ging. Vielleicht hatte Sioned es getan, ehe Pol Stronghold verlassen hatte, doch Meath bezweifelte das. Pol hätte ihm sicher davon erzählt.
    Der Faradhi schaute in die klaren Augen hinunter. »Und warum soll er einen Kampf angezettelt haben?«, fragte er leise.
    »Weil er mich töten wollte«, meinte Pol mit einem Achselzucken. »Rialt hat verhindert, dass er sein zweites Messer werfen konnte. Ihr wart mit den anderen beschäftigt und habt es nicht gesehen. Aber er hat auch beim ersten Mal nicht auf Euch gezielt. Er war hinter mir her.«
    Es war unnatürlich für einen Vierzehnjährigen, dass er so ruhig über solche Dinge sprach. Meath wollte ihm einen Arm um die Schultern legen, doch Pol entschlüpfte ihm und ging zur Kellertür hinüber, wo gerade Willa mit einigen irdenen Weinkrügen aufgetaucht war. Pol sicherte sich einen davon und nahm einen tiefen Schluck. Dann half er ihr, die anderen zu servieren. Meath kippte den Inhalt seines Krugs in zwei Zügen hinunter und wandte sich dann dem Mann zu, der bewusstlos unter dem
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