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Mond-Elfe

Titel: Mond-Elfe
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du einfach sagen, ›verschwinde‹! und wirfst ein Kissen gegen die Tür.«
    »In Ordnung.« Er zögerte. »Dürfte ich dich wohl noch einmal küssen?«
    »Aber ich habe doch meine langweiligen Kleider wieder an!« protestierte sie.
    »Aber du bist doch nicht langweilig.« Er lächelte sie an.
    Ihr Herz fing Feuer. »Oh! Dolph, ich werde dich ewig lieben!« rief sie aus und küßte ihn mit soviel Leidenschaft, wie sie sich gerade noch traute, ohne zu riskieren, ihn abzuschrecken.
    Dann verließen sie den Raum. Dolph schlich sich ins Schlafzimmer zurück, um die Stellung zu halten, und Electra machte sich im Mondlicht zum Lager der Naga auf.
    Bei Nacht sah der Strand wundervoll aus. Der Sand war weich und hell, und die Meereswellen plätscherten sanft vor sich hin, um die Unebenheiten des Tages zu glätten. Der Mond benutzte das Wasser als Spiegel, indem er sich in jeder Welle brach. Alles war lieblich und jedes Ding liebte seine Nachbarn, denn dies war die Insel der Liebe.
    »Nun denn, du Braut auf Zeit!« rief eine Stimme und ließ Electra beinahe aus der Haut fahren. Zum Glück konnte sie die Hände gegen die Brust pressen und rechtzeitig innehalten, um ihre Haut zu retten. Sie hatte geglaubt, allein zu sein.
    »Wer…?« japste sie.
    »Wir kennen uns bereits. Ich bin die Dämonin Metria, erinnerst du dich?«
    Oje! Von allen Wesen, die Electra in diesem Augenblick ganz sicher nicht treffen wollte, stand diese Dämonin zwei Plätze vor allen anderen auf der Rangliste. Es könnte Metria nämlich großen Spaß machen, allen möglichen Leuten von dieser befremdlichen Mission zu erzählen. Aber Electra würde sie unmöglich loswerden, indem sie sich einfach nur abweisend verhielt. Und außerdem war sie sich gar nicht sicher, ob sie überhaupt fähig wäre, abweisend zu sein, sogar im Fall von Metria, denn sie glühte noch immer von Dolphs Kuß. Er hatte sie doch wahrhaftig darum gebeten, als sie ihre Alltagskleidung anhatte! Deshalb bemühte sie sich, möglichst gleichgültig zu erscheinen. »Ich erinnere mich.«
    »Was beschäftigt deinen sommersprossigen Geist?« wollte die Dämonin wissen.
    »Dolph hat mich geküßt!« sagte Electra. »Sogar in diesen Kleidern!«
    »Natürlich. Du hast immer noch dein rosafarbenes Höschen drunter.«
    Electras Herz kehrte auf den Boden zurück. Das stimmte. Die Magie dieses Höschens wirkte immer noch. Hätte sie ihr altes angezogen, wäre es sicher anders gekommen. »Vermutlich«, sagte sie matt.
    »Und wohin willst du jetzt?«
    Was nützte es zu lügen, selbst wenn es einen Zweck gehabt hätte? Die Dämonin hatte es vermutlich schon lange erraten. »Wir wissen nicht, wie wir den Storch herbeirufen können. Ich will Nada fragen gehen.«
    »Oha! Also habt ihr das heute nacht vor. Vielleicht werde ich zuschauen.«
    »Wenn du das machst, dann tun wir es nicht!« sagte Electra herausfordernd. Aber das war nur ein Bluff, denn sie mußten es ja tun. Wenn sie es nicht taten, wäre die Ehe nicht vollzogen und damit endgültig, und Electra müßte an ihrem achtzehnten Geburtstag sterben – das war morgen. Zwar nicht sofort – in Wirklichkeit würde der Prozeß mit Herzbluten und Verfall beginnen, wenn der Zauber verflog, und sie würde innerhalb weniger Stunden altern und in Vergessenheit geraten. Dann wäre Dolph auf jeden Fall frei, Nada zu heiraten. Aber er würde unglücklich sein, weil seinetwegen jemand anders sterben mußte. Und sie wollte nicht, daß er unglücklich wurde.
    »Aber wenn du es tust«, fuhr die Dämonin unbarmherzig fort, »wird Dolph frei sein, sich scheiden zu lassen und morgen Nada heiraten. Das muß ein tolles Gefühl sein.«
    »Wenigstens wird er glücklich werden«, entgegnete Electra kurz.
    »Er ist ein Idiot.«
    »Das stimmt!«
    Verblüfft durch Electras bereitwillige Zustimmung, entschwand Metria, und Electra fühlte sich erleichtert.
    Sie war an der Südspitze der Insel angekommen. Wo mochten Nada und Naldo sein? Sie erspähte sie in der See, wo sie in ihrer natürlichen Gestalt herumschwammen und lachten, während sie sich mit ihren Schwänzen mit Wasser bespritzten.
    »Nada!« rief Electra.
    Nadas Kopf fuhr herum. »Lectra, was tust du denn hier unten?«
    »Ach Nada, bitte, es ist lebenswichtig für mich! Sag mir, wie man dem Storch das Zeichen gibt.«
    Nada und ihr Bruder arbeiteten sich zum Ufer vor. Sie erreichten den Strand und glitten hinauf zu Electra. Die Schlangen bewegten sich genauso parallel zueinander. »Aber, Lectra«, protestierte Nada.
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