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Mörderisches Paradies

Mörderisches Paradies

Titel: Mörderisches Paradies
Autoren: Heather Graham
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dumm oder naiv und bestimmt nicht vertrauensselig – immerhin ging sie in Miami zur Schule. Wenn sie es für notwendig hielt, konnte sie sehr vorsichtig sein.
    Aber im Moment hielt sie das nicht für notwendig.
    Sie lächelte den Mann an und sagte: “Hi.”
    “Hi”, antwortete er.
    “Hi”, begrüßte ihn auch Kim.
    Amber stupste Beth an. “Äh … hi.”
    “Keith Henson”, sagte der Mann und sah sie an, auch wenn sie seine Augen hinter der Sonnenbrille nicht erkannte. Doch sein Gesicht hatte angenehme Züge. Markant, mit hohen Wangenknochen. Und seine Stimme war tief und kraftvoll.
    Er hätte ein Sprecher für Werbespots oder ein Model sein können.
    “Ich bin Amber Anderson”, sagte ihre Nichte. “Das ist meine Freundin Kim Smith und das ist meine Tante Beth.” Da sie offensichtlich neugierig war, fuhr sie fort: “Wir sind zum Campen hier.”
    “Vielleicht”, sagte Beth schnell.
    Amber schnitt eine Grimasse. “Ach, komm! Nur weil wir …”
    “Wie geht es Ihnen, Mr. Henson?”, fragte Beth und schnitt ihrer Nichte damit das Wort ab. Außerdem machte sie einen Schritt nach vorn, weg von ihrem Fund. “Schön, Sie kennenzulernen. Machen Sie hier Ferien? Wo kommen Sie denn her?”
    Prima, das klang ganz harmlos. Als hätte sie keinerlei Hintergedanken.
    “Neuankömmling. Bin eigentlich eine Art Rumtreiber”, sagte er lächelnd und reichte ihr seine Hand. Eine schöne Hand, mit langen Fingern, und ebenso braun wie der Rest von ihm. Ordentlich geschnittene saubere Fingernägel. Schwielen auf der Handfläche. Er arbeitete mit seinen Händen. Bestimmt ein echter Segler oder etwas Ähnliches.
    Als Beth seine Hand berührte, hatte sie plötzlich die lächerliche Vorstellung, er würde im nächsten Moment ihr Gelenk verrenken und seine Finger eng um ihre Kehle schließen. Diese Angst war so real, dass sie am liebsten den Mädchen befohlen hätte, wegzulaufen.
    Er drückte ihre Hand fest, aber nicht zu kräftig. “Amber, Kim”, sagte er dann und schüttelte auch ihnen die Hand.
    “Seid ihr hier aus der Gegend?”, fragte er und lächelte die Mädchen an. Anscheinend hatte er Beth schon abgeschrieben.
    Schützend schob sie sich zwischen die beiden Mädchen und legte ihre Arme links und rechts um die beiden. Auch wenn sie sich wie ein übervorsichtiger Wachhund vorkam.
    “Genau”, sagte Amber.
    “Mehr oder weniger jedenfalls”, ergänzte Kim.
    “Ich meine, wir sind nicht von der Insel hier, aber wir kommen aus der Gegend”, schloss Amber.
    Hensons Lächeln vertiefte sich.
    Beth versuchte ruhig zu atmen und sagte sich, dass sie einfach zu viele Fernsehkrimis sah. Es gab keinen Grund für ihren plötzlichen Drang, die Mädchen vor diesem Mann zu beschützen.
    Aber es gab auch keinen Grund, ihm einfach so zu vertrauen.
    “Wollen Sie auch hier auf der Insel campen?”, fragte Beth.
    “Ich weiß noch nicht genau. Ich bin mit ein paar Freunden unterwegs … Wir tauchen und angeln ein bisschen. Wir haben noch nicht entschieden, ob wir Lust auf Campen haben oder nicht.”
    “Wo sind denn Ihre Freunde?”, fragte Beth. Klang das zu scharf, überlegte sie sofort.
    “Im Moment bin ich allein unterwegs.”
    “Ich habe Ihr Schlauchboot gar nicht gesehen”, zog Beth nach. “Eigentlich habe ich überhaupt kein anderes Boot in der Gegend gesehen.”
    “Es liegt da draußen”, antwortete er. “Die ‘Sea Serpent’. Sie gehört meinem Freund Lee, und er hält sich für einen echten Abenteurer. Seid ihr ganz allein hierher gesegelt?”
    Natürlich konnte das eine ganz harmlose Frage sein, aber nicht für Beths Ohren. Nicht in dieser Situation.
    Seit Jahren schwor sie sich, endlich Karateunterricht zu nehmen, hatte bisher aber noch nicht damit angefangen.
    In ihrer Handtasche lag immer Pfefferspray. Aber für den Spaziergang mit den Mädchen hatte sie die Tasche natürlich nicht mitgenommen. Sie hatte überhaupt nichts bei sich. Wie die Mädchen trug sie nur ihren Badezeug und Sandalen.
    “Seid ihr allein?”, wiederholte Keith Henson höflich.
    Höflich oder drohend?
    “Aber nein. Wir sind mit meinem Bruder hier. Und einer ganzen Gruppe Leute.”
    “Eine ganze …”, begann Amber.
    Beth zwickte sie in die Schulter.
    “Aua”, entfuhr es Amber.
    “Eine ganze Reihe Freunde meines Bruders sind auf dem Weg hierher. Segler, wissen Sie, handfeste Kerle, die Bierflaschen mit den Zähnen aufmachen”, sagte Beth und versuchte dabei, so locker wie möglich zu klingen.
    Amber und Kim schauten sie an, als hätte
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