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Mörderischer Auftritt

Mörderischer Auftritt

Titel: Mörderischer Auftritt
Autoren: Anne George
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ich, eine mächtige Show abgezogen, während ich die meiste Zeit einfach nur dastand.«
    »Mit Elvis.« Ich war erstaunt, dass Mitzi mir nie zuvor davon erzählt hatte.
    »Es gab nichts an ihm, was er nicht in die unterschiedlichsten Richtungen schlenkerte. Ich hatte keinerlei Idee, was ich tun sollte.«
    »Es einfach genießen.«
    »Jetzt würde ich das.«
    »Barmherziger Himmel, Mitzi. Du hast mit Elvis einen Boogie getanzt und nie ein Wort darüber verloren?«
    »Scheint so. Aber damals war er einfach nur ein Junge. Es ist schwer, sich vorzustellen, dass er heute in den Sechzigern wäre wie wir.«
    »Wie war er denn?«
    »Ich weiß nicht. Wir gingen auf die Tanzfläche, er tanzte wie wild, und das war es. Um die Wahrheit zu sagen – ich hatte das Gefühl, dass irgendwas mit ihm nicht stimmte, so wie er die Knie verbog. Aber er schien nett zu sein.«
    »Deine fünfzehn Minuten, Mitzi.«
    »Eher vier lange.«
    »Ich bin eifersüchtig.«
    »Ich bin auf mich selbst eifersüchtig, wenn ich daran denke. Da war ich und tanzte mit Elvis. Ich weiß noch, dass ich den Namen seltsam fand und mir wünschte, dass er nicht so herumzucken würde.«
    »Erstaunlich.«
    »Mary Alice hätte er mal in die Finger bekommen sollen.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Der Gedanke übersteigt mein Vorstellungsvermögen.Dann wäre er wahrscheinlich nicht so berühmt geworden. Sie hätte ihm sein Herumgewackel ausgetrieben.«
    »Möglich.«
    »Ihr kommt also alle heute Abend. Das wird deine Erinnerungen auffrischen.«
    »Sie sind frisch.«
    Wir lächelten uns an und spazierten eine Weile schweigend nebeneinander her. Dann blickte Mitzi hoch zum Red Mountain und sagte: »Weißt du, Patricia Anne, an einem sonnigen Tag wie diesem würden wir den nackten Hintern voll genießen. Es kommt einem so befremdlich vor, dass Vulcanus nicht dort oben steht.«
    »Wir werden dieses dicke blanke Hinterteil zurückbekommen.«
    Wir bogen um die Ecke und steuerten heimwärts. Unser Viertel ist der erste Vorort »hinter dem Berg«, erbaut zu einer Zeit, als das Wort »Vorort« womöglich noch gar nicht erfunden war. Angesichts der Schlafstädte, die sich mittlerweile bis in angrenzende Landkreise ausdehnen, und stundenlanger Pendelzeiten schätzen wir uns glücklich. Unsere Häuser haben Eingangsveranden, Maschendrahtzäune, Gehwege. Und wir sind nur zehn Minuten von allem entfernt, selbst von der Innenstadt. Okay, es ist nicht besonders schick bei uns, aber wir mögen es. Und die Häuser haben selten ein »Zu verkaufen«-Schild vor der Tür stehen. Sie werden per Mundpropaganda weiterveräußert, noch bevor die Immobilienmakler Gelegenheit haben, sie in ihren Listen zu erfassen. Mitzi und Arthur haben unlängst eine große Summe Geldes geerbt, aber nicht einen Gedanken daran verschwendet, wegzuziehen. Sie haben vielmehr einen Wintergarten angebaut.
    »Komm auf einen Kaffee rein«, sagte ich.
    »Ich kann nicht. Ich muss babysitten. Bridget bringt mir gleich das Kleine.«
    »Hartes Stück Arbeit.«
    Wir grinsten einander an.
    »Warum haben sie mit dem Kinderkriegen gewartet, bis wir über sechzig waren?«
    »Nun, Alan und Lisa hatten ihre Jungs früher, aber da habe ich unterrichtet, und sie waren in Atlanta. Glaub mir, Joanna Nachman wird ein verzogenes Baby werden.«
    Wir hatten vor meiner Auffahrt haltgemacht. Mitzi drückte mich kurz. »Ich freue mich so sehr für euch alle.«
    »Ich mich auch. Lass es mich wissen, falls ihr heute Abend mit uns mitfahren wollt.«
    »Wenn ich Arthur dazu kriege, seinen Hintern zu bewegen.« Sie winkte mir kurz zu und ging zu ihrem Haus.
    Ich machte Woofers Leine los, gab ihm ein paar Hundekuchen, die ich in der Tasche hatte, und ging in die Küche, wo Muffin auf dem Tisch hockte. Ich nahm sie hoch, drückte sie und sagte ihr, dass sie auf dem Küchentisch nichts zu suchen hätte. Sie roch nach sauberer, gesunder, possierlicher Katze. Wie konnte ich sie Haley je wieder zurückgeben? Und wie kam es, dass ich mich so in diese Katze verliebt hatte? Ich war doch ein Hundemensch. Mary Alice war die Katzenliebhaberin. Ihr Kater Bubba schlief auf einem Heizkissen auf ihrem Küchentresen, was ich immer schon schrecklich gefunden hatte. Zugegeben, er war alt. Aber auf dem Küchentresen? Und er bewegte sich nie. Schon öfter hatte ich den Verdacht, er sei tot, und nur die Hitze habe die Todesstarre verhindert. Einmal hatte ich zur Überprüfung seine Pfote hochgenommen und wieder fallen lassen. Bubba hatte die Augen geöffnet, breit
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