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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady
Autoren: Peter O'Donnell
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11 Uhr 30, Bernard. Oh – und bringen Sie Sir Gerald einen Drink, ehe er geht.»
    Bernard neigte den Kopf und blickte dann zu Tarrant. «M’sieu?»
    «Einen Whisky mit Soda, bitte.»
    Bernard zog sich lautlos zurück.
    Presteign sagte ohne besondere Betonung: «Ich ziehe es vor, durch Stellvertreter arbeiten zu lassen. Wir wollen sehen, welcher Weg der beste ist. Offen gesagt glaube ich nicht, daß sie überhaupt eine Chance hat.»
    Er begann den Gürtel seines Bademantels zu lösen.
    «Und Sie wollen es nicht in Betracht ziehen, vielleicht doch mit einem Revolver in Ihr Schlafzimmer zu gehen?» fragte Tarrant. «Ich bin überzeugt, das wäre ihr lieber.»
    Presteign runzelte leise die Stirn. «Bitte seien Sie nicht kindisch.» Er legte den Bademantel über den Sessel, die Uhr auf den Tisch. «Hat mich gefreut, daß Sie mich besuchten, Tarrant. Wiedersehen.» Er wandte sich zum Gehen.
    Tarrant sah ihm nach, als er die lange gewundene Treppe zur Anlegestelle hinunterschritt. Presteign hielt sich dort nicht auf, sondern ging bis zum Ende und sprang ins Wasser. Mit einem altmodischen, aber kraftvollen Überarmschlag begann er stetig zu der zweihundert Meter entfernten Landzunge hinauszuschwimmen.
    Der Mann mit Namen Bernard kam mit einem Whisky-Soda auf einem kleinen Silbertablett heraus und stellte ihn auf dem Tisch ab. Tarrant rührte ihn nicht an. Als Bernard in die Villa zurückkehrte, stand Tarrant auf, folgte ihm langsam und blieb dann in der offenen Terrassentür stehen. Bernard befand sich am entgegengesetzten Ende des Raums und nahm gerade den Telefonhörer auf.
    «Ich habe es mir wegen des Drinks anders überlegt», sagte Tarrant und lehnte sich mit abwesend über die Bucht schweifendem Blick gegen den Türrahmen. «Ich muß gehen.»
    «Wie Sie wünschen, M’sieu.» Bernard legte den Hörer auf und wartete darauf, daß der Engländer ging.
    Hundert Meter draußen in der Bucht schlugen Presteigns Arme das Wasser in bedächtigem Rhythmus, während er weiterschwamm. Dann geriet der Rhythmus für einen Augenblick ins Stocken, und ganz plötzlich war er verschwunden. Es gab keinen Wirbel, kein Anzeichen. Er verschwand einfach unter der gekräuselten blauen Wasseroberfläche.
    Tarrant wandte sich um und durchquerte langsam den Raum. «Ich darf Sie nicht bei Ihren Telefongesprächen aufhalten, Bernard», sagte er.
    Eine halbe Meile entfernt, hinter der westlichen Landzunge der Bucht, saß Willie Garvin in einem kleinen Motorboot und rauchte eine Zigarette. Er trug alte Sachen und einen verbeulten Strohhut. Das Boot bewegte sich auf einem festgesetzten Kurs sehr langsam voran. Unter ihm hing an einer zehn Meter langen Leine eine kleine, wasserdichte rote Lampe, die in Abständen aufblitzte.
    Zehn Minuten später schlug ein hölzerner Knebel an das Dollbord, als an der Leine gezogen wurde. Willie Garvin stellte den Motor ab und blickte um sich.
    Die See war klar. Er hob ein Fernglas an die Augen und betrachtete eingehend die zerklüftete Klippenfläche, die sich hinter dem felsigen Küstenstreifen erhob.
    Als er alles erkundet hatte, zog er zweimal an dem Seil. Zehn Minuten später tauchte Modesty auf. Wasser glitzerte auf der Neoprenkappe ihres Taucheranzugs.
    Willie nahm ihr das Atemgerät vom Rücken. Sie kletterte rasch an Bord und begann den Taucheranzug abzustreifen. Er ließ den Motor an, reichte ihr ein Bündel Kleider und wandte sich dann um, um das Seil mit der am Ende befestigten Lampe hereinzuziehen.
    Die kleinen Narben von den Einschnitten seines Messers waren auf ihrem Arm noch schwach zu erkennen, aber ihre Gesichtshaut war nicht mehr so straff über die Knochen gespannt wie an jenem schlimmen Tag, als sie das Fort betreten hatten. Sie zeigte eine leise innere Erschöpfung, während sie die Sachen anzog, und wirkte ein wenig niedergedrückt. Er wünschte, sie hätte ihn die Sache mit Presteign erledigen lassen.
    «Alles vorbei?» fragte er.
    Sie nickte. Sie hatte Presteign bei den Füßen gepackt und ihn geradewegs heruntergezogen. Er konnte sie nicht erreichen, um mit ihr zu kämpfen, und tatsächlich hatte er sich auch kaum gewehrt. Sie dachte, daß sich seine Lungen beinahe unverzüglich mit Wasser gefüllt haben mußten. Wenn man seine Leiche fand, würde kein Zeichen an ihm sein, genausowenig wie an Aaronson und Judy Pilgrim ein Zeichen gewesen war.
    «Alles vorbei», sagte sie. «Wir wollen nach Hause, Willie. Wir haben uns genug geplagt … und Steve und Dinah haben genug gewartet.»
    Die
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