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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady
Autoren: Peter O'Donnell
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Als ein Arm herumlangte, um ihn zu packen, ließ er mit einer Hand los und hackte mit der Seitenkante dieser Hand über die tastenden Finger, einmal, zweimal, bis sich Delicata mit einem wütenden Aufschrei zurückwarf, um den Quälgeist unter seinem Gewicht zu zerdrücken. Willie rollte sich beiseite, landete in geduckter Stellung und schlug wieder nach einer Hand aus, als Delicata auf die Füße kam.
    Je länger es dauerte, desto mehr verlor Modesty den Eindruck, daß da zwei Männer kämpften. Hier stand Mensch gegen Gorilla. Delicata besaß wenig Kampftechnik; er hatte sie nie gebraucht. Seine Stärke und Unverwundbarkeit hatten immer genügt. Ein Mensch kann Arm oder Hals eines Gorillas nicht mit Hebelkraft brechen, kann ihn nicht mit einem Karatestoß oder schlag kampfunfähig machen oder es wagen, zu einem Wurf dicht an ihn heranzukommen.
    Um die gewählte Taktik zu verfolgen, mußte Willie Garvin haarscharf kalkulierte Risiken auf sich nehmen.
    Auf seinem Körper zeigten sich jetzt lange rote Streifen, wo die großen, zupackenden Finger beinahe Halt gefunden hätten, und purpurne Flecken, wo die fliegenden Fäuste ihn berührt hatten. Selbst Delicatas Schläge, die nicht ganz ihr Ziel erreichten, machten Willie böse zu schaffen, und ihrer gab es viele, während die Minuten vergingen. Aber immer wieder fand Willie sein gewähltes Ziel – die Hände.
    Es kam ein Augenblick, als er sich um eine Winzigkeit verschätzte und Delicatas Hand sich um seinen Unterarm schloß. Doch die Hand war zerschlagen und blutverschmiert. Ein Finger stand jetzt in unnatürlichem Winkel ab. Willie Garvin packte sein eigenes Handgelenk, verdrehte es mit verzweifelter Kraft … und riß sich los. Er trat zurück und bewegte sich zum erstenmal nicht sofort außer Reichweite. Seine Augen blieben in ruhiger Abschätzung auf den riesigen Mann gerichtet.
    Delicata stand still und blinzelte. Er hob seine zerschlagenen Hände und betrachtete sie. Irgend etwas ging mit seinem Gesicht vor. Nach langen Sekunden lächelte er. Aber es war eine gekünstelte Grimasse, eine Karikatur des amüsierten und überaus selbstsicheren Lächelns, das ihm so viele Jahre jederzeit zur Verfügung gestanden hatte.
    «Ich glaube», sagte er ein wenig schwer atmend, «ich glaube wirklich, du hast ein Unentschieden verdient, Garvin –» Willies Füße trafen ihn mitten ins Gesicht. Delicata taumelte blind umher, während ein tierischer Laut sich seiner Kehle entrang, ein Laut, der fast in einem Wimmern endete.
    Modesty Blaise sank gegen die Mauer. Sie hatte nicht wirklich geglaubt, daß Willie siegen könnte.
    Selbst jetzt war es noch schwer zu glauben, wo doch der Ausgang nicht mehr zweifelhaft war. Delicatas p. Z. war gebrochen; gebrochen waren auch Delicatas Waffen, jene Hände an den grotesk langen Armen.
    Sie schloß einen Moment lang die Augen, und als sie wieder hinschaute, schien es, als hätte sie eine Art Halluzination. Der ganze große Rumpf Delicatas hing vertikal in der Luft, der Kopf nach unten und etwa einen Meter über dem Boden; Willie stand gebeugt, gestützt auf ein gestrecktes Bein, und hielt seine Unterarme um Delicatas Kopf geklammert.
    Jetzt begriff sie. Dies war der Hüftwurf, die enorm schwierige Weiterentwicklung des Gesäßüberschlags, bei dem der Ausführende auf einem Bein ein vollkommenes Gleichgewicht finden muß, während er das andere als Feder benutzt, im Knie gebeugt, dann ausschlagend und in den Leib des Gegners stoßend, um seinen Rumpf und die Beine hoch in die Luft zu schleudern. Willie hatte das mit Delicatas zusätzlichem Gewicht von zweihundertfünfzig Pfund geschafft und sogar umgekehrt, indem er Delicata von hinten anging. Es dauerte drei Fünftel einer Sekunde, und sie hatte den entscheidenden Moment des Wurfs verpaßt.
    Nun, indem er immer noch festhielt, ließ Willie sich auf ein Knie herunter, während Delicata stürzte. Mit dem Kopf voran, in vertikaler Linie, fuhr der mächtige Körper des Mannes nieder wie eine Ramme, und es schien, als erzitterte der felsige Boden unter dem Aufprall. Es folgte ein zweiter und weicherer Aufschlag, als sein verdrehter Körper wie ein gefällter Baum niederstürzte.
    Willie verharrte auf einem Knie, während der Atem schluchzend in seine Lungen drang. Dann überprüfte er methodisch, ob Delicata tot war. Es war keine langwierige Aufgabe. Der Schädel war eingedrückt und das Genick gebrochen. Willie kam auf die Beine und ging langsam auf die Stelle zu, wo Modesty zusammengesunken
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