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Titel: Mobile
Autoren: Andreas Richter
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    »Okay, w as ist es dann?«
    Nun holte Joachim tief Luft und sagte dann: »Daniel macht uns große Sorgen. Er ist ständig am Quengeln und weint viel, schreit stundenlang. Er schläft schlecht, es gibt seit einiger Zeit keine Nacht mehr, in der er nicht mehrmals wach wird und wie am Spieß schreit. Aber nicht, weil er die Flasche will. Es ist eher so, dass ... ach, ich weiß auch nicht.«
    »Was sagt der Kinderarzt?«
    »Der erzählt jedes Mal was anderes, der weiß auch nicht weiter. Mal sind es die Zähne, die angeblich kommen, dann ist es ein Wachstumsschub, ein anderes Mal ist was mit den Ohren ... . Was weiß ich, was der schon alles an Überlegungen angestellt hat. Er sieht sich den Jungen an, horcht ihn ab, guckt in den Mund, schaut in die Ohren und schwupps … kommt eine Diagnose.«
    »Wechselt den Kinderarzt, wenn er nichts taugt.«
    »Der Arzt ist sicher nicht verkehrt. Er hat ja auch schon mehrmals unter Beweis gestellt, dass er kein Quacksalber ist. Nein, es ist so ... wie soll ich sagen? Daniel entwickelt sich körperlich prächtig, nimmt zu, wächst... eigentlich ist alles so, wie es sein soll. Aber irgendetwas mit ihm stimmt nicht. Caro und ich überlegen bereits, ob wir ihn nicht vielleicht mal zum Durchchecken für ein paar Tage in die Kinderklinik bringen sollten.« Joachim sah Dirk mit kurzem Schulterzucken an. »Ich weiß, das klingt nicht sonderlich aufschlussreich.«
    »Finde ich auch. D ass Babys weinen und mitunter schlecht schlafen, ist doch nun wirklich nichts Ungewöhnliches.«
    »Es geht nicht darum, dass Daniel keine Nacht durchschläft. Es geht auch nicht darum, dass wir immer wieder zu ihm rein müssen, um ihn zu beruhigen, oder dass wir ihn häufig zu uns ins Bett holen. Es geht um die Art seiner Unruhe, um das Wie , versteht du? Wie er wimmert, wie er schreit, wie er weint. Wenn er schreit und weint, dann klingt das richtiggehend ... panisch. Wenn ein Baby schreit, nimmt man es auf den Arm, und dann wird es irgendwann besser. Aber Daniel …, wenn er schreit, weint, dann wirkt er völlig durcheinander. Aufgelöst. Wenn wir ihn dann auf den Arm nehmen, windet er sich wie bei  einem Krampf, der den ganzen Körper befallen hat, er zittert schlimm. Es ist, als habe er eine fürchterliche Angst vor irgendetwas.«
    Dirk spürte, dass Joachim jetzt etwas Beruhigendes von ihm hören wollte, und er bemühte sich, ihm den Gefallen zu tun: »Ich kann mir nicht vorstellen, was mit dem Kleinen nicht stimmen sollte. Aber vielleicht solltet ihr euch wirklich um einen Termin in der Kinderklinik bemühen. Nur zur Vorsicht, meine ich, damit auch wirklich alles ausgeschlossen werden kann. Die sollen mal all die Untersuchungen durchführen, die ein Kinderarzt in seiner Praxis gar nicht machen kann, weil ihm die Geräte dazu fehlen. So etwas ziehen die im Krankenhaus an einem Tag durch, da werdet ihr Daniel nicht mal stationär dort lassen müssen. Ich bin mir sicher, mit eurem Sohn ist alles in bester Ordnung.«
    »Das hoffe ich auch«, sagte Joachim leise, »aber ehrlich gesagt bin ich mir da gar nicht mehr so sicher.«

Freitag, 24. Mai
     
    »I ch freue mich, Ihnen mitzuteilen, dass wir nichts feststellen konnten, was darauf hindeutet, dass Daniel nicht völlig gesund ist.«
    Der Oberarzt mit den grau melierten Schläfen rückte seine Brille zurecht, dann leckte er kurz an seinem rechten Zeigefinger und blätterte auf die zweite Seite des Untersuchungsberichts. Er überflog sie flüchtig. Als er von seinen Unterlagen aufsah, fixierte er kurz die sorgenvollen Gesichter von Carola und Joachim, konzentrierte sich schließlich jedoch auf Carola, die seiner Ansicht nach deutlich unruhiger war als Joachim. Er lächelte sie kurz an, dann sagte er ebenso gelassen wie routiniert: »Nach Ihrem letzten Besuch und gemäß Ihrem ausdrücklichen Wunsch haben wir, um es mal salopp zu sagen, Ihren Sohn von Kopf bis Fuß untersuchen lassen. Ich fasse die Untersuchungen wie folgt zusammen: Die neurologische Untersuchung hat keinerlei Auffälligkeiten ergeben, auch die abgeleitete Elektroenzephalographie konnte keine Hinweise auf eine Gehirnerkrankung geben. Das Gehirn entwickelt sich gut und für Daniels Alter völlig normal. Um jedoch ganz sicher zu gehen, dass auch wirklich alles in Ordnung ist, habe ich im Anschluss daran eine Kernspintomographie angeordnet. Zur kurzen Erklärung: Dabei werden mit Hilfe eines Computers detaillierte Schichtbilder des Schädels erzeugt, wodurch einwandfrei festgestellt werden
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