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MM-City Wien: Das Reisehandbuch zur Donaumetropole - kompakt, übersichtlich, informativ (German Edition)

MM-City Wien: Das Reisehandbuch zur Donaumetropole - kompakt, übersichtlich, informativ (German Edition)

Titel: MM-City Wien: Das Reisehandbuch zur Donaumetropole - kompakt, übersichtlich, informativ (German Edition)
Autoren: Annette Krus-Bonazza
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Kräften dominierten Gemeinderat 1895 ab. Weil er auf die Rechtsgleichheit der verschiedenen Nationalitätengruppen seines Vielvölkerstaates bedacht sein musste, hatte der Kaiser, dem nach wie vor das Recht auf die Bestätigung von Bürgermeister und Gemeinderat vorbehalten war,Lueger zunächst seinen Segen verwehrt, ihn aber 1897 dann doch als Bürgermeister anerkannt.
    Luegers großer Erfolg resultierte nicht zuletzt aus der durch die Weltausstellung im Jahre 1873 ausgelösten Wirtschaftskrise der Stadt, für die jüdische Finanziers verantwortlich gemacht worden waren. Da die Juden seinerzeit wieder 10 % der Stadtbevölkerung stellten – viele waren nach den dortigen Pogromen aus Russland eingewandert – und vornehmlich angesehene Positionen als Rechtsanwälte, Ärzte, Journalisten und Bankiers bekleideten, fiel der von Lueger propagierte, geschickt mit sozialreformerischen Ideen verquickte Antisemitismus auf den fruchtbaren Boden kleinbürgerlichen Sozialneids.
    Als geistiger Vater des damaligen Bürgermeisters gilt der deutschnationale AbgeordneteGeorg Ritter von Schönerer (1842–1921), der in Wien schon Jahre zuvor das antisemitische Feld bestellt und damit den Zusammenschluss der vonTheodor Herzl („Der Judenstaat“, 1896) geführten zionistischen Bewegung an den örtlichen Universitäten forciert hatte.
    Obgleich die Regierungsbank feudal-konservativ und kaisertreu besetzt blieb, erreichten deutschnationale Positionen auch die Diskussion im Reichsparlament, wo im ausgehenden 19. Jh. insgesamt 501 Abgeordnete aus 10 Nationalitätengruppen, Christsoziale und Mitglieder der 1889 von demJuden Victor Adler gegründetenSozialdemokratischen Arbeiterpartei saßen.

Stadtgeschichte
Der Erste Weltkrieg
    Außenpolitisch war die Vergrößerung der Donaumonarchie durch die Annexion von Bosnien und Herzegowina (1908) eines der herausragenden Ereignisse in der späten „beruflichen“ Biographie von KaiserFranz Joseph I., der in den Jahren zuvor mit dem Suizid seines Sohnes Rudolf (1889) und der Ermordung seiner Ehefrau (1898) zwei private Schicksalsschläge einzustecken hatte. Ein dritter traf ihn am 28. Juni 1914, als ein bosnischer Student in Sarajewo seinen Neffen und ThronfolgerFranz Ferdinand nebst Ehefrau erschoss. Dass der Mord nicht nur private Folgen hatte, sondern zum Anlass zur gewaltsamen Klärung lange schwelender machtpolitischer Konflikte auf dem Balkan genommen wurde, ist hinlänglich bekannt. Einen Monat nach dem Attentat erklärte die Donaumonarchie Serbien den Krieg, der sich bald zum Ersten Weltkrieg ausweitete.
    1934 scharf beschossen: Karl-Marx-Hof
     
    Nach dem Tod von Franz Joseph I. am 21. November 1916 folgte ihm sein GroßneffeKarl I. auf den Thron, bis am 12. November 1918 dieRepublik Deutsch-Österreich ausgerufen wurde. Auch wenn die Hauptstadt der Donaumonarchie nicht unmittelbar in die Kampfhandlungen verwickelt gewesen war, war sie nicht vom Krieg verschont geblieben, sodass Wohnungsnot, Hunger, Krankheiten und der Abbau sozialer Rechte den Alltag der Wiener bestimmten und im November 1918 der Gründung der ersten kommunistischen Partei außerhalb der gerade formierten Sowjetunion Vorschub leisteten.
    Mit dem Ende des Krieges und der Unterzeichnung des Friedensschlusses von Versailles, mit der Österreich im Januar 1919 auf Südtirol, Triest, Istrien und Dalmatien, Teile Kärntens und der Krain verzichtete, die Selbständigkeit Ungarns, der Tschechoslowakei, Polens und Jugoslawiens anerkannte, wurde Wien schließlich von der Zentrale einer Großmacht zur Hauptstadt eines Kleinstaates degradiert. Dieser konstituierte sich alsBundesrepublik Österreich und wurde christlich-sozial geführt, seine 1922 zum eigenen Bundesland erhobene, inzwischen auf gut 1,8 Millionen Einwohner geschrumpfte Hauptstadt Wien dagegen sozialdemokratisch regiert.

Stadtgeschichte
Das„Rote Wien“
    Die Sozialdemokraten waren aus den Gemeinderatswahlen vom Februar 1919 als stärkste Partei hervorgegangen, sodass ausgerechnet die traditionsreiche Kaiserstadt zum historischen Modell einer sozialdemokratisch geführten Stadtverwaltung wurde. Letztere tat sich durch eine Umverteilung der Steuerlast zuungunsten der Bessersituierten hervor und finanzierte auf diese Weise eine bis dahin beispiellose Sozial-, Gesundheits- und Bildungspolitik. Im Mittelpunkt ihrer Bemühungen stand ein groß dimensioniertes kommunales Wohnungsbauprogramm, in dessen Verlauf zwischen 1919 und 1934 knapp 64.000 Gemeindewohnungen
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