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Mittsommerzauber

Mittsommerzauber

Titel: Mittsommerzauber
Autoren: Inga Lindström
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unterwegs. Barkhult war nicht gerade eine Stätte urbaner Betriebsamkeit, aber es war genug los, um etlichen Läden blühende Umsätze zu bescheren. Eva registrierte nicht ohne Befriedigung, dass es an diesem Morgen nicht anders war als sonst.
    Malin stand schon vor dem Laden, als Eva eintraf. Sie hielt eine Tüte in der einen Hand und winkte mit der anderen. »Hej, Eva!«
    Eva radelte die letzten Meter bis zum Laden und stellte das Fahrrad in der kleinen gepflasterten Zufahrt ab. »Hej, Malin. Bin ich zu spät?«
    »Nein. Ich bin zu früh.« Malin lächelte, und wie immer fühlte Eva sich bei diesem Anblick an eine überdimensionale Sonnenblume erinnert. Malin war eine große, üppig gebaute Frau in den Vierzigern, mit strohblonden Haaren, strahlenden Augen und runden Wangen. Sie hatte Britta letztes Jahr den Laden überlassen, weil sie, wie sie Eva erzählt hatte, keine Lust mehr hatte, hinter der falschen Seite der Theke zu stehen. Sie hatte sich beruflich neu orientiert und betrieb eine kleine Strickerei. Das wachsende Auftragsvolumen hatte sie letztes Jahr vor die Entscheidung gestellt, geschäftliche Prioritäten zu setzen, was wiederum dazu geführt hatte, dass Britta zur Ladeninhaberin avanciert war -eine Entscheidung, die keine von ihnen beiden bisher bereut hatte. Malins Strickwaren erfreuten sich weithin größter Beliebtheit, sodass sie alle Hände voll zu tun hatte. Sie hatte bereits angekündigt, demnächst nicht nur weitere Maschinen anzuschaffen, sondern wahrscheinlich auch eine Hilfe anzustellen, weil sie sonst nicht mehr nachkäme mit den ganzen Aufträgen. Dennoch hatte sie vorige Woche sofort angeboten, aushilfsweise einzuspringen, bis Britta wieder in der Lage wäre, sich um den Laden zu kümmern.
    Eva schloss die Ladentür auf und wandte sich zu Malin um. »Was meinst du, soll ich vielleicht heute mal die Auslagen umdekorieren?«
    Malin folgte ihr in den Ladenraum und warf einen prüfenden Blick ins Schaufenster. »Sieht doch alles ganz gut aus.«
    Eva runzelte die Stirn. Geschnitzte Dalarna-Pferdchen, landestypische Töpferware, mehrfarbige Glasfiguren, ein paar kleine Antiquitäten, Pullover und andere Strickwaren, die aus Malins Produktion stammten - es war nicht nur eine signifikante Auswahl, die den Kunden zeigte, was ihn hier im Laden erwartete, sondern auch eine gefällige, in Stil und Farbgebung geschmackvolle Dekoration, an der es im Grunde nichts auszusetzen gab. Britta hatte ihre Sache sehr gut gemacht. Trotzdem hatte Eva das Gefühl, dass vielleicht etwas fehlte. Das Ganze wirkte in ihren Augen ein bisschen zu bieder und konnte möglicherweise etwas mehr Pep vertragen. Sie würde noch darüber nachdenken.
    Malin holte Pullover aus der Tüte und legte sie nebeneinander auf die Ladentheke. »Hier, meine Wochenproduktion.«
    »Drei Stück?«, fragte Eva erstaunt. »Britta hat was von zehn gesagt!«
    »Was soll ich machen?« Malins Stimme klang leicht gereizt. »Die Wolle ist alle!«
    Eva drehte sich verblüfft zu ihr um. »Was meinst du damit: Die Wolle ist alle? Wieso kaufst du nicht einfach neue? Wo ist das Problem?«
    »Das Problem ist Gustav. Gustav Axelsson, der Schäfer.«
    »Der mit dem Käse«, sagte Eva.
    »Käse macht er auch«, bestätigte Malin. »Aber in dem Fall geht es um die Wolle. Er hat nicht geliefert.«
    »Warum nimmst du nicht andere Wolle?«
    »Ich verstricke jeweils die Wolle, die mir von den Kunden geliefert wird. Bisher bestand für mich kein Grund, selbst Wolle beim Erzeuger zu beziehen. Ich arbeite nach Auftrag, nicht auf Vorrat.«
    »Ja, schon klar«, sagte Eva ungeduldig. »Aber warum liefert dieser Gustav nicht? Es muss doch einen Vertrag geben, oder?«
    »Ich denke schon. Aber nicht mit mir, sondern mit Britta.«
    »Da waren wir schon. Britta kann sich aber nicht darum kümmern, wie wir beide wissen. Hast du ihn schon gefragt, was los ist?«
    Malin wich Evas Blicken aus. »Ähm... Weißt du, der Kontakt zu Gustav läuft über Britta.«
    Eva zog die Stirn kraus und betrachtete die drei Pullover. Allein in den letzten drei Tagen hatte sie acht Stück verkauft, und es hätten noch mehr sein können, wenn entsprechender Vorrat vorhanden gewesen wäre. Britta würde vermutlich Sauerwerden, wenn sie das erfuhr. »Die Saison hat gerade erst begonnen«, sagte sie, mehr zu sich selbst als zu Malin. »Aber so kann das natürlich nicht weitergehen. Nicht ohne Pullover.«
    »Keine Pullover ohne Wolle«, sagte Malin unbeeindruckt.
    Entschlossen ging Eva hinter die
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