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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde
Autoren: Linda Howard
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deutete darauf, und Carly sagte: »Meine.«
    Andere Fußabdrücke gab es nicht. Demnach betraten nicht viele Menschen das Haus durch die Haustür. Taylor und seine Frau verließen ihr Heim wahrscheinlich meist durch die Garage; weil sie außerhalb der Stadtgrenze wohnten, wurde die Post von einem Landbriefträger zugestellt, der die Briefe in einen Kasten an der Straße steckte, statt sie an die Haustür zu bringen.
    Carly dirigierte ihn an die Fensterfront zu ihrer Linken. Da die Vorhänge halb zurückgezogen waren, trat er einen Schritt zur Seite und schaute ins Wohnzimmer. Die Veranda spendete Schatten, und im Haus brannte Licht; Knox musste sein Gesicht nicht an die Scheibe pressen, um etwas erkennen zu können. Ein Mann lag ausgestreckt auf dem Teppich, den Kopf ihnen zugewandt, und – bei Gott, in seinem Rücken steckte wahrhaftig ein Speer. Ein verfluchter Speer.
    Taylor Aliens Augen waren offen und starr, und aus seinem Mund war Blut geflossen, das sich in einer Pfütze um seinen Kopf gesammelt hatte. Er lag in jener absolut schlaffen Haltung da, die den Toten vorbehalten ist.
    Knox hatte schon Menschen gesehen, die mit einer Pistole, einem Gewehr oder einer Flinte getötet worden waren, er hatte Menschen gesehen, die von einem Auto, einem Pick-up, einem Traktor, einem Motorrad oder großen Sattelschleppern überfahren worden waren. Er hatte Menschen gesehen, die aufgeschlitzt und mit den verschiedensten Schneidewerkzeugen, vom Taschenmesser bis zur Motorsäge, klein gehackt worden waren. So etwas hatte er allerdings noch nie gesehen. »Heutzutage verwendet kaum jemand noch einen Speer«, meinte er nachdenklich.
    Carly begann abrupt zu husten und drehte ihm den Rücken zu, wobei sie die Hand auf den Mund presste.
    »Alles okay?«, fragte er, ohne sie wirklich zu beachten, weil er immer noch mit dem Anblick im Wohnzimmer befasst war. »Gehen Sie in den Garten, falls Sie kotzen müssen.«
    »Ja, Sir«, antwortete sie mit erstickter Stimme. »Ich meine, es ist schon okay. Nur ein Kitzeln im Hals.«
    Gedankenverloren angelte er in seiner Tasche herum und förderte ein Hustenbonbon zutage, das er seit dem Winter mit sich herumtrug und einfach nie weggeworfen hatte, wenn er die Taschen ausgeleert hatte. Er reichte es ihr, sie nahm es aus seiner Hand und hustete noch mal, diesmal allerdings erstickt, weil sie den Reiz zu unterdrücken versuchte.
    So weit er sehen konnte, war drinnen alles unberührt. Es waren keine Lampen umgeworfen worden; alle Möbel schienen an ihrem Platz zu stehen. Es sah ganz eindeutig so aus, als wäre Taylor Allen hinterrücks von einem Speere schleudernden Einbrecher überrascht worden – wobei der Täter womöglich immer noch im Haus war, auch wenn das unwahrscheinlich war. Dass die Türen verschlossen waren, hatte nicht unbedingt etwas zu bedeuten; die meisten Türen ließen sich abschließen, indem ein kleiner Sperrriegel umgelegt oder ein Knopf im Türknauf gedrückt wurde, bevor man die Tür von außen ins Schloss zog.
    Boyd Ray eilte zu ihnen, eine Köderbox mit seiner Ausrüstung in der Hand. »Was gibt’s?«, fragte er, während er die Stufen heraufgeschnauft kam.
    »Einen unberührten Tatort«, erwiderte Knox und trat zurück. »Es war noch niemand im Haus.«
    Boyds rotes, verschwitztes Gesicht erstrahlte. »Ohne Scheiß? Halleluja. Dann wollen wir mal sehen, was ich finden kann.« Nicht oft fand die Spurensicherung einen unberührten Tatort vor; normalerweise hatten schon die herbeigerufenen Beamten, die Angehörigen oder auch wohlmeinende Nachbarn ihre Spuren hinterlassen.
    Taylor Allen würde nicht weniger tot sein, wenn Knox seinem Forensiker Zeit ließ, Spuren zu sammeln. Darum zog sich Knox auf die andere Straßenseite zurück und ließ Boyd arbeiten.
    Spuren zu sammeln war ein mühsames Geschäft. Alle glatten Oberflächen wurden auf Fingerabdrücke untersucht, es wurden Fotos gemacht, mit Pinzetten wurden winzige Papierfitzelchen, Stofffasern oder andere Materialien aus dem Gras gelöst. Boyd drehte mehrere Runden um das Haus, wobei er danach Ausschau hielt, ob er Fußspuren, Reifenspuren in der Auffahrt oder irgendwas anderes zu fotografieren, mitzunehmen oder irgendwie anders zu sichern fand. Der Sommertag wurde allmählich heiß. Im Osten Kentuckys war es gewöhnlich kühler als im Rest des Staates, weil das Land so bergig war, aber heute hatten sie mindestens dreißig Grad.
    Schließlich trug Boyd einen Teil seiner Ausrüstung zurück zu seinem Wagen und
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