Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mitternachtsflut

Mitternachtsflut

Titel: Mitternachtsflut
Autoren: Gabriele Ketterl
Vom Netzwerk:
verschwand. „Du hast traurig ausgesehen, als ich dich von da drüben aus sah.“ Marie atmete tief durch. „Ja, war nicht schön dich mit ihr zu sehen,“ nuschelte sie an seiner Brust.
    „Soll das bedeuten, dass ich dir noch immer nicht so ganz egal bin?“ „Du wirst mir nie egal sein. Ich mag dich wirklich.“ „Wenn du jetzt noch sagst, dass ich ja eigentlich ein netter Kerl bin, dann steh ich auf und gehe, ehrlich!“ Vicente knurrte diesen Satz regelrecht.
    „Nein, nein, nicht gehen bitte!“ Marie hielt seine Arme fest, wobei sie bezweifelte, dass er wirklich gegangen wäre, denn er bewegte sich keinen Millimeter. Seine Arme schlangen sich noch etwas fester um sie und sie spürte seinen Mund auf ihrem Haar. Sein warmer Atem drang an ihre Kopfhaut und ließ sie zart prickeln. Seine Lippen wanderten an ihrem Ohr vorbei hinunter zu ihrem Hals, wo sie verweilten, um sich vom Haaransatz bis zu ihrem Schlüsselbein durchzuküssen. „Weißt du, dass du verboten gut aussiehst? Du bist verdammt sexy in dem edlen Fummel den du da trägst.“ „Gefällt es dir?“ Sie hörte sein Lachen an ihrem Hals. „Ausgezogen würde es mir fast noch besser gefallen.“ „Vicente, ich bin erschüttert!“ „Das kannst du deiner Urgroßmutter erzählen, meine Süße. Bei mir klappt das nicht.“ Seine Hand glitt aufreizend langsam über den Stehkragen nach unten über ihre Brust. „Vicente, nicht.“
    „Warum?“
    „Ich weiß nicht.“
    „Kein guter Grund!“
    Langsam und spielerisch ließ er seine Finger über ihre Rippenbögen gleiten. Er spielte sie voller Zärtlichkeit wie ein teures Instrument und Marie ließ es geschehen. Als er ein wenig beiseite rutschte und sie in seine Arme bettete, wehrte sie sich nicht gegen seinen Kuss. Seine weichen Lippen, seine erfahrene Zunge, die ihr zeigte, wie es sich anfühlte durch und durch lebendig zu sein. Es fühlte sich einfach zu vertraut an, zu gut, zu warm, zu köstlich. Und während im Hintergrund die Band den Uraltsong „A Whiter Shade of Pale“ anstimmte versank alles um Marie in Wohlgefühl und Vicentes Zärtlichkeiten.

Kapitel 17
    Vogelgezwitscher? Woher kam das denn bitteschön? Und warum war ihr Kopf offenbar so riesig, dass er ein ganzes Kissen ausfüllte. Ganz langsam kam Marie zu sich. Nein, ihr Kopf war nicht größer als sonst auch, aber vielleicht hätte sich dann der bohrende Kopfschmerz großzügiger verteilt. Ach du Schande. Ihr Kopf brummte wie ein ganzer Bienenstock. Es fühlte sich irgendwie an wie ein Deja Vu. Klar, beim letzten Mal war es „43“ mit Milch gewesen, dieses Mal war es Kakao mit Rum gewesen. Oh verdammt, lernte sie eigentlich nie etwas dazu? Offenbar nicht. Vorsichtig dreht sie sich um und öffnete sehr langsam die Augen – um sie sofort wieder zu schließen.
    Scheiße!!
    Es nützte nichts, irgendwann würde sie die Augen wieder öffnen müssen und dann würde sie erneut in Vicentes lachende Augen sehen, da half alles nichts.
    Fast in Zeitlupe hob sie die schweren Lider wieder an. „Guten Morgen mi flor!“ Wie konnte er so gut gelaunt sein? Wahrscheinlich hatte er wieder mal nichts getrunken. Sie hasste so etwas. Wie war sie überhaupt hierher gekommen, was tat sie hier? Langsam und schmerzhaft dämmerte es ihr. Sie kannte dieses Zimmer sehr gut – schließlich wachte sie nicht zum ersten Mal hier auf. Allerdings war sie heute nicht darauf gefasst gewesen.
    „Vicente?“
    Er kicherte leise. „ Ja mein Liebling, wen hattest du denn erwartet?“ „Ähm, niemanden um ehrlich zu sein.“ „Na dann sei froh, dass ich es bin.“
    Mit einem Schlag war sie ganz wach. Ihre Hand glitt unter die Bettdecke, nur um zu fühlen, dass sie gänzlich nackt war. Ihr Magen krampfte sich zusammen und ihr wurde übel. Was hatte sie jetzt wieder angestellt? Wie konnte sie das nur tun? Oh mein Gott, das durfte jetzt nicht wahr sein. Bitte nicht, gar nicht gut, nein, überhaupt nicht gut! Vicente lag noch immer auf der Seite, den Arm aufgestützt und sah sie lächelnd an. Seine langen Haare überdeckten zur Hälfte sein ausgesprochen hübsches Gesicht, das sie sicher gerne angesehen hätte, wenn sich nicht ausgerechnet jetzt ein ganz anderes Gesicht mit Vehemenz in ihre Erinnerung gedrängt hätte. Blaue strahlende Augen, die glitzerten, honigblonde Locken die sich über breite Schultern ergossen. Miguelangel! Nein, oh nein!
    Es dauerte, bis sie sich soweit im Griff hatte, dass sie vernünftige Worte artikulieren konnte. Sie räusperte sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher