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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman
Autoren: Ken Follett
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Ende in den Stutzen zu bugsieren. Es war, als wolle er während eines Hurrikans einen Faden in ein Nadelöhr fummeln. Minutenlang versuchte er es immer wieder von neuem, hatte aber kein Glück. Und seine Hand wurde immer kälter.
    Karen tippte ihm auf die Schulter.
    Er zog sich wieder in die Kabine zurück und schloss die Tür.
    »Wir verlieren an Höhe«, sagte Karen. »Wir müssen steigen.« Sie zog den Steuerknüppel nach hinten.
    Harald behauchte seine Hand, um sie zu wärmen. »So schaff ich‘s nicht«, sagte er. »Ich krieg den Schlauch nicht in den Stutzen. Ich muss das Schlauchende festhalten können.«
    »Und wie willst du das anstellen?«
    Er überlegte. »Vielleicht kann ich einen Fuß raussetzen.«
    »O Gott!«
    »Sag mir Bescheid, wenn wir die richtige Höhe erreicht haben.«
    Ein paar Minuten später sagte Karen: »So, jetzt. Aber du musst die Tür schließen, sobald ich dir einen Klaps auf die Schulter gebe.«
    Mit dem linken Knie auf dem Sitz und dem Gesicht zur Gepäckablage schob Harald seinen rechten Fuß durch die offene Tür und auf den verstärkten Streifen auf der Tragfläche. Mit der linken Hand hielt er sich am Sitzgurt fest. Dann lehnte er sich hinaus und fingerte nach dem Schlauch, erwischte ihn und ließ seine Hand bis an dessen Ende hinabgleiten. Nun beugte er sich noch weiter hinaus, um das Schlauchende in den Einfüllstutzen stecken zu können.
    In diesem Augenblick geriet die Hornet Moth in eine Turbulenz und sackte durch. Harald verlor die Balance und dachte schon, er würde von der Tragfläche fallen. Krampfhaft hielt er sich am Schlauch und am Sitzgurt fest, damit er nicht das Gleichgewicht verlor, riss dabei das in der Kabine und am Rumpf festgebundene Schlauchende ab und ließ es unwillkürlich los. Der Luftstrom wirbelte es davon.
    Am ganzen Körper zitternd vor Angst, kroch er zurück in die Kabine und schloss die Tür.
    »Was ist passiert?«, fragte Karen. »Ich konnte nichts sehen,«
    Harald brachte im ersten Moment kein Wort heraus. Als er sich einigermaßen erholt hatte, sagte er: »Ich hab den Schlauch fallen lassen.«
    »O nein!«
    Er warf einen Blick auf die Treibstoffanzeige. »Der Tank ist gleich leer.«
    »Und was sollen wir nun tun?«
    »Ich muss mich auf die Tragfläche stellen und das Benzin direkt aus dem Kanister einfüllen. Dazu brauche ich aber beide Hände – mit einer Hand allein kann ich den Kanister nicht halten, er ist einfach zu schwer.«
    »Aber wie willst du dich dann festhalten?«
    »Gar nicht. Du musst mich mit der linken Hand am Gürtel festhalten.« Karen ist zwar kräftig, dachte er, aber ob sie mein Gewicht halten kann, wenn ich ausrutsche? Abgesehen davon: Was bleibt uns anderes übrig.?
    »Aber dann kann ich den Steuerknüppel nicht bedienen.«
    »Dann lass uns hoffen, dass das nicht nötig ist.«
    »Na schön, aber dann müssen wir erst noch höher steigen.«
    Harald sah hinaus. Weit und breit war kein Land in Sicht.
    Karen empfahl ihm: »Wärm dir die Hände. Steck sie unter meinen Mantel.«
    Noch immer auf dem Sitz kniend, drehte er sich zu ihr und drückte seine Hände an ihre Taille. Unter dem Pelzmantel trug sie nur einen leichten Sommerpulli.
    »Steck sie ruhig unter meinen Pulli. Na los, direkt auf die Haut, ich hab nichts dagegen.«
    Ihre Haut war heiß unter seiner Berührung.
    Während des Steigflugs behielt er seine Hände auf ihrem Körper.
    Dann setzte der Motor aus.
    »Der Treibstoff ist alle«, sagte Karen.
    Der Motor fing sich wieder, doch Harald wusste, dass Karen Recht hatte. »Also los jetzt«, sagte er. »Ich versuch‘s noch mal.«
    Karen richtete die Maschine aus. Harald schraubte den Kanisterdeckel ab, und trotz des Windes, der durch die herausgeschlagenen Fenster hereinblies, stank es sofort unangenehm nach Benzin.
    Der Motor setzte erneut aus und begann zu stottern.
    Harald hob den Kanister an. Karen packte seinen Hosengurt. »Ich halte dich ganz fest«, sagte sie. »Hab keine Angst.«
    Harald öffnete die Tür und setzte den rechten Fuß hinaus. Dann hob er den Kanister auf den Sitz und zog seinen linken Fuß ebenfalls nach draußen. Jetzt stand er auf der Tragfläche, während er den Oberkörper noch in die Kabine beugte. Nie zuvor in seinem Leben hatte er solche Angst gehabt!
    Er hob den Kanister an, stellte sich aufrecht auf die Tragfläche – und dann machte er einen Fehler: Er warf einen Blick hinunter, sah an der Hinterkante der Tragfläche vorbei auf; Meer hinab. Sein Magen revoltierte, und ihm wurde so
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