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Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)

Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)

Titel: Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
Autoren: Jill Mansell
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sei eine neuartige Form der Behandlung in Amerika. Er sagte, es würde 20 000 Pfund kosten, und er bat mich, ihm das Geld vorzustrecken – was im Grunde bedeutete, ich solle es ihm schenken, weil Steven überhaupt kein eigenes Geld besaß. Wer weiß, was er mit dem Geld geplant hatte.« Daisy zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich wollte er mit Ihnen nach Amerika durchbrennen. Und sechs Monate später, wundersam geheilt, zurückkehren.«
    War es grausam, Mel das zu erzählen? Und glaubte ihr Mel nun?
    Die cremeweißen Rosen lagen auf dem Grab, ausgewickelt und unangerührt.
    Mel meinte zögernd: »Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll.« Tränen standen in ihren grauen Augen.
    »O bitte, es tut mir Leid, ich wollte Sie nicht aufregen«, platzte es aus Daisy heraus. »Aber Sie müssen erfahren, wie Steven wirklich war. Ich hatte keine Ahnung, dass er eine Affäre hatte, aber unsere Ehe war sowieso am Ende.«
    »Ich verstehe nur nicht, warum er mich anlügen sollte«, erwiderte Mel. »Wir haben uns geliebt. Mehr als alles andere wollten wir zusammen sein. Wenn Sie nichts gegen eine Scheidung einzuwenden hatten, warum sollte er dann bei Ihnen bleiben wollen?«
    Daisy, die sich diese Frage schon vor langer Zeit beantwortet hatte, wies mit der Hand hinter die Friedhofsmauer. In dem Tal, durch das sich der Fluss entlang des sorgfältig angelegten Parks schlängelte, prangte verführerisch das Hotel im Wintersonnenlicht. Es sah aus, als sei es mit Puderzucker bestäubt. Die sechs Meter hohe Fichte neben dem Eingang war mit einer Lichterkette geschmückt. Das Manor House selbst, das in Teilen bis ins 15. Jahrhundert zurückreichte, hätte einer Ralph-Lauren-Anzeige entsprungen sein können. Erst vor einer Woche hatte ein Kritiker es in einer der Sonntagszeitungen als eines der herrlichsten Hotels in Großbritannien gerühmt. Er hatte auch erwähnt, dass es von einem der extravagantesten Charaktere im Gewerbe geführt wurde, und er hatte Hector mit Basil Fawlty verglichen, nur noch ausgeflippter, was wahrscheinlich Trilliarden potenzieller Gäste verschreckte, aber man konnte nun mal nicht jeden für sich gewinnen.
    »Sehen Sie sich das an«, sagte Daisy einfach, »aus diesem Grund wollte Steven bei mir bleiben. Unser Lebensstil hat ihm zu sehr gefallen.« Sie fügte nicht hinzu, dass Steven einfache Verhältnisse noch nie zu schätzen gewusst hatte. Und dass er auch nichts von harter Arbeit gehalten hatte.
    Mel runzelte die Stirn. »Sie können jetzt alles Mögliche von ihm behaupten. Er kann sich ja nicht mehr wehren.«
    »Ach, kommen Sie schon, denken Sie nach! Wenn Steven mich wirklich verlassen wollte, warum hat er es nicht einfach getan?« Ungeduldig warf Daisy ihre langen, dunklen Haare zurück. »Ich hätte ihn doch nicht aufhalten können. Er war erwachsen. Es war ja nicht so, als ob ich ihn gefesselt und in den Keller gesperrt hätte!«
    Unerwarteterweise fragte Mel: »Und hätten Sie ihm die 20 000 Pfund gegeben?«
    Daisy zuckte mit den Schultern. »Vermutlich ja. Er war schließlich mein Ehemann. Ich hätte ja wohl kaum sagen können: ›Herrje, Krebs, wie entsetzlich, aber sorry, ich habe gerade kein Kleingeld übrig, ich will mir nämlich unbedingt einen schnuckeligen, neuen Wagen kaufen.‹«
    Mel erkundigte sich mit festem Blick: »Haben Sie ihn geliebt?«
    Wenn man bedachte, dass sie sich eigentlich völlig fremd waren, führten sie gerade eine erstaunlich offene Unterhaltung, dachte Daisy. Sie schüttelte den Kopf. »Am Schluss nicht mehr.«
    »Warum sind Sie dann hier und besuchen sein Grab?« Mel klang herausfordernd. »Ich habe doch gesehen, wie Sie mit ihm geredet haben.«
    »Das sage ich Ihnen gleich. Doch zuvor, haben Sie Steven geliebt?«
    Mel sah sie mitleidig an. »Natürlich! Wäre ich sonst hier? Und ich habe ihm sogar Blumen mitgebracht.« Ihre grauen Augen glitzerten, als sie dezidiert hinzufügte: »Das ist mehr, als Sie jemals getan haben.«
    »Jemals? Dann waren Sie also schon früher hier?« Beinahe wäre Daisy herausgerutscht: »Kommen Sie öfter her?«
    »Ich komme jede Woche. Das ist mein gutes Recht«, erwiderte Mel trotzig. »Sie können mich nicht davon abhalten.«
    »Ich sage ja gar nicht, dass ich Sie davon abhalten will!« Meine Güte, war die vielleicht sensibel. »Auf merkwürdige Weise ist es nett zu wissen, dass Sie ihn besuchen. Wie alt sind Sie?« Rasch wechselte Daisy das Thema. Bitte schön, ich kann auch persönliche Fragen stellen.
    »Ich bin 26«, erklärte
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