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Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)

Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)

Titel: Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
Autoren: Jill Mansell
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protestierte Rocky, der momentan keinen Sex bekam. »Ich habe Daisy nur ein absolut einmaliges Angebot unterbreitet, und sie tut so , als sei sie nicht interessiert.«
    »Wir bekommen Besuch.« Tara knuffte Daisy und lenkte deren Aufmerksamkeit auf den Streifenwagen, der langsam die Hotelauffahrt hochfuhr. Dann wandte sie sich wieder an Rocky. »Ein absolut einmaliges Angebot? Du? Ach herrje, wie peinlich. Das bringt dich hinter Gitter. Der große, schaurige Polizist wird dich wegen Vortäuschung falscher Tatsachen einbuchten.«
    »Andererseits könnte er auch dich verhaften wollen«, höhnte Rocky, »weil du denkst, du seist witzig, obwohl du es nicht bist.«
    »Er ist sicher nicht wegen einer Beschwerde über Dads Dudelsack hier.« Daisy war empört. »Dad hat ihn ja noch nicht einmal herausgeholt.«
    Der Streifenwagen blieb vor dem Eingang stehen. Durch die Fenster der Bar sahen sie zu, wie Barry Foster, der örtliche Dorfsheriff, sich aus dem Auto hievte und ein paar Worte in sein Walkie-Talkie murmelte. Als er die Tür auf der Fahrerseite zuschlug und auf den Eingang zuging, glitt Daisy vom Barhocker. »Ich hoffe nur, er will keinen unserer Gäste verhaften.«
    »Außer, es wäre der da.« Tara schnitt eine Grimasse in Richtung eines Nordengländers, der erfolglos versuchte, Mundharmonika zu spielen.
    »Ja klar«, sagte Daisy grinsend. »MrMundharmonika darf er gern einbuchten.«

    In Daisys Büro zog Barry Foster ein Taschentuch heraus und wischte sich verstohlen die schwitzigen Handflächen. Schlechte Nachrichten überbringen zu müssen, hasste er an seinem Job am meisten.
    Die in Grün und Gold tapezierten Wände des Büros schienen förmlich zu atmen. Daisy blinzelte, damit sie endlich die Luft anhielten.
    »Hören Sie, es muss sich um ein Versehen handeln.« Sie leckte sich die trockenen Lippen. »Steven ist nicht einmal in Bristol. Er ist oben in Glasgow und besucht seinen Großvater. Er kommt erst Silvester zurück.«
    Barry sah sie mitleidsvoll an. Er kannte Daisy und mochte sie. Er kannte auch Steven.
    »Tut mir Leid, meine Liebe. Es war Stevens Auto. Und sein Führerschein steckte im Geldbeutel … Möchten Sie einen Schluck Wasser?«
    »Nein, danke.« Daisy schüttelte den Kopf. Sie spürte, wie ihr Herz pochte. Der Unfall hatte sich laut Barry auf der Siston Common ereignet. Weniger als zehn Meilen entfernt. Stevens BMW war auf vereister Fahrbahn von der Straße abgekommen und gegen eine Mauer gekracht. Barry wirkte immer noch verlegen, als ob es noch etwas gab, als ob er nicht den Mut aufgebracht hätte, ihr die ganze Wahrheit zu erzählen.
    War er etwa …
    »O mein Gott.« Daisy schluckte. »Ist er tot?«
    »Nein, nein«, versicherte Barry eilends, »nein, meine Liebe, er ist nicht tot. Es ist sehr ernst, wie ich schon sagte. Sein Zustand ist kritisch. Aber er ist am Leben. Ehrenwort.«
    Kritisch. Eine Kopfverletzung. Im Koma.
    »Aber was ist denn …?« Das ergab alles keinen Sinn. Steven hatte sie gestern Abend aus Glasgow angerufen und sich über das Wetter dort oben beschwert. Er hatte davon gesprochen, sich ein Spiel der Glasgow Rangers anzuschauen. Er wollte einen Klempner besorgen, der im Haus seines Großvaters den kaputten Thermostat am Boiler reparieren sollte.
    Und nein, er hatte seinem Großvater nicht von dieser anderen Sache erzählt. Der arme, alte Mann – er war dreiundachtzig. Hatte er nicht schon genug Kummer?
    »Daisy, es tut mir ehrlich Leid. Steven war bei dem Unfall nicht allein im Auto.«
    »Wie bitte?« Einen Sekundenbruchteil glaubte sie, Steven habe seinen Großvater mitgenommen.
    Aber nein, natürlich hatte Barry etwas anderes gemeint. Der Grund für sein Zögern wurde ihr abrupt klar, zoomte sich wie eine Nikon scharf.
    »Fahren Sie fort«, bat Daisy. Das Ganze ähnelte sehr dem Ende eines Kriminalromans, wenn man plötzlich weiß, wer der Mörder ist.
    »Er … äh … hatte eine Frau im Wagen.« Barry fühlte sich sichtlich unwohl.
    Daisy runzelte die Brauen. »Sie meinen, eine Geliebte?«
    »Äh, ja … es hat ganz den Anschein.«
    »Liegt sie auch im Koma?«
    »Nein. Nein, meine Liebe. Sie hatte Glück. Hat sich nur geringfügige Verletzungen zugezogen.«
    Geschieht das wirklich? Und geschieht es mir?
    Daisy merkte, wie sie eine Strähne ihres langen Haares so fest um den Zeigefinger wickelte, dass sich die Fingerspitze schon blau verfärbte. Hinter der geschlossenen Bürotür hörte sie das Gelächter, das aus der Bar herüberdrang, und den Klang eines Akkordeons,
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