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Mittagessen Nebensache

Mittagessen Nebensache

Titel: Mittagessen Nebensache
Autoren: Mary Scott
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eine Hilfe, nicht einmal Anne. Sie erlaubt ihrem Vater nicht, daß er ein kleines Vermögen für eine Hausgehilfin ausgibt. Auf dem Lande sind Arbeitskräfte eben schwer zu bekommen. Trotz der verhältnismäßig hohen Löhne will niemand bleiben, weil die Stadt bessere Arbeitsmöglichkeiten bietet. Larry macht alles selbst, genau wie ich. Natürlich ist Christina sehr artig, abgesehen von den Stunden, in denen sie mit Christopher zusammen ist.«
    Als mein Sohn seinen Namen hörte, kam er hereingetrottet. Offensichtlich hatte er gemerkt, daß sein Geschrei und sein Gestrampel unnütze Kraftverschwendung war — Christina kam deswegen nicht zurück. Blitzartig stand sein Stimmungsbarometer wieder auf schön Wetter. Strahlend kletterte er auf meinen Schoß und patschte mir mit seinen schmierigen Händchen ins Gesicht.
    »Er ist ja wirklich nett«, räumte Dawn ein, »aber kleine Mädchen sind eben süß. Man kann sie so hübsch anziehen. Aber — um auf Larry zurückzukommen — ich finde es einfach unfair, wenn jemand so gar nichts dafür tut und trotzdem so gut aussieht wie sie. Ich werde geradezu krank bei dem Gedanken, wieviel Zeit ich täglich für mein Aussehen opfern muß.«
    Das war wirklich entwaffnend freimütig. »Auf jeden Fall kannst du mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein«, tröstete ich sie.
     
    Am nächsten Tag fuhren wir mit Larry und den Kindern nach Tiri, um Tantchen zu besuchen.
    Ich freute mich diebisch auf Dawns Überraschung, denn Miss Adams ist alles andere, als was man sich unter einer Dorfkrämerin vorstellt. Sie ist eine überaus gepflegte und elegante Frau, gebildeter als die meisten von uns, mit einem ausgesprochenen Sinn für Humor und einem hilfreichen Herzen. Dazu der blitzblanke Laden, der in gar nichts den Erwartungen entspricht, die man normalerweise von einem Dorfkaufhaus hat. Wir liebten Tantchen ausnahmslos — ihre Person bildete ganz einfach das Rückgrat unseres Lebens hier im Hinterwald.
    Obwohl sie das war, was Mutter — ich muß es schamhaft und zugleich amüsiert gestehen — als >eine von uns< bezeichnete, machte sie keine Unterschiede. Sie war mit jedem gut Freund, angefangen beim Colonel, von dem sie mit größter Ehrerbietung behandelt wurde, bis zur Frau des Straßenbauarbeiters, die stets bei ihr Zuflucht suchte, wenn ihr Mann sich wieder einmal betrank. Tiri ohne Tantchen war einfach undenkbar.
    Dawn verlieh ihrer Überraschung ganz offen Ausdruck. »Susans Schilderungen sind ja schrecklich ungenau. Man sollte doch meinen, daß man sich von den Leuten ein Bild machen kann, wenn jemand großartige Bücher darüber schreibt. Aber sowohl Larry als auch Sie sind völlig anders, als ich erwartet hatte.«
    »Susan liebt solche Überraschungen«, erwiderte Tantchen. »Das wirkliche Leben ist ja auch viel interessanter, als man es in Büchern schildern kann. Sehen Sie sich doch nur die Kinder an. Wie kann man nur behaupten, daß sie ungezogen seien!«
    Tantchen hatte gut reden, denn bei ihr benahmen sich die beiden ausgesprochen brav. Das ganze Geheimnis bestand aber nur darin, daß hinter dem Haus ein breiter Fluß vorbeilief, der nur im Winter tief und reißend wurde. Jetzt im Sommer war er flach, mit klarem rieselndem Wasser und breiten Sandbänken. Ein herrlicher Spielplatz für Christopher und Christina. Sie bauten wacklige Burgen aus Sand, planschten im Wasser herum oder legten sich an warmen Tagen auch hinein. Unter solch idealen Voraussetzungen gebärdeten sich die beiden natürlich wie kleine Engel.
    »Anne kommt zum Tee, um Dawn zu begrüßen«, sagte Miss Adams. »Also setzt schon das Wasser auf und deckt den Tisch. Ich muß in den Laden. David Wells benimmt sich schon wie ein eingesperrter Tiger. Daß diese jungen Leute nicht warten können!«
    Wie ich erfahren hatte, war David Wells ein großer Schürzenjäger. Seine Farm liegt auf halbem Wege zwischen Tiri und unserer Farm. Er stammt aus der vornehmen Welt und von Te Rimu und schien sich nicht überarbeiten zu müssen. Offensichtlich besaß er genügend Geld, um sich trotz der enormen Löhne noch Arbeitskräfte leisten zu können.
    Kaum hatte sich die Tür hinter Tantchen geschlossen, als Dawn den Fenstervorhang beiseite schob, der den Durchblick zwischen Tantchens Wohnzimmer und dem Laden versperrte.
    Eine Weile stand sie da und beobachtete, was draußen vor sich ging. Dann wandte sie sich mit strahlendem Lächeln wieder ins Zimmer zurück. »Ein netter Junge! Ganz mein Typ... Herrschaften, ich muß mal
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