Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Titel: Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1
Autoren: Isaac Asimov
Vom Netzwerk:
fester Boden. Und wann ereignete sich dies? Offensichtlich doch unmittelbar nachdem Mr. Tregennis das Zimmer verlassen hatte, sofern wir seiner Erzählung Glauben schenken dürfen. Ein sehr wichtiger Punkt ist das. Nehmen wir also an, es sei wenige Minuten später geschehen. Die Karten lagen noch auf dem Tisch. Die Zeit, um die sie gewöhnlich zu Bett gingen, war schon überschritten. Trotzdem hatten sie bis dahin weder ihre Stellung verändert noch ihre Stühle zurückgeschoben. Ich wiederhole, daß sich gleich nach Mortimers Weggehen und nicht später als elf gestern abend der tragische Vorfall ereignete.
    Unser nächster Schritt ist, Mr. Tregennis im Auge zu behalten, nachdem er sich von seinen Verwandten verabschiedet hat. Dabei ergibt sich für uns weiter keine Schwierigkeit, und in seiner Verhaltensweise liegt nichts Verdächtiges. Du kennst ja meine Methoden und hast schon längst den Zweck des etwas plumpen Wassertopfexperiments durchschaut. Ich erzielte dadurch einen deutlicheren Fußabdruck von diesem Mann, als er mir auf andere Weise gelungen wäre. In dem nassen, ziemlich sandigen Weg prägte er sich wunderbar ein. Die letzte Nacht war, wie du dich erinnern wirst, auch feucht. Mit diesem Musterbeispiel hatte ich es nicht schwer, seine Spur unter den anderen herauszufinden und zu verfolgen. Er ist rasch in Richtung des Pfarrhauses davongegangen. Wenn somit Mr. Tregennis vom Schauplatz verschwand und dennoch jemand von außerhalb die Kartenspieler aufstörte, wie können wir diesen Jemand ermitteln, und wodurch löste er eine derart entsetzliche Wirkung aus? Mrs. Porter dürfen wir ausschalten. Sie ist bestimmt harmlos. Besteht irgendein Anzeichen dafür, daß jemand am Gartenfenster hochkletterte und durch sein bloßes Erscheinen einen so grauenvollen Eindruck hervorrief? Die einzige Andeutung in dieser Richtung stammt von Mortimer Tregennis selbst, der vorgibt, sein Bruder habe von etwas, das sich im Garten draußen bewegte, gesprochen. Dieser Hinweis ist um so bemerkenswerter, als es eine regnerische, dunkle und wolkige Nacht war. Jemand, der die Absicht hatte, diese Menschen zu ängstigen, mußte schon zumindest sein Gesicht gegen die Scheibe pressen, um überhaupt gesehen zu werden. Es befindet sich ein neunzig Zentimeter langer Blumenkasten an der Außenseite des besagten Fensters, aber keine Spur ist daran wahrnehmbar. Außerdem fällt es allein schon schwer, sich vorzustellen, wie einer von draußen es fertiggebracht haben soll, die Gesellschaft derartig zu erschrecken. Es läßt sich auch gar kein Motiv für solch ein sonderbares und ausgeklügeltes Vorgehen entdecken. Siehst du, wie sich hier vor uns die Hindernisse auftürmen, Watson?«
    »Nur zu deutlich«, antwortete ich mit Überzeugung.
    »Und doch haben wir vielleicht bald genug Material beisammen, um zu beweisen, daß sie nicht unüberwindlich sind«, sagte Holmes zuversichtlich. »Ich könnte mir denken, Watson, daß du unter den Fällen in deiner ausgedehnten Materialsammlung sicherlich welche fändest, die sich nicht minder undurchsichtig anließen. Laß uns einstweilen das Ganze beiseite tun, bis genauere Daten verfügbar sind! Wir wollen den Rest dieses schönen Vormittags der weiteren Erkundung des neolithischen Menschen widmen.«
    Wahrscheinlich habe ich meines Freundes unvermittelte Konzentrationsfähigkeit – auf welches Gebiet auch immer – bisweilen schon erwähnt. Nie aber wunderte ich mich mehr darüber als an diesem Frühlingsmorgen in Cornwall. Zwei Stunden lang redete er mit einer Leichtigkeit von keltischen Werkzeugen, Pfeilspitzen und Topfscherben, als gäbe es weit und breit keine brennendere Frage zu lösen. Erst am Nachmittag kehrten wir in unser Blockhäuschen zurück, wo uns bereits ein Besucher erwartete, der unsere flüchtigen Gedanken rasch genug wieder in die makabren Geleise lenkte. Keinem von uns brauchte man zu sagen, wen wir in dieser riesigen Gestalt mit der Habichtsnase und den grimmig dreinblickenden Augen vor uns hatten. Das graumelierte Haar des Mannes rührte beinahe an unsere Zimmerdecke, wenn er aufrecht stand. Sein Bart war golden an den Spitzen und weiß um die Lippen, abgesehen von den Nikotinflecken seiner ewigen Zigarre. Es gab nur eine einzige derartige Persönlichkeit, die in London so bekannt war wie in Afrika: der große Löwenjäger und leidenschaftliche Forscher Dr. Leon Sterndale. Wir hatten von seiner Anwesenheit in unserer Gegend hier schon gehört, seine wuchtige Erscheinung auch hier
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher