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Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Titel: Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1
Autoren: Isaac Asimov
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so froh, daß meine Untersuchung nicht gänzlich blockiert wurde«, flüsterte er uns zu. »Um die Sache mit der Polizei zu erörtern, fehlt mir jetzt die Zeit. Doch wäre ich Ihnen äußerst verbunden, Mr. Roundhay, wenn Sie die Güte hätten, den Inspektor von mir zu grüßen. Wenden Sie, bitte, seine Aufmerksamkeit dem Schlafzimmerfenster und der Lampe im Wohnzimmer zu! Das sind die beiden Angelpunkte. Jeder für sich schon recht aufschlußreich, und aus beiden zusammen läßt sich fast der gesamte Hergang rekonstruieren. Sollte der Polizei an weiteren Auskünften gelegen sein, würde ich mich glücklich schätzen, einen Beamten bei mir daheim zu empfangen. Und nun, Watson, sind wir wohl anderweitig besser am Platz.«
    Mag sein, daß die Polizei durch das Eindringen eines Amateurs verärgert war. Vielleicht auch lebte sie in der Vorstellung, auf hoffnungsvoller Spur zu sein. Jedenfalls hörten wir im Laufe der nächsten zwei Tage nichts von ihr. Währenddessen brachte Holmes einen Teil seiner Zeit mit Rauchen und Träumen in unserer Hütte zu, den weitaus größeren jedoch mit Spaziergängen, die er nunmehr stets allein unternahm. Er pflegte dann erst nach vielen Stunden heimzukehren, ohne daß er eine Bemerkung fallen ließ, wo er gewesen sei. Ein Versuch veranschaulichte mir jedoch die Linie seiner Nachforschungen. Er hatte eine Lampe gekauft, ein Duplikat von der, die in Mortimer Tregennis’ Zimmer am Morgen der Tragödie gebrannt hatte. Er füllte die seine mit demselben Öl, das in der Pfarrei verwendet wurde. Und er bemaß gewissenhaft die Zeitspanne, innerhalb derer sie ganz herunterbrannte. Ein zweiter Versuch, den er in meinem Beisein unternahm, war wesentlich unangenehmer. Ihn werde ich wohl nie vergessen.
    »Sicher erinnerst du dich, Watson«, leitete er ihn eines Nachmittags ein, »es gibt einen gemeinsamen Punkt für alle Einzelheiten, die uns erreicht haben. Er betrifft die Wirkung der Luft des Zimmers auf diejenigen, die es als erste betraten. Du wirst dich entsinnen, daß Mortimer Tregennis, als er die Episode seines letzten Besuchs im Haus seiner Brüder beschrieb, bemerkte, der Arzt sei sogleich nach dem Betreten des Raumes ohnmächtig in einen Sessel gefallen. Das hattest du vergessen? Gut, ich stehe dafür ein, daß es sich so verhielt. Aber vielleicht erinnerst du dich an die Erzählung der Haushälterin, Mrs. Porter. Sie sagte, sie habe das Bewußtsein verloren, als sie in das Zimmer kam. Und wieder bei Sinnen, machte sie sofort das Fenster auf. Im zweiten Fall, dessen Opfer Mortimer Tregennis wurde, muß dir die entsetzliche, atembeklemmende Schwüle des Zimmer ja unweigerlich selbst aufgefallen sein. Und dabei hatte eine Dienerin das Fenster schon weit geöffnet, ehe wir ankamen. Dieses Mädchen wurde, wie meine Fahndung ergab, so krank, daß es sich ins Bett legen mußte. Du merkst doch, Watson, daß solche Tatsachen eine deutliche Sprache sprechen. Offenkundig war in beiden Fällen die Luft vergiftet. Es muß etwas verbrannt worden sein. Beim erstenmal im Kaminfeuer, beim zweitenmal in der Lampe. Das Feuer wurde aus Witterungsgründen benötigt. Doch die Lampe hatte man – wie mein Ölverbrauch in dieser hier zeigt – erst angezündet, als längst hellichter Tag war. Warum? Doch gewiß, weil ein Zusammenhang zwischen drei Faktoren besteht: erstens dem Verbrennungsvorgang, zweitens der verpesteten Luft und drittens der Geisteszerrüttung beziehungsweise dem Tod jener unglücklichen Menschen. Ist das klar oder nicht?«
    »Es scheint so.«
    »Zumindest dürfen wir auf dieser Hypothese weiterbauen. Setzen wir also voraus, daß in jedem Fall etwas verbrannt wurde, dessen Gasentwicklung vergiftend auf die Atmosphäre wirkte. Im ersten Beispiel – dem der Tregennis-Familie – setzte man diese Substanz dem Feuer zu. Nun war zwar das Fenster geschlossen. Aber das Feuer entsandte natürlich die ausströmenden Dämpfe bis zu einem gewissen Grad mit dem Rauch in den Schornstein. Man muß daher erwarten, daß der Vergiftungsprozeß sich weniger verheerend auswirkte als beim zweiten Beispiel, wo kaum eine Ausweichmöglichkeit für die Gase bestand. Die Ergebnisse zeigen, daß es wirklich so gewesen ist. Denn im ersten Fall wurde nur die Frau, da sie vermutlich den empfindlicheren Organismus hatte, getötet, während die anderen ein vorläufiger oder bleibender Wahnsinn ergriff, der zweifellos die erste Folge dieser Droge darstellt. Im zweiten Fall gelang das grausige Experiment vollkommen. Beide
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