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Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Titel: Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1
Autoren: Isaac Asimov
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und da im Moor auftauchen sehen. Doch hatte er bisher nie den Versuch gemacht, sich uns zu nähern. Und wir dachten unsererseits nicht im Traum daran, seine Bekanntschaft zu machen. Denn seine Vorliebe für Zurückgezogenheit war uns bekannt. Den größten Teil der Pausen zwischen seinen Reisen und Expeditionen verbrachte er in einem kleinen Bungalow, im einsamen Wald von Beauchamp Arriance. Dort lebte er nur mit seinen Büchern und Landkarten, vollkommen allein, ohne sich um die Angelegenheiten seiner Nachbarn zu kümmern. Um so mehr überraschte es mich nun, ihn Holmes fragen zu hören, ob dieser einen Fortschritt in seiner Aufklärung der geheimnisvollen Episode von Tredannick Wartha zu verzeichnen habe. »Die Landpolizei befindet sich ganz gehörig auf dem Holzweg«, sagte Sterndale. »Aber vielleicht hat Ihre weltweite Erfahrung eine annehmbarere Deutung vorzuschlagen. Mein einziger Anspruch, von Ihnen ins Vertrauen gezogen zu werden, besteht darin, daß ich infolge meines häufigen Verweilens hier in der Gegend die Familie Tregennis sehr gut kenne. Ich könnte die Geschwister sogar auf Grund meiner mütterlichen Abstammung aus Cornwall als Verwandte bezeichnen. Und ihr tragisches Geschick war natürlich ein großer Schrecken für mich. Ich darf Ihnen in diesem Zusammenhang auch sagen, daß ich auf meinem Weg nach Afrika schon bis Plymouth gediehen war. Aber heute früh erreichte mich die furchtbare Nachricht, worauf ich kurzerhand wieder umkehrte. Ich möchte Ihnen bei der Untersuchung behilflich sein.«
    Holmes hob die Brauen.
    »Haben Sie dadurch Ihr Schiff versäumt?«
    »Ich werde das nächste nehmen.«
    »Meine Güte! Das nenne ich wirklich Freundschaft.«
    »Ich sagte Ihnen ja, Verwandte.«
    »Ganz richtig, mütterlicherseits. Hatten Sie Ihr Gepäck schon an Bord?«
    »Einiges. Aber der größte Teil war noch im Hotel.«
    »Aha. Aber dieses Ereignis konnte doch seinen Weg noch nicht bis zu der Plymouther Morgenzeitung gemacht haben?«
    »Nein, Sir. Ich erhielt ein Telegramm.«
    »Darf ich fragen, von wem?«
    Ein Schatten glitt über das hagere Gesicht des Forschers.
    »Sie sind sehr neugierig, Mr. Holmes.«
    »Das bin ich meinem Beruf schuldig.«
    Mit einiger Anstrengung stellte Dr. Sterndale seine etwas ins Wanken geratene Fassung wieder her.
    »Meinetwegen, ich brauche es Ihnen nicht zu verheimlichen. Es war Mr. Roundhay, der Pfarrer.«
    »Ich danke Ihnen«, erwiderte Holmes. »Dann möchte ich Ihnen meinerseits nicht verschweigen, daß ich mir über die Abwicklung dieser unheimlichen Begebenheit noch nicht bis ins letzte Klärung verschafft habe. Aber ich darf hoffen, bald zu einer Schlußfolgerung zu gelangen. Mehr darüber zu sagen, wäre voreilig.«
    »Vielleicht hätten Sie nichts dagegen, mich wissen zu lassen, ob Ihr Verdacht in eine bestimmte Richtung weist?«
    »Darauf kann ich nicht antworten«, erwiderte mein Freund.
    »Dann habe ich meine Zeit vergeudet und will meinen Besuch nicht länger ausdehnen.«
    Mit diesen Worten verließ der berühmte Doktor ziemlich übelgelaunt unsere Hütte. Und innerhalb von fünf Minuten ging Holmes ihm nach. Bis zum Abend sah ich ihn nicht wieder. Langsamen Schrittes und mit erloschenem, magerem Gesicht kehrte er zurück. Daraus mußte ich wohl schließen, daß seine Nachforschungen nicht sehr ergiebig gewesen waren. Er las das Telegramm, das in der Zwischenzeit eingetroffen war, und warf es gleich darauf ins Feuer.
    »Aus dem Hotel in Plymouth, Watson«, verkündete er. »Ich erfuhr seinen Namen durch den Pfarrer und telegrafierte dorthin, um mir Gewißheit zu holen, ob Dr. Sterndale die Wahrheit gesagt hat. Er scheint tatsächlich die letzte Nacht dort zugebracht zu haben und, wie wir ja von ihm selbst hörten, unbeachtet dessen, daß ein Teil seines Gepäcks schon unterwegs nach Afrika war, hierher zurückgekehrt zu sein, um bei der Untersuchung des Falles von Tredannick Wartha anwesend zu sein. Was schließt du daraus, Watson?«
    »Große Anteilnahme.«
    »Große Anteilnahme – ja. Hier liegt der Faden, den wir noch nicht in die Hand bekommen haben, der uns jedoch vielleicht aus dem Gewirr herausführen wird. Sei guten Muts, Watson! Denn ich bin sicher, daß sich bald noch mehr Beweismaterial bietet. Wenn es erst soweit ist, haben wir die Schwierigkeiten bewältigt.«
    Kaum ahnte ich bei diesen seinen Worten, wie rasch sie sich verwirklichen sollten, oder vielmehr, welch sonderbare und unheimliche Entwicklung ganz neue Perspektiven eröffnen würde. Ich
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