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Mit Schwert und Magie

Mit Schwert und Magie

Titel: Mit Schwert und Magie
Autoren: Hans Kneifel
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Turm des Händlers Abd’Shahid.
    Dort stand die Mumie Rhiads, breitete die bandagierten Arme aus und sprach mit dieser donnernden Stimme. Das Gesicht lebte! Namenloses Entsetzen packte jeden, der sehen und hören konnte. Atemlose Stille legte sich über den Platz.
    »Mein Bruder, ihr kennt ihn als Shallad Hadamur, ist mein Mörder. Er meuchelte mich während einer Jagd und stellte meinen Tod so dar, als sei er unschuldig. Aber mein Sohn, von ihm verfolgt wie kein zweiter Mensch, lebt und wird der rechtmäßige Inhaber des Thrones werden. Seht den Feigling dort unten, Frauen und Männer des Shalladad! Seht ihn an, den Brudermörder!
    Gestehst du den Brudermord ein, Hadamur? Sagst du deinen Untertanen - sie werden bald von dir erlöst sein! -, daß du deinen Brudersohn zu töten versucht hast? Sprichst du endlich einmal in deinem Leben die Wahrheit, Mörder?«
    Die Magier aus Logghard bewegten die Finger und Arme der Mumie, das wußte Necron. Aber die Stimme des toten Shallad kam nicht aus dem Mund eines Magiers. Die Menge stöhnte auf, als Shallad Rhiad die Arme sinken ließ. Hadamur sank kraftlos auf die Knie, als der Hohepriester auf ihn zutrat.
    »Ja! Ich gestehe alles! Er spricht die Wahrheit! Ich habe ihn umbringen lassen. Soll doch Luxon auf den Thron! Ich will nicht mehr! Ich kann nicht mehr!«
    Wimmernd sank er zusammen.
    Schweigend und verzweifelt starrten Tausende ihn an. Die Ruhe auf dem riesigen Platz wurde qualvoll. Regungslos schien die Mumie mit dem weißen Haar und dem schlohweißen Bart jede Regung dort unten zu betrachten.
    Wo war Luxon? fragte sich Necron.
    Uinaho, Maego und Fanuk befanden sich in Necrons Nähe. Vor den Wächtern sah er Hrobon und Lamir. Auf die Krieger Odams und jene aus Ay konnten sie sich verlassen. Rechts gab es Unruhe, aber keinen deutlichen Lärm. Ohne daß sie sich auch nur mit einem Blick verständigt hätten, gingen Necron und Uinaho hinüber an die Stelle. Die Hochzeitsgäste auf dem Podium schienen beieinander Schutz zu suchen und bildeten, so weit wie möglich vom schluchzenden Hadamur entfernt, eine Gruppe. Nur eine einzelne Gestalt blieb dem Shallad treu - es war Algajar, der Hohepriester. Er hielt Hadamur, dessen unförmiger Körper zuckte, an den Schultern fest.
    »Macht Platz!« rief Necron, als er erkannte, warum sich plötzlich in der Menge eine schmale Gasse bildete. Die Heimsuchungen der Menschen Hadams waren noch nicht zu Ende. Kalathee rannte auf das Podium zu, hinter sich Luxon. Er wirkte verwirrt, aber er erkannte Necron und Uinaho. Noch während des Hastens schrie Kalathee in die Menge hinein:
    »Shallad Rhiad hat recht! Hier ist der rechtmäßige Shallad! Es ist Luxon, der Sohn Rhiads!«
    »Hadamur soll seinen Thron verlassen!« kreischte irgend jemand.
    »Ich verzichte. Luxon soll den Thron haben«, rief Hadamur klagend. Er drehte den Kopf und blickte Luxon an, der zwischen Uinaho und Necron stand. Luxon holte tief Atem und sah sich verzweifelt um. Necron knurrte ihm etwas ins Ohr, und Luxon nickte erleichtert. Von Augenblick zu Augenblick gewann er mehr Sicherheit.
    Schließlich verlangte er laut:
    »Ihr alle habt verstanden, was Hadamur sagte. Aber auch ich klage ihn an, ich, Luxon, dessen toter Vater zu euch gesprochen hat. Hadamur hat das Shalladad und alle Menschen in die Abhängigkeit des Dämons der Rache gebracht. In Wirklichkeit hat euch Achar, der Rachedämon, beherrscht!«
    »Was kann ich tun?« schrie Hadamur. »Achar hat mich zu allem gezwungen! Es gibt keine Hilfe gegen die Dämonen!«
    Algajar richtete sich auf, hob einen Arm und packte Hadamur, der immer kleiner zu werden schien, im Genick, als habe er ein Tier in der Faust.
    »Hadamur ist Achars Opfer!« erklang es unter der Maske hervor. Über Algajars Kopf ballte sich eine winzige Wolke zusammen. Ein gewaltiger Donnerschlag ertönte, als ein Blitz zuckte und für einen furchtbaren Augenblick Hadamur in fahles, schwärzliches Licht badete. Dann begann sich die bleiche Haut des Shallad mit gläsernem Glanz zu überziehen. Nur die Nächststehenden sahen diese Veränderung. Sie deuteten die Zeichen richtig und rückten noch weiter von dem erbärmlichen Haufen Mensch weg.
    Necron schob seine Finger in das Gürtelfach und hielt den Zauberstein umklammert.
    »Achar hat seinen Plan wahr gemacht!« sagte Necron. Schweigend hörten es Luxon und Uinaho.
    Noch ehe sich die Menschen von diesem Schrecken erholt hatten, als noch immer der Widerhall des Donnerschlags über den Platz und zur Wolke
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