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Mit Haut und Haar (German Edition)

Mit Haut und Haar (German Edition)

Titel: Mit Haut und Haar (German Edition)
Autoren: Sofia Hartmann
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dass du in irgendeiner Form unzulänglich bist?« Er atmete tief ein. »Clarissa, wenn hier jemand unzulänglich ist, dann bin das ich. Du nicht. Du bist eine Wahnsinnsfrau.«
    »Lass mich in Ruhe Daniel. Bitte, lass mich einfach nur in Ruhe. Du wirst jetzt alles Mögliche sagen um mich zu beruhigen, du wirst mir alle möglichen Versprechungen machen, nur damit ich mich abrege, aber ich werde mich nicht beruhigen. Und ich werde dir das niemals verzeihen!«
    Daniel starrte ein paar Minuten auf den Boden und schwieg. Schließlich erhob er sich.
    »Wenn du reden möchtest, ich bin unten im Wohnzimmer. Ich habe übrigens alle meine Termine abgesagt und mir wegen einer wichtigen Familienangelegenheit zwei Wochen frei genommen.«
    »Genau«, sagte Clarissa. Sie spürte, wie Hass in ihr aufstieg. »Wir verbringen jetzt zwei Wochen sehr intensiv miteinander, diskutieren alle unsere Probleme weg und wenn wieder alles okay ist, gehst du wieder arbeiten. Sicher steht auch schon bald deine nächste Geschäftsreise nach Hannover an und Anita wird dich sicher sehnsüchtig erwarten.«
    »Clarissa, bitte ...«
    »Du musst ja eine große Nummer in ihrem Bett gewesen sein«, sagte Clarissa. »Die ganzen Mails lesen sich ja so, als hättet ihr es stundenlang miteinander getrieben. Wie lange dauert es bei uns? Ich glaube, es sind im Schnitt so zehn Minuten. Mit Vorspiel.«
    »Clarissa!« Sie lachte, aber es war wieder dieses bittere, gequälte Lachen, ein Lachen das Daniel bis ins Mark erschütterte.
    »Ist auch klar«, sagte sie und heuchelte Verständnis. »Wer kann schon stundenlang bei einer alten Fregatte wie mir, was? Da macht man das Licht aus und erfüllt seine Pflicht, damit die Alte weiterhin schön funktioniert, nicht? Damit man unbesorgt seinem Vergnügen nachgehen kann.«
    »Wie kommst du nur darauf, Clarissa und denkst du wirklich, du bist so wertlos, wie du es jetzt hier darstellst oder ist das nur deine Wut? Ich liebe dich und ich möchte dich nicht verlieren! Du und unsere Familie – das bedeutet mir alles!«
    »Darüber hättest du früher nachdenken müssen.«
    »Das weiß ich. Manchmal macht man dumme Sachen. Und manchmal machen auch intelligente Menschen richtig schlimme Fehler.«
    »Das waren keine dummen Sachen, Daniel. Das war grober, vorsätzlicher und monatelanger Betrug. Vielleicht bist du anfangs reingestolpert, aber du hättest es irgendwann erkennen und die Notbremse ziehen müssen. Aber diese Sache ging jetzt über mehrere Monate. Monate, in denen du mich belogen hast, in voller Absicht, nur um nicht auf das eine oder das andere verzichten zu müssen. Und wenn ich es nicht herausgefunden hätte, wäre es wahrscheinlich noch monatelang weitergegangen. Und wer weiß, vielleicht hättest du es nur beendet, weil die nächste Frau dich anhechelt. Oder vielleicht eines Tages festgestellt, dass Anita auch gut kochen kann? Nein danke, Daniel!«
    »Du musst erst wieder auf die Beine kommen, Clarissa«, sagte Daniel. »Dich beruhigen. Und dann besprechen wir in aller Ruhe, wie wir weiterhin vorgehen.«
    »Ich kann dir sagen wie ich vorgehe!« brüllte Clarissa und warf die Kaffeetasse an den Schlafzimmerschrank. »Ich mache dich fertig, ich nehme dir alles, was dir etwas bedeutet, ich zerstöre dein Leben, so wie du es mit meinem getan hast!«
    Daniel schlich aus dem Schlafzimmer und sie hörte, wie er die Treppe nach unten lief. Clarissa griff nach dem Valium, das neben ihr auf dem Nachttisch lag und schluckte eine weitere Tablette. Nur nichts mehr hören, nichts mehr sehen, vor allem bitte, nichts mehr fühlen müssen, denn es tat so weh. Es zerriss sie innerlich. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er blieb und sie weiterhin mit ihm zusammenlebte, obwohl es diese andere Frau gegeben hatte. Aber sie konnte auch nicht mit dem Gedanken leben, ihn nun aufzugeben. Am liebsten wäre ihr gewesen, sie hätte die Zeit zurückdrehen und einfach nur zur rechten Zeit am rechten Ort sein können, die ganze Sache von vornherein verhindern, aber das ging natürlich nicht. Sie schaltete den Fernseher ein, der im Schlafzimmer stand und zappte sich gleichgültig durch die Programme. Schließlich stieg sie die Treppen hinunter ins Wohnzimmer und holte die Cognacflasche aus dem Schrank. Daniel registrierte es schweigend, Clarissa würdigte ihn keines Blickes. Gegen zehn Uhr abends und nach einigen kräftigen Schlucken aus der Flasche übermannte sie der Schlaf. Ein tiefer, traumloser Schlaf, in dem sie nichts spürte. Wie
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