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Mit Familienanschluß

Mit Familienanschluß

Titel: Mit Familienanschluß
Autoren: Heinz G. Konsalik
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für ihn, solch profane Gespräche beim Anblick der nackten Dorothea zu führen. »Es soll ein wirklicher Erholungsurlaub werden. Ein Gesundbrunnen. Da der Mietpreis des Hauses die Hälfte eines Hotelaufenthaltes ausmacht, können wir uns für Manfred eine Betreuerin leisten. So eine Art Ferienhilfe, die auch dir zur Hand geht. Es gibt Tausende, die solch einen Ferienjob suchen.«
    »Einen fremden Menschen fünf Wochen lang mitten unter uns?« fragte Dorothea unsicher.
    »Immer noch besser als eine Verwandte! Oder willst du deine Kusine Johanna mitnehmen?«
    »Um Himmels willen!« Dorothea verteilte die Creme über Kinn und Hals. Es sah fröhlich aus, wie ihre Brüste dabei wippten. »Außerdem will sie mit Manfred nichts mehr zu tun haben. Denk an den Osterurlaub in Tirol.«
    »Na also!« Wolters erinnerte sich. In Tirol hatte Manfred der Tante Johanna einen Igel ins Bett gelegt, und Johanna war ziemlich kurzsichtig … Seitdem erwähnte Johanna nicht einmal mehr Manfreds Namen. »Wir sollten uns deshalb darum kümmern, daß wir eine fleißige Ferienhilfe bekommen, die mit Kindern umgehen kann.«
    »Und woher?« fragte Dorothea. Sie massierte jetzt ihr Gesicht, vor allem die Partie um die Schläfen und die Augen, und Wolters dachte: Sie hat wahrhaftig noch keine Krähenfüßchen. Ihr Gesicht ist glatt und fein. Sie ist erstaunlich jung geblieben – im Gegensatz zu mir. Bei mir haben die Jahre schon einige Falten hinterlassen. Aber das Gesicht eines Mannes kann ruhig zerfurcht aussehen, vom Leben gezeichnet. Das macht ihn erst richtig interessant. Ein Mann mit einem Kinderpopo-Gesicht – das ist fürchterlich primitiv. Reife muß sich eingraben.
    »Durch die Zeitung natürlich!« beantwortete er Dorotheas letzte Frage. »Ich werde eine ganz klare, deutliche Anzeige aufgeben, die keinen Zweifel über das anstehende Aufgabengebiet offenläßt. Wir können in aller Ruhe die starke Persönlichkeit aussuchen, die mit Manfred fertig wird. Du wirst sehen, Hasi – diesmal erholst du dich auch.«
    »Das wäre das erste Mal, Muckel.« Dorothea beendete ihre abendliche Kosmetik, warf sich ein langes Nachthemd über, was Hermann bedauerte, und schraubte die Cremetöpfchen zu. »Hast du Sprudelwasser am Bett?«
    »Ja.«
    Sie löschte die Deckenlampe und die Lampe am Frisierspiegel, schlüpfte ins Bett und reckte sich wohlig. Der Duft nach Vergißmeinnicht verstärkte sich. Wolters wandte den Kopf. Dorotheas Gesicht glänzte, als wäre es mit Speck eingerieben.
    »Muß das sein?« fragte er.
    »Was?«
    »Dieses Einschmieren jeden Abend. Wenn ich dich küssen will, schmecke ich nur parfümiertes Fett …«
    »Du willst mich küssen?« Sie sah ihn verblüfft an.
    »Nehmen wir es einmal an.«
    »Was ist denn mit dir los?«
    »Nur ein Anflug von Romantik. Schon vorbei!« Wolters zog die Cromwell-Biographie zu sich heran. Dorothea wälzte sich immer so rücksichtslos im Bett hin und her und verknitterte dabei die Seiten, und er haßte Eselsohren in den Buchseiten! »Ich werde die Anzeige so formulieren, daß von vornherein klar ist: Hier kann man keine großen Ansprüche stellen. Von wegen einige hundert Mark netto! Ich werde es so ausdrücken: ›Mit Familienanschluß …‹ Das hört sich gut an und wird billig werden.«
    »Bestimmt …«
    »Familienanschluß heißt Eingliederung in die Gemeinschaft, komme, was da wolle. Das gilt auch für das Finanzielle.«
    »Und du glaubst wirklich, darauf meldet sich jemand?«
    »Postsäcke voll, Hasi! An die Riviera – da stehen die Leute Schlange!« Wolters holte die Sprudelflasche vom Flauschteppich, schraubte sie auf und trank einen langen Schluck aus der Flasche – jetzt war man ja allein und mußte kein Vorbild mehr für die Kinder sein! Dann schraubte er sie wieder zu und unterdrückte dezent das obligatorische Aufstoßen. Es war üblich, daß er über Nacht eine Flasche Wasser trank. Dorothea behauptete, das seien die ersten Anzeichen eines Diabetes, aber Wolters wies das weit von sich. Sein Vater hätte nachts zwei Flaschen getrunken und sei an Arterienverkalkung gestorben. Die Unlogik dieses Arguments sah Wolters nie ein.
    Er nahm das aufgeschlagene Buch, stellte es auf seine Brust und wandte den Kopf zu Dorothea.
    »Dieser Oliver Cromwell war vielleicht ein toller Knabe«, sagte er. »Aber wenn du die heutige Jugend nach ihm fragst – heiße Luft! – Weißt du übrigens, daß in Imperia der große Clown Grock seine Villa hat?«
    »Nein.«
    »Das werdet ihr alles sehen! Und
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