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Mit Familienanschluß

Mit Familienanschluß

Titel: Mit Familienanschluß
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Friedrich III. seinen Kehlkopfkrebs auszuheilen!« schrie Wolters plötzlich. »Du Geschichts-Banause! In San Remo fand vom 19 . bis 26. April 1920 die berühmte Konferenz statt, auf der die Entente-Mächte, also die Gegner Deutschlands im Ersten Weltkrieg, die Unverletzlichkeit des Versailler Vertrages beschlossen und bekräftigten! Mein Gott, von wieviel Dummheit bin ich umgeben!«
    »Ich gebe zu bedenken, ob es sich lohnt, ein Haus zu mieten, um ein Spaghetti-Museum zu besichtigen«, sagte Walter unbeeindruckt. »Klar, es wäre reizvoll, die Riviera kennenzulernen. Meine Klassenkameraden kennen Ceylon und Kenia, die Seychellen und Hawaii, Ägypten und Tunesien. Unsere weiteste Reise ging nach Saint Malo in der Bretagne, weil sich Onkel Fritz dort ein Bein gebrochen hatte – auch in einem Ferienhaus. So gesehen, wäre die Riviera mal was Neues. Aber nicht in einem Ferienhaus, in einem Hotel!«
    »Unbezahlbar!« Wolters blätterte wieder in seinem Schnellhefter. »Die Väter deiner Klassenkameraden, die nach Ceylon fliegen können, sind keine Studienräte mit drei Kindern! Man muß den Realitäten ins Auge sehen können, meine Lieben. Das Haus bei Diano Marina kostet uns pro Woche ganze 750 Mark. Das sind für fünf Wochen 3.750 Mark! Die Hälfte von dem, was wir für die vorigen Ferien bezahlt haben. Und keine engen Zimmer, wo man auf der Bettkante sitzen muß, wenn es regnet. Unsere Zimmer in diesem Haus sind groß und hoch, und im Juli und August regnet es an der Riviera kaum … für den halben Preis!«
    Es gibt Argumente, die überzeugen so vollkommen, daß keine Widerrede mehr möglich ist. Man könnte noch hunderterlei sagen, aber das alles verblaßt vor einer nackten Zahl. Die ist unangreifbar. Deshalb nennt man die Mathematik auch eine exakte Wissenschaft.
    Walter, Gabi und Dorothea sahen sich an – die Kapitulation war unabwendbar. Es gab nur noch eine Tatsache, gegen die man sich auflehnen konnte. Walter sprach sie ganz hart aus:
    »Also dann – nehmen wir das Haus. Aber wir lehnen es ab – wir, das sind ich und Gabi …«
    »Immer die Damen zuerst«, warf Wolters ein.
    »Ich bin älter!« knurrte Walter. »Also, wir lehnen es ab, fünf Wochen den Aufpasser und das Kindermädchen für den Ekelzwerg Manfred zu spielen. Mutter wird mit dem Haushalt genug zu tun haben, du mit den Schafen und Ziegen, wir wollen an den Strand … Sollen wir Manfred vielleicht an einen Nagel hängen?«
    »Ihr doofen Flitzer!« rief der Kleine, biestig wie eine in den Schwanz gekniffene Katze. »Ich kann allein schwimmen …«
    »Darüber reden wir noch!« Wolters klappte den Schnellhefter wieder zu. »Wir sind uns also einig: Dieses Jahr fünf Wochen Diano Marina?«
    »Das hast du gut bestimmt«, antwortete Dorothea sanft. »Wir alle freuen uns riesig darauf. Bett- und Tischwäsche und Handtücher sind natürlich mitzubringen?«
    »Natürlich.«
    »Das habe ich mir gedacht.« Dorothea seufzte. »Wir werden uns wie zu Hause fühlen …«
    Dieses wichtige Gespräch wurde später im elterlichen Schlafzimmer fortgeführt. Wolters lag schon im Bett, hatte eine Biographie von Oliver Cromwell neben sich und betrachtete seine Frau Dorothea, die nackt aus dem Badezimmer kam, sich vor den Spiegel setzte und ihre rötlichblonden Locken hochsteckte.
    Eine schöne Frau habe ich, dachte Wolters. Mutter meiner drei Kinder – keiner sieht ihr das an. Sie ist mit ihren vierzig Jahren so jugendlich wie früher … nein, viel reizvoller. Von einer reifen Jugendlichkeit. Ein sommerlicher Mensch. Das ist es. Die ganze Fülle eines herrlichen Lebens strömt sie aus.
    Er wurde unruhig unter der warmen Daunendecke, wünschte sich jetzt seine Pfeife herbei, um zur Ablenkung an ihr zu nuckeln, und blätterte in der Cromwell-Biographie, ohne darin zu lesen. Dazwischen warf er immer wieder einen langen Blick auf den schönen, nackten, glänzenden Rücken und die Hüften von Dorothea. Die Schenkel und die Beine waren lang und schmal.
    »Hasi, komm her …«, sagte Wolters endlich.
    »Ich bin gleich soweit. Nur noch eincremen …« Sie blickte ihn im Spiegel an. »Walter hat da ein wirkliches Problem angeschnitten, Muckel … Wer paßt auf Manfred auf?«
    »Wie immer – wir.«
    »Walter und Gabi fallen aus. Ich habe volles Verständnis dafür.«
    »Wieso denn das?«
    »Sie sind längst keine Kinder mehr. Sie sind erwachsene Menschen.«
    »Die die Gänse des Capitols mit Ziegen verwechseln! Die Ramses für ein neues Waschmittel halten!«
    »Aber die
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