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Mit dir im Himmel auf Erden

Mit dir im Himmel auf Erden

Titel: Mit dir im Himmel auf Erden
Autoren: TRISH WYLIE
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konnte. „Er denkt, ich halte ihn für beschränkt.“
    Ja, genau! So hatte es angefangen. Oder? Nein, eigentlich hatte es ihm schon nicht gepasst, dass sie seine Flugangst bemerkt hatte. „Sag mal, Jake, wusstest du von seiner Flugangst?“
    Jake saß am Schreibtisch und blätterte einen Aktenordner durch. „Es überrascht mich nicht. Er wäre fast mal abgestürzt.“
    Roane musterte ihn entsetzt. „Und das sagst du mir erst jetzt? Was ist passiert?“
    „Wenn ich mich richtig erinnere, ist es auf einem Charterflug passiert. Adam und seine Mutter hatten eine Woche in den Hamptons verbracht und befanden sich auf dem Rückflug. Adam war damals drei oder vier. Seine Mum und Dad waren zu diesem Zeitpunkt schon getrennt, aber Dad versuchte trotzdem, ihn oft zu sehen. Na ja, es war wohl eine recht unsanfte Landung.“ Er blickte auf. „Es gab keine Verletzten, aber die Passagiere hatten natürlich schreckliche Angst.“
    Für ein Kind musste so etwas der reinste Albtraum sein. Kein Wunder, dass er unter Flugangst litt. Warum hatte Adam nichts gesagt, bevor sie abgehoben waren?
    „Sag mal, Jake, du hast doch wohl nicht absichtlich vorgeschlagen, dass er den Flieger nimmt, weil du von seiner Flugangst wusstest?“
    „Was unterstellst du mir? Woher sollte ich denn wissen, dass er die Angst noch immer nicht überwunden hat? Er hätte ja mal einen Ton sagen können.“
    „Lieber hätte er sich die Zunge abgebissen, als seinem Bruder, den er zwölf Jahre nicht gesehen hat, diese Schwäche einzugestehen. Ihr habt euch heute Morgen wie zwei Kampfhähne benommen.“ Sie hatte keine Lust, zwischen die Fronten zu geraten. Falls Jake also dachte …
    „Jetzt verteidigst du ihn auch noch.“ Beleidigt sah Jake sie an. „Ich dachte, du kannst ihn nicht leiden.“
    „Kann ich auch nicht.“
    „Wie hat er eigentlich reagiert, als du ihn für beschränkt erklärt hast?“
    „Das habe ich nicht getan. Er hat es nur so verstanden. Natürlich war er ziemlich missmutig.“
    Jake lachte amüsiert. „Das kann ich mir lebhaft vorstellen.“ Nach einem kurzen Blick auf seine schwere Armbanduhr klappte er die Akte zu und stand auf. „Sein IQ liegt übrigens bei hundertfünfzig oder – sechzig. Viel höher geht es nicht. Als Kind hat mich das ganz schön gefuchst. Verglichen mit Adam kam ich mir immer wie ein Dummkopf vor.“
    „Das ist ein Scherz, oder?“
    „Nein.“ Jake schlüpfte in sein Jackett, das über der Sessellehne gehangen hatte. „Dad meinte, seine Rastlosigkeit müsse damit zu tun haben. Adam hat ja diverse Klassen übersprungen und langweilte sich trotzdem noch im Unterricht. Gegen die Rolle als Wunderkind hat er dann schließlich rebelliert. Ich glaube, Dad gibt sich die Schuld dafür, dass es ihm nie gelungen ist, Adam lange genug für eine Sache zu interessieren. So hätte er vielleicht verhindert, dass Adam immer wieder in Schwierigkeiten geriet.“
    Jake lachte über Roanes Gesichtsausdruck. Und dann fiel ihr etwas ein. Entsetzt schlug sie die Hände vors Gesicht. „Ach, du liebe Zeit“, sagte sie leise.
    „Was hast du getan?“
    Verschämt spreizte sie die Finger und lugte dazwischen durch. „Er hat Voltaire und Kerouac zitiert.“
    „Und was hast du gesagt?“
    Roane nahm die Hände vom Gesicht und stöhnte vor Scham. „Ich habe ihn gefragt, ob das die Zitate des Tages sind.“
    Jake wollte sich ausschütten vor Lachen, riss sich aber zusammen, als er ihre jämmerliche Miene bemerkte. Seine dunklen Augen blitzten vor Vergnügen, als er Roane die Hand reichte und seine Freundin vom Sessel zog. „Es ist kaum zu glauben: Adam ist noch nicht einmal seit vierundzwanzig Stunden hier, und du hast schon Streit mit ihm. Eigentlich bist du doch ein umgänglicherer Mensch als ich. Zwischen Adam und mir sind viel mehr Streitpunkte zu klären, aber ich bin ganz ruhig geblieben.“
    Ihm ging es ja auch um ganz andere Punkte, aber das behielt sie wohl lieber für sich.
    „Versprich mir, nett zu ihm zu sein, bis er die Papiere unterschrieben hat. Dann kannst du ihm an den Kopf werfen, was du von ihm hältst. Das habe ich mir jedenfalls vorgenommen.“
    Sie ließ sich von Jake zur Tür führen. „Ist das wirklich nötig?“
    „Ja. Tu’s für mich. Wenn du dich nicht so nett um meine Gäste und Kunden kümmern würdest, während ich schufte, wäre ich gezwungen, mir eine Ehefrau zu suchen.“
    Roane verdrehte die Augen. „Du Ärmster. Das kann ich natürlich nicht verantworten.“
    „Eben.“ Er hielt ihr die
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