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Mit dir an meiner Seite

Mit dir an meiner Seite

Titel: Mit dir an meiner Seite
Autoren: Nicholas Sparks
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erst jetzt klar wurde.
    Gott war die Liebe in ihrer reinsten Form, und in den Monaten mit seinen Kindern hatte er seine Hand so deutlich gefühlt, wie er jetzt die Musik hörte, die Ronnie für ihn spielte.
     

Kapitel 37
    Ronnie
     
    Ihr Vater starb ein paar Tage später, im Schlaf, während Ronnie auf der Matratze neben seinem Bett lag. Über die Einzelheiten konnte sie nicht sprechen. Sie wusste, ihre Mutter wartete darauf, dass sie zum Ende kam - seit drei Stunden redete sie schon, und Mom hatte die meiste Zeit geschwiegen, so wie ihr Dad sonst immer. Aber der Moment, als ihr Vater seinen letzten Atemzug tat, gehörte nur ihr, und sie wusste, dass sie niemals mit jemandem darüber sprechen würde. Dass sie bei ihm sein durfte, als er diese Welt verließ, war ein Geschenk, das er nur ihr gemacht hatte. Und sie würde nie vergessen, wie feierlich und intim es sich angefühlt hatte.
    Stattdessen erzählte sie Mom von ihrem letzten Klavierspiel, dem wichtigsten Spiel in ihrem ganzen Leben, und schaute dabei hinaus in den kalten Dezemberregen.
    »Ich habe so lange für ihn gespielt, wie ich nur konnte. Und ich habe mir große Mühe gegeben, dass es schön für ihn ist, weil ich wusste, wie viel es ihm bedeutet. Aber er war so schwach ...«Ihre Stimme wurde leise. »Am Schluss konnte er mich gar nicht mehr richtig hören, glaube ich.« Sie schluckte und fragte sich, ob sie überhaupt noch weinen konnte. So viele Tränen hatte sie schon vergossen.
    Ihre Mutter breitete die Arme aus und zog Ronnie zu sich. Auch in ihren Augen schimmerten Tränen.
    »Bestimmt hat er dich gehört, mein Schatz. Und ich bin mir sicher, du hast wunderschön gespielt.«
    Ronnie ließ sich von ihrer Mutter drücken und legte den Kopf in ihre Brust, wie früher als Kind.
    Sanft strich Kim ihr über die Haare. »Du darfst nie vergessen, wie glücklich ihr ihn gemacht habt, du und Jonah«, murmelte sie.
    »Er hat mich auch glücklich gemacht. Ich habe so viel von ihm gelernt. Ach, wenn ich ihm das nur richtig gesagt hätte! Ich möchte ihm noch so vieles sagen!« Sie schloss die Augen. »Aber jetzt ist es zu spät.«
    »Er wusste es«, flüsterte ihre Mutter besänftigend. »Er hat es immer gewusst.«
     
    Die Trauerfeier fand in der Kirche statt, die gerade erst wieder eröffnet worden war. Steve hatte sich gewünscht, verbrannt zu werden, und man befolgte seinen Wunsch.
    Pastor Harris hielt die Trauerrede. Jeder spürte, wie betrübt er war und wie sehr er Steve geliebt hatte. Steve war für ihn wie ein Sohn gewesen, und obwohl sie es nicht wollte, weinte Ronnie, genau wie Jonah. Sie legte ihrem Bruder den Arm um die Schultern, und er schluchzte hemmungslos. Er war ja auch noch so klein! Ronnie wollte gar nicht daran denken, wie er das Erlebte verarbeiten würde.
    Nur wenige Menschen waren anwesend. Galadriel und Officer Pete waren schon da gewesen, als sie kam, und danach hatte sich die Kirchentür noch ein paarmal geöffnet, ansonsten blieben alle Plätze leer. Es tat ihr weh, dass kaum jemand wusste, was für ein wunderbarer Mensch ihr Vater gewesen war, während er ihr doch so viel bedeutet hatte.
     
    Nach der Trauerfeier blieb sie noch eine Weile lang mit Jonah auf der Kirchenbank sitzen. Ihre Mutter und Brian gingen schon nach draußen, um mit Pastor Harris zu sprechen. In ein paar Stunden flogen sie zu viert zurück nach New York, und Ronnie wusste, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb.
    Ach - sie wollte nicht weg von hier. Es hatte aufgehört zu regnen, nachdem es den ganzen Morgen gegossen hatte. Die Wolken verzogen sich, der Himmel hellte sich auf. Sie hatte gebetet, dass das Wetter besser würde. Erwartungsvoll schaute sie hinauf zu dem Glasfenster.
    Und als die Sonne durch die Wolken brach, war es genau so, wie ihr Vater es beschrieben hatte. Die Strahlen drangen durch die bunten Scheiben und bildeten Hunderte von farbigen Lichttupfern, die wie Edelsteine funkelten. Das Klavier war umhüllt von einem Glorienschein aus leuchtenden Farben, und einen Moment lang sah Ronnie ihren Vater da sitzen, die Hände auf den Tasten, das Gesicht dem Licht zugewandt. Sie drückte Jonahs Hand, stumm und voller Andacht. Obwohl der Schmerz und die Trauer auf ihr lasteten, lächelte sie selig, und sie wusste, dass Jonah dasselbe dachte wie sie.
    »Hi, Daddy«, flüsterte sie. »Ich hab gewusst, dass du kommst.«
     
    Nachdem das Leuchten verblasst war, verabschiedete sie sich stumm und stand auf. Da stellte sie fest, dass sie und Jonah nicht allein in
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