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Mit dem falschen Bruder im Bett

Mit dem falschen Bruder im Bett

Titel: Mit dem falschen Bruder im Bett
Autoren: Virna Depaul
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beabsichtigt hatte. „Also, was sagst du mir, Mama? Weil ich wissen muss, was das Richtige ist.“
    „Da gibt es keine Richtig-oder-Falsch-Antwort, Melina. Die Dinge werden so sein, wie du es forderst, dass sie sein sollen.“
    Sie nahm das Telefon von ihrem Ohr und starrte es an, war sich sicher, dass plötzlich ein fremdes Geschöpf den Körper ihrer Mutter bewohnen musste. So sprach ihre Mutter eigentlich nicht. So sprach Rhys.
    Während sie ins Wohnzimmer ging, legte sie den Hörer wieder an ihr Ohr. „Das verstehe ich nicht“, hauchte sie. Sie nahm das Bild von Max und Rhys mit ihren jeweiligen Freundinnen, das Bild, das sie sich näher betrachtet hatte, bevor sie Max ihren Vorschlag unterbreitet hatte. „Ich schaue das Bild von Rhys und Max an, nachdem sie ihren Preis in Vegas gewonnen hatten. Sie sind da mit ihren Freundinnen abgebildet, und ich … ich tue mich schwer, mir vorzustellen, dass ich mit ihnen …“
    „Weil du das falsche Bild anschaust. Du hast Tausende Bilder nur von dir und Rhys. Such‘ die heraus und schau‘ sie dir an! Frag‘ dich selbst, was du siehst!“
    „Ich weiß, was ich sehen werde. Mich. So gewöhnlich und langweilig wie immer.“ Aber sie war auch keine Domina, zumindest keine, die gerne Leder und eine Peitsche trug. Nicht wenn Rhys es nicht mochte. Sogar jetzt zuckte sie noch zusammen wegen der Art, wie sie ihn behandelt hatte, so kalt, weil sie wollte, dass er sich genauso verwundbar fühlen sollte wie sie.
    „Wenn es das ist, was du siehst, dann konzentrierst du dich auf die falsche Person. Anstatt dich selbst zu betrachten, betrachte Rhys! Dann frag‘ dich selbst, was du siehst!“
    „Aber Mama …“
    „Es tut mir Leid, Häschen, aber ich muss jetzt gehen. Ich liebe dich!“
    Ihre Mutter legte auf und überließ es Melina, über ihre letzten Worte nachzudenken. Melina legte das gerahmte Bild von Rhys und Max weg und zog die unter dem Bett aufbewahrten Schachteln loser Bilder hervor. Dann legte sie eine Gruppe davon offen vor sich hin und zog die heraus, die sie mit Rhys zeigten. Da sie ihn seit Jahren kannte, waren es mehr als genug, um die Tagesdecke auf ihrem übergroßen Bett zu bedecken. Sie ging ums Bett herum, betrachtete sie genau und versuchte, ihr eigenes Abbild zu ignorieren und ob sie dick aussah oder einen Tag-schlecht-gekämmter-Haare hatte. Sie konzentrierte sich auf Rhys, auf seinen Gesichtsausdruck, auf die Art und Weise, wie oft er sie anschaute anstatt in die Kamera zu schauen.
    Und sie sah genau das, was ihre Mutter gewollt hatte, dass sie sah.
    Sie sah den Unterschied zwischen dem Rhys auf ihren Fotos und dem Rhys im Bilderrahmen in ihrem Wohnzimmer. Sie sah den Unterschied in seinem Gesichtsausdruck. Sie sah das Glücksgefühl, das sie ihm brachte. Das gleiche Glücksgefühl, das er sie immer spüren hatte lassen.
    Sofort rief sie ihre Mutter wieder zurück.
    „Mama, ich weiß, dass du gehen musst, aber kann ich nur eine Sache sagen?“
    „Klar, Liebling.“
    „Ich bin eine Närrin.“
    Ihre Mutter lachte. „Alle Wissenschaftler müssen am Ende dem ins Auge sehen, was ihnen entgeht. Das passiert gewöhnlich kurz bevor eine große Entdeckung ihr Leben verändert.“
    „Bedauerst du es, für Dad deine Schauspielerei aufgegeben zu haben?“
    „Ja. Aber bedauere ich mein Leben mit deinem Vater? Absolut nicht. Ich habe mich mit weniger zufriedengegeben als ich wert war, und auf diese Weise habe ich mich auch bei deinem Vater mit weniger zufrieden gegeben als ich sollte. Es ist sicherlich nicht nötig, dass du dasselbe tust. Ich bin sicher, ihr findet einen Weg, wie ihr es schafft, dass eure Leben so ineinandergreifen, dass ihr beide glücklich werden könnt.“
     
     
     
     

KAPITEL DREIZEHN
    Daltons Zauberregel Nr. 14: Decke alle Karten deines Spiels auf und sei gewillt, dich lächerlich zu machen!
     
     
    Während die Scheinwerfer auf ihn gerichtet waren, lächelte Rhys und bewegte sich geschmeidig durch die letzte Nummer der Aufführung. Er verpasste nicht einen rhythmischen Schlag, das Publikum war völlig von ihm hingerissen, ein Meer lächelnder Gesichter, zumindest an diesem Abend wollten sie glauben, dass das Leben mehr war als rational erklärt werden konnte. Im Inneren war er auf Autopilot. Es gab keine Aufregung. Keinen Ansturm von Adrenalin. Keinen Stolz, dass er mehr als die Hälfte der Kunststücke der Show selbst erfunden hatte.
    Alles, woran er denken konnte, war an Melina. Jedes Mal wenn er an jene letzte Nacht dachte,
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