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Mit 11 erobert man die Welt

Mit 11 erobert man die Welt

Titel: Mit 11 erobert man die Welt
Autoren: Tina Caspari
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hochinteressant. Er untersuchte mit spitzen Fingern Katjas Nase, ihre Augen und ihren Mund, dann krallte er sich in ihre Haare und strahlte, als sie vor Schmerz das Gesicht verzog. Katja begann ihn zu kitzeln, damit er losließ. Das tat er sofort, aber da er zugleich an seinem Fläschchen nuckelte, verschluckte er sich und bekam einen heftigen Hustenanfall. Katja klopfte ihm den Rücken, bis er sich wieder beruhigt hatte. Vorsichtig schielte sie zu Timmys Eltern hinüber, doch die schliefen tief und fest.
    Nach einer Stunde Kampf mit Timmy sah Katja aus, als wäre sie in einen Hurrikan geraten. Hilfesuchend sah sie sich um. Zu ihrem Glück erschien gerade der Terence-Hill-Typ auf der Bildfläche.
    „Na? Irgendeinen Wunsch?“ Er versprühte kiloweise Charme.
    Katja stand auf und drückte ihm Timmy in den Arm, der untenherum verdächtig feucht geworden war. „Vertreten Sie mich mal einen Moment. Ich muß dringend wohin.“ Damit ergriff sie ihre Handtasche und entschwand in Richtung Toilette.
    Irgendwie hatte es der Steward geschafft, Timmy seinen Besitzern zurückzuerstatten. Jedenfalls war von ihm nichts mehr zu sehen, als Katja zurückkam, und Timmy kämpfte nun mit seinem Vater. Doch der nahm das gelassen hin, er schien sich gut erholt zu haben.
    „Danke, Katja, das war sehr nett von dir. Hat mir richtig gut getan, das Nickerchen.“
    „Oh, mach ich doch gern!“ Nur nicht zu oft, dachte Katja.
    „Allmählich ist es Zeit, unsere Uhren umzustellen. Dann sind wir sieben Stunden jünger, stimmt’s?“
    „Genau. Und beim Rückflug holen wir sie wieder ein.“
    Die Maschine begann zu rütteln, als wäre sie ein alter Lastwagen, der über eine Schotterpiste braust. Vor ihnen leuchteten die Zeichen „Fasten your seatbelts“ auf. Der Flug wurde unruhiger. Kurz darauf hörten sie eine Ansage des Flugkapitäns, man müsse ein Schlechtwettergebiet durchqueren. Die Passagiere wurden gebeten,
    während des Weiterfluges angeschnallt zu bleiben.
    Nicht lange danach kam eine weitere Ansage. Die Maschine müsse in Montreal landen. Der Flughafen von Toronto sei wegen eines Schneesturms vorübergehend geschlossen.
    Als ob ich’s geahnt hätte! dachte Katja. Das wächst sich echt zu einem Abenteuer aus. Nur machte ihr das jetzt überhaupt nichts mehr aus. Sie hatte Freunde in der Maschine gefunden, an die Kuhnerts konnte sie sich halten. Und das Flugpersonal war so nett, die würden schon wissen, was zu tun war. Hoffentlich machten sich Mami und Papi keine Sorgen. Vielleicht konnte sie sie anrufen? Hallo, ich bin wegen einem Schneesturm in Montreal gelandet! Die Simonsons würden am Flughafen Toronto erfahren, was los war, um die brauchte sie sich keine Sorgen zu machen. Ich fühl mich schon wie ein echter Flugreise-Profi, dachte Katja.
    Auch in Montreal war es stürmisch, und die Maschine setzte bei der Landung hart auf. Einige Passagiere schrien erschreckt auf. Katja gab sich cool. Sie wurden vom Bodenpersonal in Empfang genommen und in einen speziellen Warteraum geschleust. Timmy schrie, er hatte nun endgültig die Nase voll von dem Rummel. Frau Kuhnert verschwand mit ihm in der Damentoilette, um die Windeln zu wechseln. Herr Kuhnert holte inzwischen für alle an der kleinen Imbiß-Bar am anderen Ende des Raumes etwas zu trinken. Katja bewachte das Handgepäck.
    Kein Wunder, daß jetzt auch sie müde wurde. Die Zeitumstellung und die vielen Eindrücke des Tages machten sich bemerkbar. Den Gedanken, die Eltern anzurufen, hatte sie aufgegeben. Sicher würden die Simonsons das erledigen, damit Mami und Papi sich keine Sorgen machten.
    Ähnlich wie ihr schien es auch den anderen Passagieren zu gehen. Um Katja herum hingen sie in den bequemen Sesseln und schliefen oder dösten vor sich hin. Nur der Trappertyp wanderte ruhelos durch den Raum. Katjas Blick blieb an seinen auffallend großen Händen hängen, die in den viel zu kurzen Ärmeln der karierten Joppe staken wie Tischtennisschläger. Wenn der jemandem eine runterhaute, flog das Opfer bestimmt zehn Meter weit.
    Plötzlich erstarrte sie. Träumte sie, oder hatte sie richtig gesehen? Diese Riesenhände machten sich jetzt unauffällig daran, Mäntel und Jacken abzutasten, die an den Garderobenhaken hingen. Da! Schon verschwand ein Portemonnaie in dem kleinen Rucksack, den er über dem Arm trug. Er hatte es aus dem Pelzmantel der netten Dame gezogen. Jetzt griff er unauffällig in die Brusttasche eines Herrensakkos und zog ein Bündel Dollarnoten heraus.
    Katja sprang auf.
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