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Mit 11 erobert man die Welt

Mit 11 erobert man die Welt

Titel: Mit 11 erobert man die Welt
Autoren: Tina Caspari
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gerade den Leuten mit dem Baby zugewandt und schenkte ein Bier ein, als sich unter Katjas Gabel eine Mohrrübenscheibe selbständig machte. Mit einem dreifachen Salto schoß das Rübenstück durch die Luft und landete auf dem dunkelblauen Jackett des Stewards - genau zwischen seinen Schulterblättern. Es sah aus wie ein Alarmknopf für plötzliche Notfälle.
    „Huch! Verdammt...“ Katja starrte hilflos auf die orangerote Möhrenscheibe, ohne zu wagen, rasch danach zu greifen, denn dann wäre unweigerlich der Rest ihres Essens zu Boden gefallen. So mußte sie mit ansehen, wie sich der sichtbare Beweis ihres Mißgeschicks langsam von ihr entfernte.
    Zu ihrem Glück hatte der Vater des Babys aus den Augenwinkeln gesehen, daß da etwas von Katjas Platz aus durch die Luft gesegelt war. Jetzt folgte er neugierig ihren ratlosen Blicken.
    „Aha“, sagte er grinsend und nickte ihr beruhigend zu. „Kleinen Moment, das haben wir gleich.“ Er schlich sich wie ein Indianer auf dem Kriegspfad von hinten an den Steward heran und pflückte den Ausreißer unbemerkt von der Jacke des jungen Mannes.
    „Bitte schön, Gnädigste!“ Mit einer galanten Verbeugung legte er seine Jagdbeute auf Katjas Tablett ab. „Oh, vielen, vielen Dank! Das war mir echt peinlich!“
    „Das glaube ich dir aufs Wort. Magst du noch eine Portion Schokoladencreme?“
    „Au ja, gern!“
    „Hier. Meine Frau mag sie nicht, ich darf nichts Süßes essen, und Timmy ist noch zu klein für so was.“
    „Danke!“ Katja machte sich sofort darüber her und überlegte dabei, ob es nach so viel Freundlichkeit nicht angebracht war, sich doch als Babysitter anzubieten, wenn die Eltern einen Moment Ruhe haben wollten. Im Moment allerdings schlief Timmy tief und fest, damit konnte sie also noch warten.
    „Du fliegst allein nach Kanada?“ erkundigte sich ihr Kavalier.
    „Klar!“ antwortete Katja, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt. „Meine Familie und ich, wir haben bis vor anderthalb Jahren in Toronto gelebt. Jetzt besuche ich meine Freundinnen.“
    „He! Das werden sicher tolle Weihnachtsferien. Wir besuchen meinen Bruder und seine Familie. Sie haben uns eingeladen. Es ist unser erster Besuch in Kanada. „Wir sind sehr neugierig auf das Land.“
    „Bestimmt wird es Ihnen gefallen. Für mich gibt es
    keinen schöneren Platz auf der Welt.“
    Sie mußten ihr Gespräch unterbrechen, denn jetzt schob sich aus den hinteren Reihen ein Passagier an ihnen vorbei, der unrasiert war und entsetzlich nach kaltem Rauch, Knoblauch und Schnaps stank. Sein Gesicht war braungebrannt und er trug einen Schlapphut auf seinen rotblonden, schulterlangen Haaren. Vielleicht so eine Art Trapper oder Holzfäller, der seine Familie in Deutschland besucht hat, dachte Katja. Oder ein Abenteurer, der durch die ganze Welt trampt. Seine Kleidung jedenfalls sah aus, als kampiere er nur in Zelten. In Geschichten und Filmen fand sie solche Typen romantisch und bewunderte sie. Dieser hier war ihr mehr als unsympathisch. Die Art, wie er bei jeder Reihe stehenblieb und mit dreisten Blicken die anderen Passagiere musterte, war einfach ekelhaft. Sie war heilfroh, als er endlich verschwand.
    Timmy hatte offenbar etwas von der Gegenwart des unangenehmen Kerls mitbekommen, jedenfalls begann er zu quengeln.
    „Wenn Sie wollen, kann ich ihn ein bißchen nehmen und mit ihm spielen“, bot Katja an. „Dann können Sie sich inzwischen ausruhen.“
    „Würdest du das tun? Wir können es ja mal versuchen. Aber sag bitte, wenn er dir zu lästig wird,... äh...“
    „Katja!“ stellte sie sich vor. „Katja Steinebach aus Köln. Da stamme ich nicht her, wir leben nur im Moment dort.“
    „Du scheinst ein interessantes Leben zu haben, Katja“, sagte Frau Kuhnert. „Hört sich an, als wärst du schon viel herumgekommen.“
    „Hm, kann man sagen. Mein Vater wird von seiner Firma alle paar Jahre woanders hingeschickt. Komm, Timmy. Ich kenne mich gut mit kleinen Jungen aus, ich hab zwei Brüder. Zwillinge. Wie alt ist er?“
    „Ein halbes Jahr. Willst du ihm sein Fläschchen geben?“
    „Gern.“ Katja nahm Baby und Fläschchen in Empfang und bewies mit wenigen Handgriffen, daß sie sich auf diesem Gebiet auskannte, auch wenn die Zwillinge schon lange aus dem Fläschchenalter heraus waren. Die Kuhnerts mußten ja nicht wissen, daß Babysitten nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehörte. Sie waren beide so nett, daß Katja ihnen gern half.
    Timmy fand seine neue Betreuerin
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