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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican
Autoren: Jules Verne
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Lebensgefahr John, den lieben John gerettet!
    Wie hätte auch John an der Wahrheit dieses Berichtes zweifeln können? Warum hätte er nicht dem heiß danken sollen, der ihn den Händen der Indas nach so langer Gefangenschaft entriß? Ihm, der ihn seiner Frau und seinem Kinde wiedergeben würde?
    Seine übervollen Dankesworte hätten jeden weniger schlechten Menschen rühren müssen… Len Burker aber hatte kein Gewissen, und nichts konnte ihn hindern, seine verbrecherischen Pläne durchzuführen. Jetzt beeilte sich John Branican, ihm in das Lager zu folgen, wo Jane ihn erwartete. Warum hätte er zögern sollen?… Auf diesem Wege würde Len Burker Gelegenheit finden, ihn verschwinden zu lassen, ohne bei den Schwarzen seiner Escorte Verdacht zu erregen.
    Da der Capitän sehr ungeduldig war, beschlossen sie noch an demselben Tage aufzubrechen. Sein sehnlichster Wunsch war, Jane wiederzusehen, die aufopfernde Freundin seiner Frau, mit ihr von Dolly und ihrem Kinde, von Mr. William Andrew, von San-Diego zu sprechen.
    Sie machten sich am 23. April Nachmittags auf den Weg.
    Len Burker hatte Lebensmittel für mehrere Tage, während der Fitz-Roy das Wasser der kleinen Karawane liefern konnte. Die Kameele, welche Len Burker und John als Reitthiere dienten, brachten sie der Escorte immer um einige Meilen voraus, was gerade in die finstren Pläne des Elenden paßte… John durfte nicht in das Lager kommen… und er würde auch nicht hinkommen. Um acht Uhr Abends rasteten Beide am linken Ufer des Flusses, um dort zu übernachten. Da aber Len Burker wegen der geringen Entfernung irgend welche unliebsamen Begegnungen befürchtete, so fand er den Zeitpunkt noch nicht für passend.
    Sie zogen am folgenden Morgen weiter.
    Die folgende Tagereise zerfiel in zwei Märsche, die durch eine zweistündige Rast getrennt waren. Da die Hitze groß war, schliefen die Schwarzen nach der Mahlzeit sofort ein. Einige Augenblicke später fiel auch der Capitän in tiefen Schlaf.
    Vielleicht bot sich jetzt eine Gelegenheit für Len Burker dar. Er konnte John erschlagen, den Leichnam etwa zwanzig Schritte weiterschleppen und ihn in den Fluß werfen, so daß alle Umstände sich vereinigen würden, jede Spur des Verbrechens zu verwischen. Am folgenden Tage hätte man John vergebens suchen können…
    Um zwei Uhr Morgens erhob sich Len Burker geräuschlos, schlich mit einem Dolche zu seinem Opfer hin und wollte ihm eben die Mordwaffe ins Herz stoßen, als John erwachte.
    »Ich dachte, Sie riefen mich, sagte Len Burker.
    – Nein, lieber Len, erwiderte John. In dem Augenblicke, als ich erwachte, träumte ich von meiner Dolly und unserem Kinde.«
    Um sechs Uhr früh zog die kleine Karawane den Fitz-Roy entlang weiter.
    Als sie zu Mittag rasteten, schlug Len Burker dem Capitän vor, etwas vorauszureiten, denn er war fest entschlossen, jetzt ans Ziel zu kommen, weil sie an demselben Abend das Lager erreichen mußten.
    John war damit einverstanden, denn er wollte so bald als möglich bei Jane sein, um mit ihr von seinen Lieben sprechen zu können.
    Eben wollten sie aufbrechen, als einer der Schwarzen in einer Entfernung von hundert Schritten einen Weißen signalisirte, der nicht ohne Vorsicht näher kam.
    Ein Schrei entrang sich Len Burker…
    Er hatte Godfrey erkannt.
Fünfzehntes Capitel.
Das letzte Lager.
    Der Capitän John, ohne daß er wußte, was er that, stürzte auf den jungen Mann los.
    Len Burker stand wie versteinert da.
    Godfrey gegenüber… Godfrey, der Sohn Dollys und Johns! Aber war denn die Karawane der Mrs. Branican nicht zugrunde gegangen?… Sie war also hier… einige Meilen entfernt… vielleicht nur einige hundert Schritte … oder war Godfrey der einzige Ueberlebende von Jenen, welche der Elende verlassen hatte?
    Wie dem auch sei, diese unerwartete Begegnung konnte den ganzen Plan Len Burker’s vernichten. Wenn dieser junge Matrose spräche, so würde er sagen, daß Mrs. Branican an der Spitze der Karawane sei… Er würde sagen, daß Dolly tausend Strapazen und Gefahren in den Wüsten bestanden hatte, um ihrem Gatten Hilfe zu bringen… daß sie da sei… daß sie ihm folge…
    Und so war es auch.
    Am Morgen des 27. März hatte sich nach dem Verrathe Len Burker’s die kleine Karawane gegen Nordwesten gewendet. Am 8. April sanken die Armen halbtodt vor Hunger und Durst in den heißen Sand.
    Mit allen ihren Kräften versuchte Mrs. Branican ihre Gefährten zu ermuthigen, flehte sie an, noch einmal aufzustehen, die letzte Anstrengung zu
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