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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican
Autoren: Jules Verne
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rief John.
    – Der Bursche ist verrückt! sagte Len Burker, indem er sich Godfrey näherte.
    – Ja… Verrückt!… sagte John leise. Das arme Kind ist verrückt!
    – Len Burker, hub Godfrey wieder an, der vor Zorn zitterte, Sie sind ein Verräther… Sie sind ein Mörder!… Wenn dieser Mörder da ist… so will er Sie, Capitän John, ebenso vernichten, wie er Mrs. Branican und ihre Gefährten vernichten wollte…
    – Dolly!… Dolly!… rief Capitän John. Nein… Du bist nicht verrückt, mein Kind!… Ich glaube Dir… Komm!… Komm!«
    Len Burker und seine Leute warfen sich auf Godfrey und John; der junge Matrose zog seinen Revolver und schoß einem Schwarzen eine Kugel in die Brust. Aber er und John wurden überwältigt und von den Schwarzen gegen den Fluß hingeschleppt.
    Glücklicherweise wurde der Schuß gehört, wurden Rufe laut, und sofort stürmten der Mani und seine Polizeisoldaten, Tom Marix und seine Genossen herbei. Mrs. Branican, Zach Fren, Jos Meritt, Gîn-Ghi eilten zu Hilfe.
    Len Burker und die Schwarzen konnten keinen Widerstand leisten, und einen Augenblick darauf lagen sich John und Dolly in den Armen.
    Die Partie war für Len Burker verloren, wenn man ihn erwischte, konnte er auf keine Gnade hoffen. Dies sah er ein, deshalb floh er. Der Mani und seine Leute, Zach Fren, Tom Marix, Jos Meritt eilten ihm nach.
    Es ist unmöglich, die rührende Scene zu beschreiben, als Dolly und John sich nach so langer Trennung in den Armen lagen. Sie weinten, und Godfrey theilte ihre Küsse, ihre Thränen, ihre Freude.
    So viel Glück konnte Dolly nicht ertragen. Ihre Kräfte verließen sie und eine tiefe Ohnmacht umfing sie.
    Godfrey kniete neben ihr und half Harriette, sie zum Bewußtsein zu bringen. John wußte es nicht, wohl aber die Anderen, daß Dolly das erstemal vor Schmerz wahnsinnig geworden war… Konnte sie ihren Geist nicht ein zweitesmal vor Freude verlieren?…
    »Dolly!… Dolly!« rief John.
    Godfrey küßte ihre Hände und rief:
    »Mutter!… Mutter!«
    Dolly schlug die Augen auf, ihre Hand drückte die Johns, dessen Freude keine Grenzen kannte; er schloß Godfrey in seine Arme.
    »Komm… Wat!… Komm!… Mein Kind!«
    Aber Dolly konnte ihn nicht in diesem Irrthum, nicht in dem Glauben lassen, daß Godfrey sein Kind wäre:
    »Nein, John, sagte sie, nein… Godfrey ist nicht unser Sohn!… Unser armer Wat ist gestorben… gestorben kurz nach Deiner Abfahrt.
    – Todt!« rief John, der von Godfrey keinen Blick abwandte.
    Dolly wollte ihm eben sagen, welches Unglück sie vor fünfzehn Jahren betroffen habe, als plötzlich ein Schuß auf der Seite ertönte, wohin Len Burker geflohen war.
    War dieser Elende gerichtet oder hatte er ein neues Verbrechen begangen?
    Fast in demselben Augenblicke erschien eine Gruppe Leute am Ufer des Fitz-Roy. Zwei Polizisten trugen eine Frau, die aus einer Wunde in der Brust heftig blutete.
    Es war Jane.
    Was war da vorgegangen?
    Trotz der schnellen Flucht Len Burker’s ließen ihn seine Verfolger nicht aus den Augen, und sie waren nur noch hundert Schritte von ihm entfernt, als er bei dem Anblicke Janes plötzlich stehen blieb.
    Am vorhergehenden Abend war es der Unglücklichen gelungen, ihren Wächtern zu entfliehen. Sie wanderte aufs Gerathewohl weiter; als sie die ersten Schüsse hörte, war sie nur noch eine Viertelmeile von der Stelle entfernt, wo sich Godfrey und John gefunden hatten. Sie eilte vorwärts und befand sich plötzlich ihrem Gatten gegenüber.
    Len Burker packte sie am Arme und wollte sie vergebens fortziehen. Da er dachte, daß Jane bei einer Begegnung mit Dolly das Geheimniß von der Geburt Godfreys verrathen könnte, so stieß er ihr den Dolch in die Brust.
    In diesem Augenblicke ertönte ein Schuß, der von folgenden, jetzt ganz treffenden Worten begleitet war:
    »Gut!… O… Sehr gut!«
    Jos Meritt hatte sich Len Burker von der Seite genähert und ihm eine Kugel durch die Brust geschossen, so daß der Elende todt in den Fitz-Roy stürzte.
    Tom Marix beugte sich über Jane, die nur noch schwach athmete. Zwei Polizeisoldaten hoben die unglückliche Frau auf und trugen sie zu Mrs. Branican.
    Als Dolly sie erblickte, stieß sie einen herzzerreißenden Schrei aus. Sie stürzte auf sie los, beugte sich über sie, lauschte dem langsamen Schlagen des Herzens. Aber die Wunde Janes war tödtlich, der Dolch hatte ihre Lunge durchbohrt.
    »Jane!… Jane!« rief Dolly schmerzlich aus.
    Die Sterbende schlug die Augen auf, und als sie Dolly erblickte,
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