Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Felton’s brachte es mit sich, daß Willy den Capitän John noch schärfer bewachen ließ. Man verbot ihm, während der Rast oder des Marsches hin und herzugehen, und er mußte sich der Aufsicht eines Eingebornen unterwerfen, der mit seinem Kopfe für ihn haftete.
    Monate verstrichen, ohne daß John etwas von seinem Gefährten gehört hätte. War es nicht möglich, daß Harry Felton unterwegs zugrunde gegangen war? Wenn der Flüchtige Queensland oder die Provinz Adelaïde erreichte, hätte er da nicht schon längst einen Versuch zu seiner Befreiung gemacht?
    Im Anfange des Jahres 1881 – d. h. in den ersten Sommermonaten – zog der Stamm der Indas gegen das Thal des Fitz-Roy, wo Willy gewöhnlich die heiße Jahreszeit zubrachte, und seine Leute genügende Nahrungsmittel fanden.
    Hier hielten sich die Indas auch in den ersten Tagen des April auf, und ihr Lager stand an der Mündung eines kleinen Nebenflusses, der aus den nördlichen Ebenen kam.
    Sobald der Stamm in diese Gegend kam, wußte John, daß er in der Nähe der Küste war, die er zu erreichen gedachte. Wenn er dahin gelangte, so würde es ihm vielleicht möglich sein, jene Ortschaften im Süden zu erreichen, die der Oberst Warburton auf seinem Zuge berührte.
    John war fest entschlossen, Alles zu wagen und sollte er auch dabei zu Grunde gehen.
    Unglücklicherweise vernichtete eine Abänderung des Reiseplanes der Indas alle seine Hoffnungen, denn Willy traf in der Mitte des. April Anstalten, sein Winterlager an dem Oberlaufe des Flusses zu beziehen.
    Was war da vorgefallen, und was war die Ursache, daß dieser Stamm so ganz von seiner gewohnten Richtung abwich?
    Dem Capitän John gelang es nur mit Mühe zu erfahren, daß der Stamm deshalb an den Oberlauf des Flusses ziehe, weil die schwarze Polizei soeben an dem Unterlaufe des Fitz-Roy gesehen worden sei.
    Wir dürfen nicht vergessen, daß auf Grund der Berichte Harry Felton’s die schwarze Polizei den Befehl erhielt, den Capitän John in den Gebieten des Nordwestens zu suchen.
    Diese von den Eingebornen so gefürchtete schwarze Polizei steht unter dem Befehle eines Hauptmannes, »Mani« genannt, der unter sich einen Sergeanten, etwa dreißig Weiße und achtzig Schwarze hat, die, Alle wohlbewaffnet, auf guten Pferden dahinreiten. Diese »Eingebornen-Polizei«, wie sie hieß, genügte für die Sicherheit der Bewohner in den entlegenen Gegenden, welche sie zu bestimmten Zeiten besuchte. Während die Einen vom Standpunkte der Humanität aus das Vorgehen dieser Polizei gegen die Eingebornen tadeln, loben es die Anderen wieder wegen der öffentlichen Sicherheit. Ihr Dienst ist ungemein anstrengend; trotzdem eilen sie mit unglaublicher Schnelligkeit von einem Punkte zum anderen. Auch die Nomadenstämme fürchten diese Polizei, und dies war der Grund, warum Willy beschloß, an den Oberlauf des Flusses zu ziehen.
    Aber die Gefahr der Indas konnte die Rettung Johns sein. Wenn es ihm gelang, eine Abtheilung jener Polizei zu erreichen, so war seine Befreiung ebenso sicher wie seine Heimkehr. Würde es nicht möglich sein, während des Abbruches des Lagers seine Wächter zu täuschen?
    Willy mußte die Absichten Johns durchblickt haben, denn die Thüre seiner Hütte wurde zu der gewohnten Stunde nicht aufgesperrt und vor derselben stand ein Wächter. Als John nach dem Grunde dieser Maßregel fragte, erhielt er keine Antwort; auch seiner Bitte, ihn zum Häuptlinge zu führen, kam man nicht nach.
    Was war denn vorgefallen? Beschleunigten etwa die Indas ihre Vorbereitungen, um weiter zu ziehen? Das war wahrscheinlich, denn John hörte ein fortwährendes Kommen und Gehen in der Nähe seiner Hütte, wohin Willy ihm einige Nahrungsmittel geschickt hatte.
    Ein ganzer Tag verfloß, dann noch einer. Nirgends zeigte sich eine Aenderung, denn der Gefangene wurde noch immer scharf bewacht. Endlich in der Nacht vom 22. zum 23. April konnte John bemerken, daß das unruhige Hasten und Treiben draußen aufgehört hatte, und er mußte sich fragen, ob denn die Indas wirklich das Lager am Fitz-Roy verlassen wollten.
    Am folgenden Tage wurde plötzlich die Thüre der Hütte aufgerissen.
    Ein Mensch – ein Weißer – stand vor dem Capitän John.
    Es war Len Burker.
Vierzehntes Capitel.
Das Trugspiel Len Burker’s.
    Es waren ungefähr zweiunddreißig Tage verflossen – seit der Nacht vom 22. zum 23. März – daß Len Burker sich von Mrs. Branican und ihren Gefährten getrennt hatte, indem der Samum seinen Plänen Vorschub leistete. Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher