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Mister Zed

Mister Zed

Titel: Mister Zed
Autoren: Nicole Rensmann
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sagte Zed und lachte wie ein kleines Kind. »Aber nun lasst
uns essen. Erzählt mir von euren Reisen und Abenteuern. Noch mehr möchte
ich über die Ikarus wissen! Darf ich sie sehen? Später? Ich
bitte untertänigst darum. Mein Wissen zu erweitern mit einer neuartigen
Technologie – das ist es doch, wonach ein Wissenschaftler strebt.«
Nun grinste er schelmisch, doch sein Blick gehörte dem eines Verrückten.
Sonja sah in Mister Zed einen unberechenbaren Gegner, möglicherweise den
gefährlichsten, dem sie je begegnet waren. Sie verfluchte sich dafür,
dass sie nicht in der Lage war, ihre Gedanken auszuschalten, doch Zed reagierte
nicht auf ihre Spekulationen. Vielleicht war sein Nicken und ihr damit verbundener
Verdacht, Zed könne Gedanken lesen, nur Zufall gewesen?
    »Wir werden sehen, ob uns Zeit bleibt Ihnen die Ikarus zu zeigen,
Mister Zed. Das hängt ganz von Ihnen ab«, antwortete Roderick.
    »Ach! Die Zeit nehmen wir uns!« Zed kicherte. »Doch nun setzt
euch. Nehmt Platz. Aber«, mahnend erhob er den Zeigefinger, und für
einen Moment huschte der Irrsinn über sein Gesicht: »Aber denkt daran,
ihr verlangt etwas. Ich weiß es genau. Ich gebe es euch gerne, aber dafür
fordere ich einen Pfand. Nichts ist umsonst auf meiner Station. Nichts.«
Sein breites Lächeln wischte das verrückte Glitzern von seinem Antlitz,
was ihn noch unheimlicher wirken ließ. »Aber jetzt lasst uns speisen.
Setzt euch!«
    Widerwillig folgten sie der Aufforderung. Mister Zed nahm am Kopfende Platz,
über Eck setzte sich der Prior, daneben wählte Sonja einen Stuhl,
Roderick setzte sich ihr gegenüber.
    Sie hatten nicht genug Zeit für einen langen, gemütlichen Abend und
dennoch mussten sie zunächst nach Zeds Regeln spielen. Kaum saßen
sie, schob sich eine der Glaswände hinter Sonja und Raphael auseinander
und vier spärlich bekleidete, aber anatomisch gut ausgestattete Frauen
betraten den Raum. Unterschiede zwischen ihnen gab es nur bei den Haaren und
der Hautfarbe, darüber hinaus schienen sie identisch und wirkten wie eine
Charge übergroßer mechanischer Puppen.
    Sie trugen Platten, auf denen dampfende Speisen lagen. Nachdem die jungen Frauen
die Servierplatten abgestellt hatten, verfärbte sich der Tisch um diese
herum klecksartig grün, als habe jemand einen Eimer Farbe ausgekippt. Nach
und nach brachten sie Teller und Besteck. Becher aus Metall füllten sie
mit einer schwarzen Flüssigkeit.
    »Wein«, sagte Zed und ergänzte: »Aus einer künstlich
gezüchteten Rebe, die weder Licht noch Wasser für die Fruchtbarkeit
benötigt, sondern lediglich eine winzige Platine und ein bisschen elektromagnetische
Strahlung. Eine wunderbare Erfindung.« Er nippte an seinem Glas und legte
den Kopf ein wenig schief. »Leider nicht von mir.«
    Mit weit aufgerissenen, staunenden Augen betrachtete der Prior die vier Frauen,
die sich nun in einer Reihe hinter Mister Zed aufstellten, auf einen Befehl
warteten oder nur als Dekoration des lieblos eingerichteten Raums dienen sollten.
    Aus den knappen Bikinioberteilen quollen pralle Brüste, ihre Höschen
waren lediglich breite farbige Striche. Bis auf das Haupthaar schienen sie über
keinerlei Körperbehaarung zu verfügen. Der geflochtene Zopf der Blonden
lag wie eine Girlande zwischen ihren Brüsten, während die schwarzen
langen Haare der Dunkelhäutigen sich schlangenartig um ihre Hüften
wanden. Die Rothaarige und die Frau mit den braunen Haaren trugen ihr Haar ebenfalls
offen, es reichte ihnen bis knapp über die aufgestellten Brustwarzen. Alle
vier wirkten zu perfekt, wie mit dem Computer gezeichnet, animiert und in die
Realität visualisiert. Der Prior schwitzte. Roderick kratzte sich irritiert
am Kopf. Ein solches Aufgebot an praller Weiblichkeit in unmittelbarer Nähe
machte ihm offensichtlich zu schaffen. Sonja wusste, dass Roderick des Nachts
nicht nur von ihr träumte. Auch die Blicke, die er An'ta zuwarf, waren
ihr nicht entgangen. Aber er durfte ruhig weiter träumen. Sonja schmunzelte.
Männer waren so simpel gestrickt, ihr wäre es unangenehm, wenn ihre
Gedanken und Wünsche für jeden ablesbar wie bei einem Teletexter über
die Stirn liefen. Verstohlen betrachtete sie Zed. Er zeigte weiterhin keine
Reaktion auf ihre Gedanken und auch die Anwesenheit der Frauen verunsicherte
ihn keineswegs. Er schnippte mit den Fingern, woraufhin sich hinter ihm eine
weitere Wand zur
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