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Mister Zed

Mister Zed

Titel: Mister Zed
Autoren: Nicole Rensmann
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treffen, beruhigte
Sonja. Nur würde sie ihn nun nie wieder sehen.
    Rücken an Rücken drückten sich Roderick, Sonja und An'ta zusammen.
    Dann kamen Zeds Kinder. Ihr Gesang verstummte und die Stille wirkte beängstigend.
All die mutierten Wesen, die Cyborgs und Klone musterten das Trio, das soeben
ihren Vater, Erfinder und Märtyrer getötet hatte. Wussten sie es?
Die reinlichen Robohunde fegten in diesem Moment seine Überreste auf und
verschwanden dann wieder zwischen den Beinen der Wartenden.
    Noch einmal dachte Sonja an Frederick, an ihr Baby und den alten Mann. Dann
schloss sie die Augen, fasste nach Rodericks Hand und wartete darauf, gelyncht
zu werden.
    Die Zeit verrann. Es geschah nichts. Es war so leise. Zaghaft sah Sonja wieder
auf. Immer noch standen Zeds Leute da und schwiegen. Von irgendwoher kreischte
eine weibliche Stimme: »Zed ist tot!«
    Die Meute brüllte!
    »Das ist das Ende«, flüsterte An'ta.
    Doch sie irrte. Singend und lachend drückten sich die von Zeds Händen
geschaffenen Kreaturen an ihnen vorbei und strömten nun alle in eine Richtung.
»Zed ist tot! Zed ist tot!« Noch vor kurzer Zeit hatten sie ihn geehrt,
jetzt feierten sie seinen Tod.
    »Los! Jetzt! Lasst uns die Pläne holen und dann endlich von dieser
Station verschwinden!«
    Sie folgten Roderick in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    »Und du weißt, wohin wir müssen?«, fragte Sonja ihn.
    »Ich folge KIs Navigation.«
    Sie liefen über eine halbe Stunde in der Station umher. Kreuz und quer,
durch schmale Korridore, öffneten bunte Türen, liefen durch unbewohnte
Zimmer, entdeckten weitere Lagerräume. Jedoch stießen sie weder auf
Lebewesen, noch den Raum, in dem Zed sein organisches Material aufbewahrt hatte.
Die Station wirkte nun wie ausgestorben. Kein Laut drang mehr zu ihnen durch.
Nirgends begegneten ihnen Zeds Leute.
    »Das muss er sein. Der Raum, in dem Zed die Hyperbombe konstruieren sollte«,
sagte Roderick.
    »Keine Wachen«, stellte An'ta fest.
    »Zed war mit all seinen geschaffenen Wesen physisch verbunden. Jetzt, wo
er tot ist, gibt es niemanden mehr, der ihnen sagt, was sie zu tun haben. Anscheinend
nutzen sie ihre Freiheit aus.« Roderick drückte die Klinke hinunter
und für einen Moment glaubte Sonja, Zed würde hinter der Tür
auf sie warten.
    Doch der Raum war leer. Viel zu leer. All die Gegenstände, die Sonja auf
dem Monitor gesehen hatte, waren verschwunden. Aber Zed konnte sie nicht in
der kurzen Zeit weggeschafft haben. Das war unmöglich. Zögerlich traten
sie über die Schwelle und sahen sich um. Wiederkehrendes Licht pulsierte
über die bunten Wände. Eine Spielerei, wie Zed sie auf der gesamten
Station installiert hatte. Und wieder diese grellen Farben. Wie hatte er hier
an der Hyperbombe arbeiten können?
    »Und wenn sich KI geirrt hat?«, fragte An'ta und ging noch tiefer
in den Raum hinein.
    »Das ist eigentlich unmöglich«, erklärte Sonja. »Es
sei denn, Zeds Leute haben ihn zu einer falschen Aussage manipuliert.«
    Ruckartig drehte sich An'ta zu ihnen um, überrascht sahen sie sich an.
Und ihnen wurde innerhalb weniger Sekunden klar, dass sie in eine Falle getappt
waren. Roderick schrie: »Raus hier!«
    Doch es war schon zu spät. Alles ging so schnell, dass sich Sonja später
kaum noch daran erinnern konnte.
    Die erste Wand zerbarst mit einem explosionsartigen Knall und – viel lauter
– einem höhnischen Lachen. An'ta rettete sich mit einem Sprung Richtung
Ausgang und riss dabei Roderick und Sonja zu Boden. Sie rutschten ein Stück
weiter Richtung Flur. Bis auf An'ta gelang es ihnen, sofort aufzustehen und
den Trümmern der nächsten explodierenden Wand zu entkommen. Doch An'ta
hatte sich anscheinend verletzt und wurde nun unter den Metallsplittern begraben.
    »Wir müssen sie da raus holen!« Schon stürzte Roderick auf
die Trümmer zu, unter denen An'ta lag.
    »Warte!« Sonja hielt ihn zurück. »Warte bis die Wände
eingestürzt sind. Ich weiß, dass es dann noch schwieriger wird, sie
rauszuholen, aber so haben wir keine Chance. Dann werden uns die herumfliegenden
Trümmer ebenfalls begraben.« Zed lachte und lachte und lachte, und
wenn er nicht schon tot gewesen wäre, hätte Sonja ihm den Hals umgedreht,
damit sein penetrantes Gelächter verstummte.
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis alle vier Wände eingestürzt waren.
    Für einen Moment kehrte Ruhe ein.
    Mit bloßen Händen warfen sie die
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