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Mister Zed

Mister Zed

Titel: Mister Zed
Autoren: Nicole Rensmann
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ausblutenden Körper des Mädchens
auf den nun zuckenden Spinnenleib.
    »Los, raus hier!«, rief Roderick, packte Sonja am Arm und schob sie
zwischen den Beinen hindurch. Aarachnolas Tentakel versuchten nach ihnen zu
greifen, doch An'ta schlug mit einem kräftigen Hieb nach dem Spinnenbein.
Aarachnola schrumpfte langsam in sich zusammen, sie wand sich, warf das Mädchen
von sich. Mit einem klatschenden Geräusch schlug ihre Hülle auf dem
Boden auf. Sie war kein Mensch, sondern eine Spezies, die ihnen nicht bekannt
war. Die zerfetzten Hautränder glühten blutrot, doch ihr Lebenssaft
war gelb und musste die Waffe sein, die Aarachnola eliminieren konnte. Möglicherweise
stammten beide vom selben Planeten – die Spinne in Zed und das Mädchen.
Zed musste sie von dem Planeten mitgebracht haben, auf dem Insekten in wasserstoffähnlicher
Substanz lebten und sie für seine Experimente benutzt haben. Mit der fremden
Spezies hatte sich Zed einen beinahe unverwüstlichen Körper erschaffen,
der nur mit der gleichen Waffe – einem ähnlich geschaffenen Lebewesen
– vernichtet werden konnte.
    Darauf wären sie niemals gekommen, wenn Roland ihnen nicht geholfen hätte.
Wütend warf die Spinne, deren Kopf nun nur noch nach Zed aussah, den Blechmann
an die Wand. Mit einem glücklich klingenden Seufzer zerschellte Roland
am Boden. Seine verrosteten Einzelteile flogen in alle Richtungen fort. Eines
seiner Augen rollte An'ta vor die Füße. Als sie danach treten wollte,
bückte sich Sonja und nahm das Andenken an ihren Helden an sich. An ihrem
Kleid hatte sie jedoch keine Tasche, also schob sie Roderick das Roboterauge
in die Hosentasche. Sie sahen sich nur kurz an, und ohne sich zu verständigen,
wussten sie, was als nächstes kommen musste.
    Zed richtete sich soeben wieder auf. Er hatte sein Spinnendasein ausgelebt.
Nur ein Tentakel, der aus seinem Bauch ragte und wie suchend in der Luft herumfuhr,
erinnerte noch an Aarachnola. Auch seinen Anzug, den sie nun als schwarze Haut
erkannten, hatte er noch nicht vollständig abgelegt. Nur sein Gesicht grenzte
sich vom Rest des Körpers ab: es war kreideweiß, sein Titanauge kreiste
in der Augenhöhle. Er grinste. Dabei wusste er, dass er verloren hatte.
»Nein! Niemals!«, schrie Zed. Er stürzte sich nicht auf sie,
sondern rannte weg. Für einen Moment waren An'ta, Roderick und Sonja perplex,
dann liefen sie hinter ihm her.
    »Er darf nicht entwischen!« Mit ihren nackten Füßen war
Sonja langsamer als die beiden anderen. Dafür hielt sie immer noch die
Waffe in der Hand. Abrupt hielt sie an. An'ta und Roderick liefen weiter hinter
Zed den geraden Flur entlang.
    Sonja hob die Blaster und visierte ihr Ziel an. Sie hasste Waffen. Sie war nie
ein guter Schütze gewesen. Sie war Ingenieurin, kein Soldat. Dann dachte
Sonja an Frederick. Immer wieder sah sie seinen Kopf, der von seinem Rumpf rutschte
und wie ein Gummiball auf dem Boden aufschlug. Sie zielte und schoss. Der Laser
traf Zed in den Nacken. Während das verhasste Genie wie in Zeitlupe nach
vorne überkippte, kamen An'ta und Roderick langsam zum Stehen und drehten
sich zu Sonja um. Theatralisch pustete sie gegen den Waffenlauf.
    Den überraschten Gesichtsausdruck ihres Mannes würde sie ihr ganzes
Leben lang nicht vergessen.
    Vorsichtig drehten sie Zed auf den Rücken. Seine schwarze Zunge hing ihm
aus dem Hals, sie zuckte nicht einmal mehr. Der Tentakel, der sich nicht mehr
in den Körper zurückgezogen hatte, lag zusammengerollt neben Zed.
Es war vorbei.
    Doch was, wenn einer seiner Handlanger ihn in die Vergangenheit zurückschickte?
Er würde dann wieder leben und sein Ziel von neuem verfolgen können.
    Sie sah Roderick an. Seine Mimik drückte die gleiche Sorge aus. Darum nahm
er Sonja die Blaster ab, stellte den Energiestrahl hoch und feuerte mehrmals
auf das Genie – wahnsinnig, genial, einzigartig, aber tot – das sich
nun in seine Elementarteilchen auflöste. Aus und vorbei.
    Von rechts und links hörten sie das Singen und Grölen der mutierten
Crew. Sie kamen zu schnell den Flur entlang, als dass sie ihnen hätten
entkommen können.
    Keine Tür war in der Nähe, hinter der sie Zuflucht hätten suchen
können. Der Weg war versperrt. Nach alldem sollten sie doch auf der Station
sterben? Nur der Gedanke daran, dass Frederick sicher auf Vortex Outpost war
und nun eine Chance hatte zu leben, ohne jemals auf Zed zu
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