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Mister Perfekt

Mister Perfekt

Titel: Mister Perfekt
Autoren: Linda Howard
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gleich darauf wieder ins Haus zurück und verschwendete offenkundig keinen Gedanken mehr an seine Außenbeleuchtung, weil ein paar Minuten später das Licht in der Küche ausging, während dieses verfluchte Verandaflutlicht ungerührt weiter strahlte.
    Wenn sie vor dem Kauf des Hauses geahnt hätte, wen sie hier zum Nachbarn bekommen würde, dann hätte sie nie, nie im Leben den Vertrag unterschrieben. In den zwei Wochen seit ihrem Einzug war es ihm mit Leichtigkeit gelungen, ihr alle Freude über ihr erstes selbst gekauftes Haus auszutreiben.
    Ganz offenbar war er ein Säufer. Warum konnte er nicht wenigstens ein fröhlicher Säufer sein?, überlegte sie verdrossen.
    Nein, er musste ein griesgrämiger, widerlicher Säufer sein, ein so übler Zeitgenosse, dass sie Angst hatte, die Katze rauszulassen, wenn er zu Hause war. BooBoo war kein besonderer Kater - er war nicht mal ihr Kater -, aber ihre Mom liebte ihn, und Jaine wollte nicht, dass ihm etwas zustieß, während sie ihn in Pflege hatte. Sie würde ihrer Mutter nie wieder in die Augen sehen können, wenn ihre Eltern nach ihrer sechswöchigen Traumreise quer durch Europa zurückkehrten und BooBoo verschwunden oder nicht mehr am Leben wäre.
    Ihr Nachbar hatte BooBoo ohnehin schon im Visier, seit er die Pfotenabdrücke auf der Windschutzscheibe und der Motorhaube seines Autos bemerkt hatte. So wie er reagiert hatte, könnte man meinen, er würde einen nagelneuen Rolls fahren, keinen zehn Jahre alten Pontiac, der von vorn bis hinten mit Kratzern und Dellen übersät war.
    Natürlich war sie an jenem Tag genau zur selben Zeit wie er zur Arbeit aufgebrochen; zumindest hatte sie damals noch angenommen, dass er in die Arbeit gehen wollte. Inzwischen glaubte sie eher, dass er zum Schnapskaufen gefahren war. Falls er überhaupt arbeitete, dann hatte er höchst merkwürdige Arbeitszeiten, denn bislang war es ihr nicht gelungen, irgendein regelmäßiges Muster in seinen Abfahrten und Ankünften zu erkennen.
    Jedenfalls hatte sie an dem Tag, an dem er die Pfotenabdrücke entdeckte, besonders nett zu ihm sein wollen; sie hatte ihn sogar angelächelt, was eine echte Leistung gewesen war, wenn man bedachte, wie er sie angefahren hatte, weil ihre Einweihungsparty ihn - um zwei Uhr nachmittags! - aus dem Schlaf gerissen hatte. Doch er hatte ihr lächelndes Friedensangebot überhaupt nicht beachtet, sondern war, quasi sobald sein Hintern den Fahrersitz berührte, wieder aus seinem Auto geschossen. 
    »Wie war's, wenn Sie Ihr blödes Katzenvieh von meinem Auto fern halten würden, Lady?«
    Das Lächeln gefror ihr auf dem Gesicht. Jaine verschenkte nur ungern ein Lächeln und schon gar nicht an einen unrasierten, rotäugigen, schlecht gelaunten Vollidioten. Mehrere beißende Bemerkungen kamen ihr in den Sinn, die sie sich aber alle verkniff.
    Schließlich war sie erst vor kurzem in dieses Viertel gezogen und hatte sich von der ersten Minute an mit diesem Kerl angelegt. Das Letzte, was sie wollte, war ein offener Krieg.
    Sie beschloss, einen letzten diplomatischen Versuch zu wagen, obwohl das während der Einweihungsparty offensichtlich nicht funktioniert hatte.
    »Tut mir Leid«, sagte sie bemüht ruhig. »Ich werde versuchen, besser auf ihn aufzupassen. Ich hüte ihn für meine Eltern, darum wird er nicht mehr lange hier sein.« Nur noch fünf Wochen.
    Er knurrte irgendeine unverständliche Antwort, knallte die Autotür wieder zu und zischte mit kraftvoll röhrendem Motor ab. Jaine legte den Kopf auf die Seite und lauschte ihm nach.
    Die Karosserie des Pontiac sah zwar wie eine Schrottlaube aus, aber der Motor lief weich wie Seide. Unter der Motorhaube musste eine gewaltige Pferdeherde hausen.
    Mit Diplomatie kam man diesem Typen definitiv nicht bei.
    Nun war er wieder heimgekommen und riss um drei Uhr früh mit seiner Dreckskarre die ganze Nachbarschaft aus dem Schlaf.
    Was für eine Frechheit, vor allem nachdem er sie so angeblafft hatte, als sie ihn mitten am heiligen Nachmittag geweckt hatte.
    Am liebsten wäre sie augenblicklich zu seinem Haus rübermarschiert und hätte die Finger auf die Klingel gepresst, bis er mindestens so hellwach war wie alle anderen.
    Es gab nur ein kleines Problem dabei. Er machte ihr ein winziges bisschen Angst.
    Das behagte ihr gar nicht; Jaine war es nicht gewohnt, vor irgendwem zu kuschen, doch bei diesem Kerl wurde ihr irgendwie mulmig. Sie wusste nicht mal, wie er hieß, denn die beiden Male, die sie aufeinander gestoßen waren, waren
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