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Mission Unterhose

Mission Unterhose

Titel: Mission Unterhose
Autoren: Tulipan Verlag
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geguckt?«, fragte Kalli. »Im Fernsehen?«
    »Wir haben keinen Fernseher«, sagte Hannes.
    Kalli brach auf dem Rasen zusammen. »Wuah!«, stöhnte er, »boah, ooooh, wuaah! Mann! Ich könnte nicht LEBEN ohne Fernseher! Weißte, was da alles läuft? COMEDY läuft da! Kennste Lach dich tot! ? Kennste BIG?«
    Hannes schüttelte stumm den Kopf.
    »Oh Mann! Naja, egal, komm mit.«
    Entsetzt sprang Hannes von der Liege, schnappte Kalli das Hotton-Heft aus der Hand und griff sich die Kekspackung.
    »Ich muss jetzt rein, unbedingt!« Er stürzte zum Haus, ohne sich noch einmal umzublicken.
    »Isch gomm wieda«, rief Kalli ihm mit tiefer verstellter Stimme hinterher. «Isch weiß, wo deine Haus wohnt!«
    Hannes schlüpfte durch die Terrassentür, verriegelte sie eilig und hastete in sein Zimmer. Von dort aus spähte er vorsichtig in den Garten. Kalli war verschwunden.

Hannes wird entführt

Am nächsten Tag blieb Hannes bis mittags im Haus. Er hätte lieber im Garten auf der Liege gelegen, aber das Risiko war zu groß. Wenn er draußen war, konnte Kalli ihn erwischen, und das war nicht gut. Hannes wusste nicht genau, warum es nicht gut war, er wollte einfach seine Ruhe und Kalli war alles andere als Ruhe. Hannes wollte ihm keinesfalls noch einmal in die Hände fallen.
    Einmal klingelte es an der Haustür, aber Hannes machte nicht auf. Er war sich sicher, dass es Kalli war.
    Aber dann hatte Hannes sein Agentenheft ausgelesen und brauchte dringend Nachschub. Als er aus dem Fenster blickte, sah er Herrn Moll im Nachbargarten die Blumen gießen. ›Also gut‹, dachte Hannes, ›ich laufe kurz zu ihm hin, das geht zack-zack.‹
    Auf dem Gehweg, der hinter den Gärten der Häuser entlangführte, war niemand zu sehen, als Hannes auf die Terrasse trat und zum Zaun huschte. Herr Moll war ungemein erfreut, ihn zu sehen.
    »Wunderbar, mein Freund und Kupferstecher«, sagte er. »Was sagst du zu dem letzten Heft? Großartige Geschichte, nicht wahr?«
    Sie unterhielten sich eine kleine Weile über die Geschichte, die Hannes gerade gelesen hatte. Sie war ziemlich brutal gewesen, darüber waren sich beide einig.
    »Gut, gut«, sagte Herr Moll. »Ich hole dir mal das neue Heft … und die Erdnusskekse, nicht wahr?«
    Hannes nickte dankbar. Er liebte diese Erdnusskekse und teilte sie sich stets sorgfältig ein. Eine Packung reichte exakt für ein Hotton-Abenteuer. Bei Hannes zu Hause gab es sonst keine gekauften Kekse. Allerhöchstens gab es selbstgebackene staubtrockene Haferflockenkekse mit Dattelstückchen drin.
    »Gekaufte Kekse sind entsetzlich ungesund«, sagten Hannes’ Eltern. »Alles Chemie und dieser ganze Zucker und das weiße Mehl!« Sie backten mit braunem Mehl, mit Vollkornmehl. Denn nur in dem, sagten sie, steckten die guten, gesunden Dinge drin. Weißes Mehl war für Hannes’ Eltern ungefähr so ein Horror wie für andere Leute eine tote Maus im Kuchen. Es gab überhaupt jede Menge Essenssachen, die für Hannes’ Eltern Horror waren: Pizza und Pommes und Chips und Flips und Cola und Schokoriegel. Alles ungesund. Und Fleisch. Auch ungesund.
    »Ganz schlechte Energie«, sagten Hannes’ Eltern.
    Herr Moll fand das gar nicht. Er lebte alleine und aß, was er wollte. Besonders gerne Würstchen aus dem Glas. »Knackwürstchen«, sagte er. »Nichts knackt so schön, wie Knackwürstchen, wenn man hineinbeißt.« Manchmal wanderte er mit einem Würstchenglas im Garten umher, und wenn er Hannes sah, reichte er ihm ein Würstchen über den Zaun, das Hannes sofort gierig verschlang.
    Jedenfalls wusste Herr Moll, was Hannes brauchte, und machte sich nun auf den Weg ins Haus, um das neue Heft und die Kekse zu holen. Nur für den Fall, dass Kalli wieder auftauchen sollte, versteckte Hannes sich hinter einem Busch und kroch erst wieder hervor, als Herr Moll zurückkehrte.
    »Hey!«, rief es in dieser Sekunde vom Zaun her. »Hey, hey, hey, hey, hey! Da biste ja!«
    Am Gartentor stand Kalli und ruderte wie ein Wahnsinniger mit den Armen.
    »Ah!«, sagte Herr Moll. »Das ist dieser Kalli, oder? Wie nett. Ich dachte schon, es wäre außer dir gar kein Kind mehr hier. Na, dann hast du ja doch jemanden zum Spielen.« Munter winkte er Kalli zu. »Komm herein!«
    »Nein!«, flüsterte Hannes verzweifelt. Aber es war zu spät. Kalli kam bereits auf sie zugetanzt. Er stach mit den Zeigefingern in die Luft, warf den Kopf von links nach rechts und wackelte mit dem Po.
    »Yeah!«, sang er. »Das ist der ›Wir haben Ferien und unsere Eltern sind
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