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Mission Unterhose

Mission Unterhose

Titel: Mission Unterhose
Autoren: Tulipan Verlag
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hin und wieder mit der Stoppuhr am Rand der Laufbahn stehen und die Zeiten der anderen stoppen.
    Aber nun musste er nicht nur einfach laufen, sondern rennen. Er rannte exakt acht Schritte, bis sich seine Füße ineinander verwickelten und er in einem schönen Bogen auf die Straße flog. Seine Knie und Ellenbogen schrubbten über den Asphalt und hätte er Zeit gehabt, dann wäre es der richtige Moment gewesen, vor Schmerzen zu weinen. Aber Hannes hatte keine Zeit, denn Kalli zerrte ihn hoch und zog ihn mit sich, hinein in die gegenüberliegende Häuserzeile. Gerade als sie dort einbogen, öffnete sich ein Gartentor und eine Frau mit einem kleinen, struppigen Hund an der Leine trat ins Freie. Der Hund war außer sich vor Begeisterung, Hannes und Kalli den Weg entlangstürmen zu sehen. Er riss seinem Frauchen die Leine aus der Hand und wetzte den beiden kläffend nach.
    »Struppi!«, schallte es ihm hinterher. »Bleibst du hier?! Bei Fuß!«
    Aber Struppi wollte jagen und kläffen. Er war ein außerordentlich schneller kleiner Hund. Als er Hannes eingeholt hatte, schnappte er nach dessen Unterhose und erwischte mit seinen kleinen scharfen Zähnen Hannes’ Po.
    Hannes schrie auf vor Schmerz. Und dann schrie er gleich noch einmal. Denn nun schuppste Kalli ihn über einen niedrigen Zaun, hinein in einen der Hintergärten, und Hannes landete kopfüber in einem Rhabarberbeet. Auf der anderen Seite des Zaunes hopste der kleine Kläffer auf und ab und bellte sich die Seele aus dem Leib.
    »Still, du Wurm!«, schrie Kalli ihm zu, aber das machte das Hündchen nur noch wilder.
    Mit letzter Kraft kroch Hannes unter die ausladenden Rhabarberblätter und rollte sich dort zusammen. Er wusste nicht, was ihm mehr wehtat: die aufgeratschten Knie, die blutigen Ellenbogen oder sein angebissenes Hinterteil.
    »Alles klar bei dir?«, fragte Kalli und krabbelte neben ihn.
    Hannes überlegte kurz zu wehklagen, aber dann dachte er an Benny Hotton, der niemals jammerte, selbst nicht, wenn er gerade einen Streifschuss abbekommen hatte.
    »Alles klar«, antwortete er also.
    Kalli nickte beifällig. »Dann lass uns weiter. Bei dem Gebelle kommt hier gleich die ganze Siedlung angerannt.«
    Ächzend kroch Hannes unter dem Rhabarber hervor. Kalli zeigte zur Hecke auf der Grenze zum Nachbargarten.
    »Da lang. Wir müssen durch die Gärten, sonst fällt uns dieses Monster wieder an.«
    Hannes war unsicher. »Und wenn da Leute sind? Die sitzen doch abends alle auf ihren Terrassen.«
    »Egal. Das ist der einzige Weg.«
    Hannes blickte zum Zaun, an dem der kleine Hund sich heiser bellte und seine bösen Zähne bleckte. Kalli hatte recht.
    Die Hecke war dicht und breit. Sie mussten suchen, bis sie eine günstige Stelle gefunden hatten. Dort zwängten sie sich durch die Büsche und dann geriet Mission Unterhose ganz außerordentlich aus der Kontrolle. Denn nachdem sie sich keuchend auf der anderen Seite der Hecke herausgewühlt hatten, versperrte ihnen eine Gartenliege den Weg. Auf der Gartenliege lag eine alte Dame. Sie erschrak fürchterlich, als die beiden vor ihr auftauchten, und begann augenblicklich zu schreien. »Uiiiiiii! Uiiiii!«
    Hannes und Kalli schrien ebenfalls, aber nur sehr kurz, dann stürzten sie über die Dame hinweg. Die Liege fiel um und die Dame auch und da schrie sie noch lauter. Aus dem Augenwinkel sah Hannes auf der Terrasse einen alten Herrn seinen Krückstock schwenken.
    »Stehenbleiben!«, brüllte er und humpelte mühevoll in den Garten hinab. Kalli preschte quer über den Rasen auf das Zäunchen zum angrenzenden Garten zu und übersprang es mit einem lässigen Satz. »Spring!«, schrie er Hannes zu. »Spring! Der Krückstock kommt!«
    Hannes war noch niemals über irgendetwas gesprungen und hatte jetzt auch keine Zeit, es noch großartig zu üben. Er konnte nicht erklären, wie genau er über den Zaun gekommen war. Aber Kalli sagte später, dass er mit dem Kopf zuerst gesprungen sei und eine Art Salto gemacht hätte und dass es absolut krass ausgesehen hatte. Jedenfalls spuckte Hannes sehr viel Erde und ein Stiefmütterchen aus, bevor sie, verfolgt von den wütenden Rufen des alten Herrn, weiterhasteten. Sie mussten noch drei weitere Gärten durchqueren und zwei Hecken und einen Zaun überwinden, bevor sie schnaufend hinter dem letzten Haus in einem kleinen ausgetrockneten Graben landeten.
    »Du bist ganz schön zäh, Digga«, sagte Kalli bewundernd, als sie Hannes’ Wunden betrachteten.
    Zäh zu sein, fand Hannes, war ein
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