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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel
Autoren: Taylor Stevens
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kauerte. Die Mutigere der beiden ging hinein, kniete sich nieder und sprach das Mädchen an. Als die Sprache sich jedoch erneut als Hindernis erwies, versuchte sie, das Mädchen auf den Arm zu nehmen, aber es wehrte sich und schrie.
    In diesem Moment hörte Munroe den Lärm aus dem Erdgeschoss: noch ein Schrei, diesmal von einer Erwachsenen, gefolgt von Munroes Namen und Schüssen. Sie schnappte sich die Fünfundvierziger des Wärters und rannte zur Treppe.
    Rufe. Poltern.
    Zuklappende Stahltür.
    Sie jagte die Treppe hinauf, immer drei Stufen auf einmal nehmend. Warf sich mit voller Wucht gegen die Tür, bevor sie ins Schloss gefallen war, und drückte sie ein kleines Stück weit auf, obwohl sie von unten kam und dadurch nicht viel Schwung und Kraft in den Stoß legen konnte. Sie drückte mit aller Macht, dann wich die Person auf der anderen Seite mit einem Mal zurück, und die Tür schwang auf.
    Munroe stand in der Türöffnung, als deutlich sichtbares Ziel für jeden, der sie erschießen wollte, aber nichts dergleichen geschah. Der Puppenmacher saß auf einem Stuhl am nächstgelegenen Arbeitsplatz. Er lehnte sich zurück und lächelte. Dann wackelte er drohend mit dem Zeigefinger. »Oh, meine einfallsreiche Verehrte«, sagte er. »Danke für dieses Geschenk.«
    Zu Munroes Linker, neben der Tür, stand ein Mann, den sie bis jetzt noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Er schien, wie Arben und Tamás, nichts anderes zu sein als ein austauschbares Rädchen in der Maschinerie des Puppenmachers. Neben dem Puppenmacher stand Neeva. Ein weiteres Maschinenteil hatte ihr die Arme auf den Rücken gedreht und hielt ihr eine Pistole an die Schläfe.
    Unsicherheitsfaktor.
    Seit Neeva ihr aus dem Konsulat nachgelaufen war, hatte sie genau diese Szene schon hundert Mal vor sich gesehen. Sie kam sich vor wie in einem schlechten Déjà-vu. Ein Dutzend Auseinandersetzungen, ein unbeschreiblicher Energieaufwand, um genau das zu vermeiden, was jetzt eingetreten war.
    Neeva, mit Panik und Verzweiflung im Blick, schickte ihr ein stummes Tut mir leid .
    Munroe trat einen Schritt zur Seite. Falls noch mehr Handlanger hier waren, hielten sie sich versteckt, aber eigentlich wirkte das alles ziemlich logisch. Bisher waren ihr die Leute des Puppenmachers immer in Zweier-Teams begegnet.
    Die Teenagermädchen, die unten im Korridor geblieben waren, nachdem sie losgestürmt war, kamen jetzt die Treppe heraufgekrochen, als sei ihnen klar, dass Munroe ihre einzige Fluchtmöglichkeit war. Sie stellten sich direkt hinter sie.
    Munroe hielt die Fünfundvierziger des Wärters in der Rechten und zog mit der Linken die Jericho aus dem Hosenbund. Die eine Waffe richtete sie auf den Puppenmacher und die andere auf den Gorilla neben der Tür. Machte noch einen Seitwärtsschritt und stand nun wieder mit dem Rücken zur Wand.
    Der Puppenmacher schnipste mit dem Finger in Richtung des Gorillas, der daraufhin eines der Mädchen am Handgelenk packte und in den Saal zerrte. Das Mädchen kreischte und fing an zu weinen, versuchte, sich zu wehren. Er hielt ihr die Pistole an den Kopf, genau wie der andere es bei Neeva tat, und das junge Mädchen blieb schluchzend und verängstigt stehen, ohne Widerstand zu leisten.
    »Legen Sie die Waffen weg«, sagte der Puppenmacher. »Eine kluge Frau wie Sie weiß doch, dass es von hier kein Entkommen gibt.«
    »Mag sein«, erwiderte Munroe. »Aber ich muss nicht die Einzige sein, die stirbt.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wer weiß, vielleicht gelingt es Ihnen ja, mich zu töten, vielleicht auch noch einen meiner Männer. Aber ganz sicher würden auch zwei Unschuldige sterben. Was hätten Sie damit also gewonnen?«
    Munroe machte einen Schritt von der Wand weg, achtete aber immer noch darauf, dass sie nicht von hinten überrascht werden konnte. Schob sich näher an ihn heran, kalkulierte Chancen und Risiken, schätzte die Geschwindigkeit ab, jonglierte mit Zahlen.
    »Sie werden sie nicht töten«, erwiderte Munroe. »Sie sind zu wertvoll. Jedenfalls sind sie lebendig mehr wert als tot und schwerer zu ersetzen als Ihre Gorillas.«
    Der Puppenmacher drehte sich um und blickte eine halbe Sekunde lang zu Neeva hinüber. »Die da schon«, sagte er. »Aber die beiden da und die Kleine unten in der Zelle, die sind billig und sehr leicht zu ersetzen. Schon morgen kommt eine neue Lieferung.«
    Er stand auf und stellte sich neben Neeva. Dabei wurde deutlich, wie klein er war. Er überragte sie nicht annähernd so weit wie sein
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