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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel
Autoren: Taylor Stevens
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etwas, was wir ihr in den Mund stopfen können.«
    »Ich denke, du arbeitest alleine?«, antwortete Neeva.
    »Halt die Klappe und mach, was ich dir gesagt habe«, entgegnete Munroe. Neeva lächelte zuckersüß und falsch, dann ging sie hinter die Ladentheke und durchwühlte die Regale und etliche Kartons, die auf dem Boden standen.
    Munroe bedeutete der Frau, sie solle hinter die andere Verkaufstheke gehen und sich setzen. »Nem akarlak bántani« , sagte sie, »und ich will, dass du am Leben bleibst.« Das war nicht gelogen. Sie war hergekommen, um den Puppenmacher zu töten, um seiner Organisation den Kopf, die Arme und wenn irgend möglich auch die Füße abzuschlagen. Aber diese Frau – sie konnte nicht wissen, ob sie eine Mitläuferin war wie die vielen in der Goldwerkstatt, die womöglich gegen ihren Willen zu dieser Arbeit gezwungen wurden, oder eine aktiv Beteiligte.
    Neeva sagte: »Hier drin ist ein bisschen Geschenkpapier und ein paar Zeitungen.«
    »Das müsste reichen.«
    Die Frau setzte sich hin wie befohlen. Munroe knüllte das Papier zusammen und steckte ihr das Knäuel in den Mund. Anschließend fesselte sie ihr mit einer Schnur Hände und Füße fest zusammen. Nicht so, dass sie sich nie mehr daraus befreien konnte, aber doch so, dass sie erst einmal beschäftigt war und keinen Alarm schlagen konnte. Dann brauchte Munroe sie auch nicht unnötigerweise umzubringen.
    Vier Minuten waren vergangen, und es war immer noch ruhig im Laden.
    Munroe kam hinter dem Tresen vor und huschte zur Hintertür. Suchte den Türrahmen nach eventuellen Sicherungsmaßnahmen ab, einem Alarmdraht oder Ähnlichem, aber als sie nichts entdecken konnte, steckte sie den Schlüssel ins Schloss und öffnete. Drückte die Tür vorsichtig auf und spähte um die Ecke.
    Der große Saal war leer, und es war vollkommen still. Aber schon bald würden die Arbeitsbienen eintreffen und sich ihrer alltäglichen Plackerei unterwerfen. Unter der Tür zum Versteck des Puppenmachers war kein Lichtschimmer zu sehen, und das kam für Munroe unerwartet. Bis jetzt hatte dort jedes Mal, wenn sie durch diesen Saal gegangen war, Licht gebrannt, fast so, als wohnte er in diesem Büro voller Puppen, wie eine Art esoterischer Einsiedler.
    Die große Stahltür am hinteren Ende stand offen. Daneben saß ein Wachmann auf einem Klappstuhl. Er war zwar wach, aber nur so wach, wie man eben war, wenn man zu lange allein irgendwo gesessen hatte. Seine Augen waren offen, aber seine Gedanken irgendwo anders. Munroe winkte Neeva herbei und bedeutete ihr, dass sie die Tür aufhalten sollte.
    Ohne Wachmann hätte Munroe Neeva mit hineingenommen. Sie wären kurz in das Verlies gegangen, um sich einen Überblick zu verschaffen, und dann hätten sie sich im Büro des Puppenmachers auf die Lauer gelegt. Aber ein Wachmann bedeutete Gefangene, und Gefangene waren Unschuldige, mit denen das Böse sich die Freiheit erkaufen oder die es, noch schlimmer, als Druckmittel einsetzen konnte.
    Munroe steckte die Jericho ein und zog das Taschenmesser aus der größten Tasche ihrer Cargohose. Metall auf Haut, Erlösung von der Anspannung, warm wie frisches Blut. Sie schlüpfte in den Saal, hielt sich dicht am Boden, huschte durch die schmalen Gänge zwischen den Arbeitstischen. Verharrte gelegentlich, streckte die Hand nach oben und nahm sich ein paar Gegenstände: Bleistift, Keramiktasse, Wachsklumpen. Damit schlich sie quer durch den Raum, bis sie hinter einer Stellwand aus Sperrholz angelangt war, die zwischen zwei Arbeitsplätzen stand, so dicht vor dem sitzenden Wachmann, dass sie im schwachen Lichtschimmer, der zum Fenster hereindrang, die Aknenarben auf seinen Wangen deutlich erkennen konnte.
    Munroe warf den Wachsklumpen über den Gang, sodass er gegen eine Bürowand prallte. Es war ein sanftes Geräusch, und der Wachmann beachtete das gedämpfte Ploppen, das einen besseren, wacheren Mann zumindest zu einem kurzen Blick veranlasst hätte, nicht weiter.
    Sie startete einen zweiten Versuch mit dem Bleistift. Als das Holz gegen die Wand prallte, riss er den Kopf nach oben und reckte sich. Los, steh schon auf , dachte sie. Er musste gar nicht unbedingt an ihr vorbeigehen, sie wollte bloß, dass er aufstand, auf die Füße kam, weg von der Wand, damit ihre Attacke nicht von vornherein glatter Selbstmord war, weil die Zielperson alle Vorteile auf ihrer Seite hatte.
    Aber der Wachmann rührte sich nicht von der Stelle. Kostbare Sekunden verstrichen.
    Munroe packte die Keramiktasse
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