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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel
Autoren: Taylor Stevens
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dass sie, sobald sie unter der Erde war, nichts mehr ausrichten konnte, wenn die Stahltür ins Schloss fiel und verriegelt wurde und sie für immer dahinter verschwand. Munroe musste es tun, trotz ihrer bösen Ahnungen, aber Neeva nicht.
    Unsicherheitsfaktor.
    Munroe zeigte mit zwei Fingern zuerst auf ihre Augen und dann auf den Saal und bedeutete Neeva damit, dass sie aufpassen sollte. Deutete auf die Waffe und dann wieder auf den Saal.
    Schieß, wenn es sein muss.
    Neeva nickte.
    Munroe unterdrückte ihre Frustration. Ihre Wut. Musste sich ganz auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Ging etliche Stufen abwärts, sehr leise, damit der Wärter nicht auf sie aufmerksam wurde. Lauschte auf Schritte, Atmen, Kleiderrascheln und Schlüsselklimpern, hörte aber nichts. Sie brauchte nicht erst um die Ecke herumzulinsen, um genau zu wissen, wo er war. Das hatte sie während ihrer Zeit in dieser Hölle ja ein halbes Dutzend Mal gesehen. Sie musste sich auch keine Gedanken machen, dass sie durch eine verirrte Kugel womöglich einen Unschuldigen traf, da jeder, der in diesem Verlies gefangen gehalten wurde, hinter Steinmauern und Stahltüren saß.
    Munroe drehte sich kurz um und warf einen Blick auf Neeva, die mit dem Rücken zu ihr am oberen Treppenabsatz stand, die Jericho in beiden Händen, den Lauf auf den Boden gerichtet. Dann holte sie tief Luft, rannte die verbliebenen Stufen hinunter, bog um die Ecke und drückte ab, zählte jeden Schuss, ging kontinuierlich weiter, bis das Magazin der Fünfundvierziger leer war. Sie zog die Jericho und spurtete los.
    Der Wärter hatte es geschafft, seine Waffe zu ziehen. Hatte es geschafft, drei Schüsse abzugeben, aber es war ihm nicht gelungen, sich aus der Sitzposition zu erheben. Jetzt versuchte er, eingeklemmt zwischen Stuhl und Wand, die Waffe zu heben und zu schießen. Sie trat ihm auf die Hand. Nahm ihm die Waffe ab, setzte sie ihm in einer einzigen fließenden Bewegung an den Kopf und drückte ab. Steckte die Jericho in den Hosenbund und riss den Schlüsselring aus seiner Gürtelschlaufe.

 
    Kapitel 43
    Mit dem Schlüsselring des Toten in der Hand ging Munroe auf die nächstgelegene Zelle des Untergrundgefängnisses zu. Probierte so lange, bis sie den richtigen Schlüssel gefunden hatte. Schloss auf und schob den Riegel zur Seite. Die Zelle war leer, aber voll vom selben Übelkeit erregenden Gestank, der bereits geherrscht hatte, als Neeva hier untergebracht gewesen war.
    Sie ging zur nächsten Zelle. Schloss auf. Machte die Tür weit auf. Auf einer Matte kauerte ein Kind in Lumpen, neun, vielleicht zehn Jahre alt, und versuchte mit allen Mitteln, so weit wie möglich von der Tür wegzukommen. Es sah aus, als wollte es sich am liebsten in die Wand verkriechen.
    In Munroes Kopf brach ein Chor der Stimmen los. Ungezügelte Wut brach aus ihrem Inneren hervor, und ihr Herz schlug plötzlich einen anderen Takt als den der Schlacht und des Adrenalins. Die Blutlust, der Durst nach Gewalt, unlöschbar, unaussprechlich: Die Bestie war schließlich doch aus ihrem tiefen Schlaf erwacht. Die Stimmen wurden lauter, singend, fordernd.
    Ich habe die Grenzen der Länder anders gesetzt.
    Munroe drehte sich um, suchte den Schlüssel für die dritte Zelle und öffnete sie ebenfalls.
    Ich habe ihre Schätze geraubt.
    Noch zwei Mädchen, Teenager, vielleicht fünfzehn oder sechzehn Jahre alt. Sie saßen auf der Matte, die zum Schlafen diente, und starrten schweigend geradeaus, die Arme um die Knie geschlungen.
    Ich habe wie ein Stier die Bewohner zu Boden gestoßen.
    Munroe probierte verschiedene Sprachen aus, aber nachdem sie ihr Repertoire mit allem, was in Europa möglicherweise verstanden wurde, erschöpft hatte, wechselte sie zu Zeichensprache und winkte die Mädchen zu sich.
    Sie rührten sich nicht von der Stelle.
    Sie legte die Pistole auf den Boden und hob die Hände. Winkte noch einmal.
    Eine der beiden rutschte von der Matte und kam näher. Munroe schob die Waffe mit der Hacke aus der Zelle hinaus, ließ die Hände oben und trat rückwärts auf den Korridor. Das Mädchen kam ihr nach.
    Ich hab’s durch meiner Hände Kraft ausgerichtet.
    Munroe zeigte den Flur entlang zu dem toten Wärter, dann auf sich, dann auf die Pistole. Das Mädchen hatte plötzlich ein breites Lächeln im Gesicht und wandte sich aufgeregt plappernd an die andere. Das zweite Mädchen stand auf und kam fast zur Tür gerannt. Munroe brachte sie zu der anderen Zelle, wo das kleine Kind immer noch auf seiner Matte
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