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Mission Clockwork

Mission Clockwork

Titel: Mission Clockwork
Autoren: Arthur Slade
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glatzköpfige Butler war im Grunde ganz in Ordnung, nur manchmal ein bisschen hochnäsig. Er bildete sich etwas darauf ein, dass er der einzige Amerikaner war, der jemals die Abschlussprüfung der London School of Servants for the Nobility geschafft hatte – einer Schule für Butler, die eigentlich Adeligen dienen sollen.
    Bei uns in Amerika sind die Leute, die einen Butler haben, nicht adelig, sondern reich. Ruphus hätte viel lieber für einen englischen Lord gearbeitet, idealerweise für ein Mitglied des Britischen Oberhauses oder noch besser für die Queen persönlich. Aber als Amerikaner hatte er natürlich keine Chance auf eine Anstellung in einem so vornehmen Haushalt.
    Rafael und ich hatten Ruphus’ Schlüsselbund schon oft stibitzt. Das war nicht weiter schwierig, denn der Butler fuhr abends meistens in die Stadt und kehrte erst spät zurück. Den Schlüsselbund verschloss er in einem Kasten auf dem Flur vor seinem Zimmer und den Schlüssel zu diesem Kasten versteckte er irgendwo. Warum er ihn nicht einfach bei sich trug, weiß ich nicht. Jedenfalls war er nicht sehr kreativ darin, sich neue Verstecke auszudenken, und so war es Rafael und mir stets gelungen, den Schlüssel aufzuspüren.
    Auch diesmal fand ich ihn leicht – er lag immer noch dort, wo er schon vor einem halben Jahr gelegen hatte, nämlich unter einer alten Vase aus Delfter Porzellan in der Nähe des Schlüsselkastens.
    Ich sah auf meine Digitaluhr mit eingebautem MP3-Player, die mir Dad zu Weihnachten geschenkt hatte – dem letzten Weihnachten mit Rafael. Es war kurz vor elf. Ruphus kam nie vor Mitternacht zurück, so hatte ich also mindestens eine Stunde Zeit. Ich holte den Schlüsselbund, schlich mich die Treppe hinab zu Dads Arbeitszimmer und lauschte an der Tür. Nichts.
    Leise drehte ich den Schlüssel im Schloss.
    Es war schon eine ganze Weile her, dass ich das letzte Mal in diesem Raum gewesen war. Die Wände wurden von hohen Bücherregalen beherrscht, in denen Bücher über Computer und Software, gebundene Fachzeitschriften, aber auch uralte Nachschlagewerke standen. An einer Wand befand sich ein großer Kamin. Die Vorhänge vor dem Fenster auf der gegenüberliegenden Seite waren zugezogen. In der Mitte des Raums stand ein moderner Schreibtisch mit einem Ledersessel, außerdem gab es noch einen runden Konferenztisch mit vier Stühlen.
    All das war so, wie ich es kannte, doch etwas war neu. Ein mannshoher Schaltschrank stand neben dem Schreibtisch. Er hatte eine Glastür, hinter der Hunderte von Lämpchen blinkten. Kabel führten zu einem Monitor mit Maus und Tastatur auf dem Schreibtisch.
    Der Schrank gab ein leises Summen von sich. Hinter der Glastür sah ich zwei Dutzend waagerechte Einschübe, die jeder das Logo eines Computerherstellers trugen. Offenbar handelte es sich um miteinander verbundene Hochleistungscomputer. Das sah nach einer ziemlich gigantischen Rechenleistung aus. Wozu mein Vater die brauchte, konnte ich mir nicht vorstellen.
    Der Bildschirm war schwarz, aber das Blinken der Lämpchen bedeutete, dass der Computer irgendetwas berechnete. Wahrscheinlich hatte sich der Monitor von selbst abgeschaltet, um Strom zu sparen. Ich bewegte die Maus und ein Bild erschien.
    Ich weiß nicht, was ich zu sehen erwartet hatte – Zahlenkolonnen vielleicht, die über den Bildschirm huschten, oder irgendeine Meldung mit einem Fortschrittsbalken, der anzeigte, wie lange die Berechnung, die mein Vater angestoßen hatte, noch dauerte.
    Stattdessen sah ich ein Gesicht, das mich anblickte.
    Mein Gesicht.

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    Gabriele Gfrerer
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